Das erste Rennen der Superbike-WM in Assen wurde vom Wetter beeinflusst. Kurz nach Halbzeit öffnete der Himmel über der niederländischen Strecke seine Schleusen und setzte den TT-Kurs unter Wasser.
Es wurde abgebrochen und neugestartet. Reihenweise stürzten die Piloten. Am Ende hatte Sylvain Guintoli die Nase vorn und bescherte der Liberty-Mannschaft den ersten Sieg. Rookie Davide Giugliano und Carlos Checa sorgten für einen Ducati-Dreifachsieg. BMW verspielte durch Stürze alle Siegchancen.
Zunächst wurde das Rennen im Trockenen gestartet Tom Sykes (Kawasaki) nutzte seine Pole-Position perfekt und bog als Führender in die erste Kurve. An seinem Hinterrad folgten Jonathan Rea (Honda), Checa, Marco Melandri (BMW), der einen Raketenstart hinlegte, und Leon Haslam (BMW). Das Liberty-Duo Jakub Smrz und Guintoli verloren einige Positionen. Max Biaggi (Aprilia) musste von Startplatz 17 losfahren und kam als 13. aus der ersten Runde zurück. Sykes legte an der Spitze sofort das Tempo vor und hatte nach zwei Umläufen bereits einen Vorsprung von einer Sekunde. Der Brite war in der Anfangsphase klar der Schnellste. Erster Verfolger war Melandri, der in der dritten Runde Rea überholte, aber 1,3 Sekunden zurücklag.
Der Italiener konnte die Lücke schließen und hatte die Kawasaki nach fünf Runden eingeholt. Zu diesem Zeitpunkt kämpfte Checa mit Smrz und Haslam um Platz sechs. Biaggis Aufholjagd war hinter John Hopkins (Crescent-Suzuki) gestoppt und der Weltmeister von 2010 hing auf Rang zwölf. An der Spitze blieb es spannend, denn auch Rea hielt mit Melandri mit und es gab einen Dreikampf um die Führung. Der Brite hatte aber großes Glück, denn bei einem Angriff auf die BMW rutschte das Hinterrad der Honda weg, doch Rea konnte das Motorrad mit dem Knie wieder aufstellen und weiterfahren. Trotzdem fiel er auf Rang sieben zurück.
Technische Probleme bei Sykes
Bei Rennhalbzeit rauchte plötzlich die Kawasaki von Sykes. Melandri ließ einige Meter Abstand, um nicht auf dem Öl auszurutschen. Als Sykes das Problem merkte, ließ er die Spitze zunächst vorbei, Haslam deute ihm, dass er ein Problem hat, doch der Brite fuhr weiter. Die Rennleitung signalisierte ihm das technische Problem. Schließlich stellte er die Ninja ZX-10R ab. Seine Schwierigkeiten hatten das Feld etwas durcheinander gebracht. Die Führung übernahm Haslam gefolgt von Melandri.
Der Italiener überholte aber gleich seinen Teamkollegen und lag wieder auf Platz eins. Auch Guintoli und Smrz zogen an Haslam vorbei. Das Feld lag dicht beisammen. Die ersten zwölf Fahrer befanden sich innerhalb von drei Sekunden. Neun Runden vor dem Ziel zeigte die Rennleitung die weiße Flagge mit dem roten Kreuz und signalisierten eine rutschige Strecke. Prompt flog Melandri ab, ein weiterer Fahrer ging ebenfalls zu Boden. In der gleichen Kurve fuhren unzählige Fahrer neben die Strecke.
Plötzlicher Regen sorgt für Abbruch
Die Rennleitung reagierte sofort und brach das Rennen ab. Melandri setzte sich wieder auf seine BMW und fuhr langsam zurück an die Box. Gewertet wurde der Stand nach 13 Runden. Die Reihenfolge lautete: Melandri, Guintoli, Smrz, Haslam, Checa, Chaz Davies (ParkinGO-Aprilia), Ayrton Badovini (BMW Italia) und Rea. Hopkins war Neunter und Biaggi 13.
Da noch nicht genügend Runden absolviert waren, gab es einen Neustart. In der 15-minütigen Pause reparierten die Mechaniker die Motorräder, denn seit diesem Jahr ist keine Ersatzmaschine erlaubt. Es hatte plötzlich zu regnen bekommen, weshalb die Stürze passiert waren. Deshalb wurden die Bikes für Regen umgebaut.
Während der Unterbrechung fing es immer stärker an zu regnen. Es stellte sich auch heraus, was das Problem an der Kawasaki war. Ein Wasserschlauch bereitete Sykes Schwierigkeiten. Er fragte bei der Rennleitung an, ob er wieder starten kann, denn er hätte auch vorhin weiterfahren können, wenn man ihm nicht die schwarze Flagge mit dem roten Punkt gezeigt hätte. Er durfte aber nicht erneut angreifen. Da der TT-Circuit komplett unter Wasser stand, erklärte die Rennleitung den zweiten Teil für „nass“.
Starker Regen beim Neustart
Um 12:52 Uhr wurden die Fahrer für den Neustart in die Aufwärmrunde geschickt. Der dritte Startplatz blieb frei, weil Smrz fehlte. Es schüttete aus Eimern und die Bedingungen erinnerten an das verregnete Nürburgringrennen im Vorjahr. Neun Runden standen noch an. Soweit kam Leon Camier gar nicht, denn er stürzte bereits in der Aufwärmrunde von seiner Crescent-Suzuki. Beim Start setzte sich Rea durch und übernahm vor dem BMW-Duo die Führung. Vorsichtig tasteten sich die Fahrer über den überfluteten Kurs.
Gleich in den ersten Kurven konnten sich die beiden Briten Haslam und Rea absetzen, doch Rea rutschte aus und war draußen. So lag Haslam am Ende der ersten Runde 4,5 Sekunden vor Badovini und Checa. Melandri war der Verlierer der Startphase. Von der Pole-Position wurde er bis auf Rang zehn durchgereicht. Haslam fuhr dem Feld auf und davon und war um drei Sekunden pro Runde schneller als der Rest der Welt.
Haslam wirft Führung weg
Die Freude im BMW-Lager dauerte aber nicht lang. In der dritten Runde schmiss er die BMW in Kurve 15 ins Kiesbett, obwohl er einen Vorsprung von knapp neun Sekunden hatte. Dadurch übernahm Checa die Führung, gefolgt von Badovini und Biaggi. Auch Hopkins, Davies und Lorenzo Zanetti (PATA-Ducati)stürzten. Das Rennen war weiterhin offen, denn jeden konnte es erwischen.
Guintoli mischte auch wieder an der Spitze mit und schnappte sich fünf Runden vor dem Ziel Biaggi für Platz drei. Routinier Checa kam drei Umläufe vor dem Ende von der Linie ab, blieb aber sitzen und Badovini schlüpfte durch und übernahm die Führung. Auch Guintoli schnappte sich den Weltmeister. Badovini konnte sich aber nicht lange freuen, denn er machte es Haslam nach und flog ins Kiesbett.
Guintoli gewinnt
Eine starke Leistung zeigte Rookie Giugliano, der keinen Fehler machte und an seinem Teamkollegen Checa vorbeiging und hinter Guintoli Platz zwei übernahm. Auf den letzten Metern änderte sich nichts mehr. Der Franzose fuhr den Sieg souverän ins Ziel. Es war der erste Sieg für die Liberty-Mannschaft in der Superbike-WM. Checa versuchte in der Zielschikane noch seinen Teamkollegen zu überholen, doch der Rookie konterte und kam als Zweiter über die Linie. Somit standen drei Ducati auf dem Podium.
Biaggi wurde nach Startplatz 17 beziehungsweise 13 schließlich Vierter und kam direkt hinter Checa ins Ziel. Deshalb änderte sich in der WM nichts Wesentliches. Sein Aprilia-Teamkollege Eugene Laverty feierte als Fünfter sein erstes Erfolgserlebnis in dieser Saison. Bester BMW-Pilot war schließlich Michel Fabrizio als Sechster. Melandri war im Nassen bis auf Position neun zurückgefallen. Zwischen den beiden S1000RR klassierten sich Smrz und Niccolo Canepa (Liberty-Ducati) als Siebter und Achter. Mit über einer Minute Rückstand kamen Leandro Mercado (Pedercini-Kawasaki), Maxime Berger (Liberty), Hiroshi Aoyama (Honda) und David Salom (Pedercini-Kawasaki) ins Ziel.
Ergebnisse:
1. Sylvain Guintoli (Team Effenbert Liberty Racing) Ducati 1098R 18’38.395
2. Davide Giugliano (Althea Racing) Ducati 1098R 18’41.028
3. Carlos Checa (Althea Racing) Ducati 1098R 18’41.426
4. Max Biaggi (Aprilia Racing Team) Aprilia RSV4 Factory 18’42.322
5. Eugene Laverty (Aprilia Racing Team) Aprilia RSV4 Factory 18’42.769
6. Michel Fabrizio (BMW Motorrad Italia GoldBet) BMW S1000 RR 18’49.754
7. Jakub Smrz (Liberty Racing Team Effenbert) Ducati 1098R 19’04.807
8. Niccolò Canepa (Red Devils Roma) Ducati 1098R 19’15.957
9. Marco Melandri (BMW Motorrad Motorsport) BMW S1000 RR 19’28.291
10. Leandro Mercado (Team Pedercini) Kawasaki ZX-10R 19’47.242
11. Maxime Berger (Team Effenbert Liberty Racing) Ducati 1098R 19’50.155
12. Hiroshi Aoyama (Honda World Superbike Team) Honda CBR1000RR 19’52.383
13. David Salom (Team Pedercini) Kawasaki ZX-10R 20’05.414
14. Lorenzo Zanetti (PATA Racing Team) Ducati 1098R 19’33.081
15. Mark Aitchison (Grillini Progea Superbike Team) BMW S1000 RR 19’45.779
RT. Ayrton Badovini (BMW Motorrad Italia GoldBet) BMW S1000 RR 12’40.295
RT. Chaz Davies (ParkinGO MTC Racing) Aprilia RSV4 Factory 6’43.300
RT. Leon Haslam (BMW Motorrad Motorsport) BMW S1000 RR 4’16.738
RT. John Hopkins (Crescent Fixi Suzuki) Suzuki GSX-R1000 2’26.685
RT. Leon Camier (Crescent Fixi Suzuki) Suzuki GSX-R1000
RT. Jonathan Rea (Honda World Superbike Team) Honda CBR1000RR
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Artikel veröffentlicht von: Klaus Nägler
Neueste Kommentare