Die beiden KTM-Piloten Cyril Despres und Marc Coma lieferten sich auf der dritten Etappe der Rallye Dakar von San Rafael nach San Juan ein enges Duell. Nach dem dritten Wegpunkt bog Coma allerdings auf die Strecke für die Autos ab und nicht auf jene Schleife für die Motorräder. Dieser Navigationsfehler kostete den Spanier letztendlich 13 Minuten. Despres machte alles richtig und feierte seinen ersten Tagessieg bei der diesjährigen Dakar. Damit hat der Franzose auch komfortabel die Führung im Gesamtklassement übernommen.
Die dritte Etappe der Rallye Dakar war etwas kürzer als der Vortag. Zunächst musste auf dem Weg von San Rafael nach San Juan eine Verbindungsstrecke von 291 Kilometern zurückgelegt werden. Anschließend startete die Wertungsprüfung. Die Motorräder legten eine leicht andere und vor allem längere Strecke als die Autos zurück. Der Start der 270 Kilometer langen Prüfung verzögerte sich etwas, da es einen zivilen Verkehrsunfall gegeben hatte, der aber nichts mit der Dakar direkt zu tun hatte.
Vor den Teilnehmern lag ein sehr abwechslungsreiches Terrain. Es gab Flussdurchfahrten, Abschnitte mit großen Steinen und Schlaglöchern zu bewältigen, aber auch teilweise feinen Pudersand („Fesh-Fesh“). Da die Anden in Sicht kamen, mussten auch steile Steigungen bewältigt werden, die die Triebwerke der Motorräder vor eine Herausforderung stellten. Trotz der anspruchsvollen Strecke wurde an der Spitze ein hohes Tempo gefahren.
Vom Start weg entwickelte sich ein enges Duell zwischen den beiden favorisierten KTM-Stars. Der erste Wegpunkt kam nach 40 Kilometern und Despres hatte die Nase 20 Sekunden vor Coma. Ruben Faria (KTM), Paolo Goncalves (Husqvarna) und Frans Verhoeven (Sherco) hielten zunächst mit dem KTM-Duo mit. Pech hatte der Pole Jakub Przygonski. Bei Kilometer 68 blieb seine KTM stehen. Es gab ein Problem am Motor. Przygonski versuchte den Schaden notdürftig zu reparieren.
Mit Fortdauer der Etappe spitzte sich das KTM-Stallduell zu. Beim zweiten Wegpunkt hatte wieder Coma die Nase vorne. Wenn auch nur hauchdünn, denn Despres folgte nur 14 Sekunden dahinter. Die restlichen Fahrer waren bereits um über zwei Minuten abgehängt. Dieses Spiel setzte sich weiterhin fort. Den dritten Wegpunkt passierte Coma zwei Sekunden vor Despres. Auf den letzten Kilometern überschlugen sich dann die Ereignisse.
Coma verspielt die Führung
Coma wählte nach dem dritten Wegpunkt die falsche Abbiegung. Statt der Schleife für die Motorräder zu folgen, bog er direkt Richtung Ziel ab. Dieser Abschnitt war aber für die Autos und Trucks vorgesehen. Die Motorräder und Quads mussten die längere Strecke wählen. Als Erster konnte Coma natürlich niemandem folgen. Der Spanier bemerkte seinen Fehler, wendete und kehrte auf die richtige Strecke zurück.
„Bei Kilometer 170 hat sich die Strecke für die Motorräder und die Autos geteilt“, schildert Coma, wie es zu diesem Missgeschick kam. „Ich habe ins Roadbook geschaut und dachte, ich wäre richtig, aber dann habe ich gesehen, dass das nicht stimmt, denn die nächste Notiz kam nach acht Kilometern. Da habe ich gewendet, aber 16 Kilometer sind zu viel!“
„Danach habe ich angegriffen, um etwas Zeit gutzumachen, aber das war heute ein sehr schwieriger Tag, überhaupt nicht schön. Es ist, wie es ist. Ich verliere 13 Minuten. Das ist viel, aber wenn man einen Fehler macht, muss man sich nicht wundern, dass der Abstand wächst. So ist das Rennen. Gestern war mein Tag, heute nicht.“
Despres war richtig abgebogen und hat so einen komfortablen Vorsprung gewonnen. Der Franzose erreichte nach 3:48 Stunden Fahrzeit als Erster das Ziel. 13 Minuten später sah Coma das Ziel. Der Navigationsfehler hat den Spanier die Gesamtführung gekostet. Diese hat Despres übernommen und hat nun einen Vorsprung von 10:12 Minuten auf seinen härtesten Konkurrenten.
Trotz Sieg ein schwieriger Tag für Despres
„Für mich war die heutige Wertungsprüfung auch sehr schwer. Es hat heute Morgen schlecht angefangen, denn beim Aufschlag in einer Mulde habe ich mir was an der Klauenkupplung abgerissen“ sagt Despres. „Und 60 Kilometer später blieb mein Kursanzeiger stehen. Dann kamen wir in die Berge und ich wollte mein Tempo halten, weil ich wusste, dass Marc vorn sehr schnell unterwegs war. Aber dann kamen wir an einen Bach und ich musste abbremsen, weil ich aufs GPS gucken musste.“
„Dann hat meine Hinterradbremse auf dem großen Anstieg gelitten. Die Abfahrt war sehr sportlich, aber ich bin aufs Ganze gegangen. Und auf den letzten 50 Kilometern sah ich kaum noch Spuren, also war ich mir nicht sicher, ob Marc durch ist. Dann komme ich als Erster ins Ziel und man sagt mir, dass er sich verfahren hat und mir das in die Hände spielt. Das ist gut für mich, auch wenn ich mich nie über das Unglück anderer freue.“
Die Fahne der Husqvarna-Mannschaft by Speedbrain hielt heute Paolo Goncalves hoch. Der Portugiese kam als Dritter ins Ziel, knapp vor seinem Landsmann Helder Rodrigues, der mit einer Yamaha unterwegs ist. David Casteu war am Vortag von einem Insekt im Gesicht gestochen worden, weshalb seine Sicht aufgrund der Schwellung etwas eingeschränkt ist. Dennoch ist der Franzose in der Gesamtwertung als Dritter der erste Jäger des KTM-Duos.
Cody verletzt ausgeschieden
Im Feld der Verfolger ging es turbulent zu. Kurz nach dem dritten Kontrollpunkt blieben Quinn Cody und Juan Garcia Pedrero stehen. Der US-Amerikaner war gestürzt und hatte Hilfe von seinem Kollegen erhalten. Kurz darauf fuhren beide weiter. Cody hielt aber wenig später wieder an. Er wurde von einem Helikopter abgeholt und in ein Krankenhaus geflogen. Ersten Informationen zufolge soll er sich ein Schlüsselbein gebrochen haben. Auch ein Schädeltrauma wurde diagnostiziert. Damit ist die Dakar für ihn natürlich vorbei.
Auch Francisco „Chaleco“ Lopez hatte Probleme, nachdem er an den beiden Vortagen noch die KTM-Stars herausfordern konnte. Kontinuierlich verlor der Aprilia-Pilot Zeit und kam schließlich knapp 18 Minuten nach Despres ins Ziel. Morgen geht es von San Juan nach Chilecito. Insgesamt müssen die Motorräder eine Wertungsprüfung von 326 Kilometern zurücklegen.
Ergebnis der 3. Etappe (Top10):
01. Cyril Despres (KTM) 3:48:38 Stunden
02. Frans Verhoeven (Sherco) +8:37 Minuten
03. Paolo Goncalves (Husqvarna) +8:39
04. Helder Rodrigues (Yamaha) +10:03
05. Alain Duclos (Aprilia) +11:12
06. David Casteu (Yamaha) +11:42
07. Marc Coma (KTM) +13:04
08. Francisco Lopez (Aprilia) +17:59
09. Gerard Farres Guell (KTM) +18:19
10. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +18:32
Gesamtwertung nach 3 von 14 Etappen (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) 7:31:42 Stunden
02. Marc Coma (KTM) +10:12 Minuten
03. David Casteu (Yamaha) +17:16
04. Francisco Lopez (Aprilia) +17:37
05. Helder Rodrigues (Yamaha) +19:49
06. Alain Duclos (Aprilia) +20:47
07. Paolo Goncalves (Husqvarna) +26:00
08. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +26:18
09. Javier Pizzolito (Honda) +27:21
10. Jordi Viladoms (KTM) +28:26
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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