Die Hoffnung war vorhanden: Nach der schwierigen Saison 2011, in der den Ducati-Werksfahrern nur jeweils einmal der Sprung aufs Podium der MotoGP gelungen war, sollte in diesem Jahr mit dem neuen Motorrad der Anschluss an die Spitze hergestellt werden. Da durch den Wechsel auf die 1.000ccm-Motoren alle Hersteller zur Entwicklung neuer Motorräder gezwungen waren, wäre ein Leistungssprung im Bereich des Möglichen gewesen.
Doch die GP12 mit ihrem Aluminium-Chassis konnte bei den Wintertests die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Der Rückstand auf die dominierenden Werksmotorräder von Honda und Yamaha betrug im Schnitt rund eine Sekunde. Vor allem Valentino Rossi war über das Fahrverhalten unglücklich und klagte wie schon im Vorjahr über Untersteuern und ein mangelndes Gefühl für das Vorderrad.
Dennoch geben dem Italiener die Erkenntnisse des letzten Tests Auftrieb für den Saisonstart am kommenden Wochenende: „Wir haben während des Winters hart gearbeitet, und auch wenn wir zwischendurch einmal in die falsche Richtung gegangen sind, hatten wir letztendlich das gleiche gute Gefühl auf der GP12 wie beim ersten Test. Mit den Einstellungen, die wir in Katar fahren wollen, hat mir das Motorrad gute Rückmeldungen gegeben“, sagt Rossi.
Rossi auf der Suche nach Vertrauen
„In Losail wird es in den Trainingssitzungen darauf ankommen, weiteres Vertrauen in das Motorrad zu gewinnen, damit wir am Samstag das volle Potenzial ausschöpfen können“, so der 33-Jährige, der allerdings weiß, dass er in Katar aus eigener Kraft nicht aufs Podium fahren kann. „Ich bin realistisch. Unsere Zeiten sind noch ein Stück von der Spitze entfernt, wir müssen noch einige Probleme beheben. Das wird uns nicht auf Anhieb gelingen, aber wir Fahrer und das gesamte Team wissen jetzt, in welche Richtung wir arbeiten müssen. Wir werden das Motorrad während der Saison nicht komplett erneuern, aber wir versuchen, uns Schritt für Schritt zu verbessern.“
Teamkollege Nicky Hayden geht zuversichtlicher in seine Jubiläumssaison. „Dies ist meine zehnte Saison in der MotoGP. Ich habe ein starkes Team und glaube, dass wir in diesem Jahr ein gutes Motorrad haben“, sagt der US-Amerikaner, der in der Winterpause Stammgast in der medizinischen Abteilung war. Nachdem er schon den Valencia-Test im November wegen seiner beim Rennstart erlittenen Verletzung nicht absolvieren konnte, verletzte er sich Ende Dezember beim Motocross Training an der Schulter.
Hayden mit Testrückstand
Erst nach einer Operation war der 30-Jährige wieder voll einsatzfähig, die beiden Tests in Sepang waren für ihn dennoch mehr oder weniger nutzlos. „Durch die Verletzungen aus Valencia und meinen Trainingsunfall verlief die Vorbereitung nicht nach Wunsch“, gesteht Hayden ein. Daher war der Test in Jerez ein – erfolgreicher – Härtetest für seine Fitness: „Dort fuhr ich viele Runden am Limit“, berichtet ein zufriedner Hayden.
„Katar ist einzigartig, denn wir fahren bei Nacht, aber nach der dritten oder vierten Kurve registrierst du den Unterschied nicht mehr. Auch bei der Linienwahl oder der Abstimmung ändert sich nicht viel“, beschreibt der US-Amerikaner die Besonderheiten des Auftaktrennens. Obwohl die Strecke in der Wüste liegt, kann dort Feuchtigkeit zu einem Problem werden. „Später am Abend kann die Strecke durch Tau etwas rutschig werden, vor allem in der zweiten Kurve.“
Auch Hayden weiß, dass Ducati nicht dort steht, wie sie gerne stehen würden: „Ich würde lieber mit der Gewissheit in die Saison starten, dass ich näher an der Spitze bin.“ Dennoch ist der 30-Jährige zuversichtlich: „Hoffentlich gelingen uns einige Fortschritte“ Hayden freut sich vor allem auf den direkten Zweikampf mit seinen Kollegen: „Ich bin bisher nur alleine mit dem Motorrad gefahren und daher gespannt darauf, wie es sich im direkten Vergleich zur Konkurrenz verhält.“
Die Basis stimmt
Teammanager Vittoriano Guareschi zollt seiner Mannschaft Respekt für ihre Anstrengungen in den zurückliegenden Monaten: „Die Winterpause war von harter Arbeit und viel Einsatz aller Mitarbeiter in der Rennabteilung geprägt. Auch Valentino und Nicky haben auf der Strecke hart gearbeitet.“ Guareschi gibt zu, dass es während des Winters einige schwierige Momente gab, trotzdem ist er der Überzeugung: „Wir haben für Katar eine gute Basis.“
Von dieser Basis aus will Ducati die GP12 weiterentwickeln: „Das ist ein Ausgangspunkt oder vielmehr der erste von vielen Schritten, die auf unserem Weg folgen werden.“ Aufschluss darüber, welche Schritte im einzelnen unternommen werden müssen, erhofft sich der Italiener vom Rennwochenende in Katar: „Das Rennen wird uns ehrlichere Antworten liefern als die Tests. Wir werden wichtige Informationen erhalten, die uns bei der Verbesserung unseres Motorrads helfen werden.“
Text von Markus Lüttgens
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