Joan Lascorz © Kawasaki

© Kawasaki – Joan Lascorz ist seit seinem Unfall in Imola an den Rollstuhl gefesselt

Joan Lascorz hat erstmals seit seinem schweren Testunfall am 2. April in Imola sein Schweigen gebrochen. Beim Gedanken an den verhängnisvollen Crash auf der Anfahrt zur Piratella-Kurve, der ihn an den Rollstuhl fesselte, verspürt der Spanier große Bitterkeit, aber auch Dankbarkeit für die ihm entgegengebrachten Genesungswünsche.

„Was mir passierte, war eine Schande“, klagt der ehemalige Kawasaki-Pilot. „Ich weiß nicht, ob es ein unglücklicher Zwischenfall war oder ob die Standards in Imola einfach nicht ausreichen, um dort mit 240 PS starken Motorrädern zu fahren. So oder so markiert der Unfall einen Wendepunkt in meiner Karriere und in meinem Leben.“

In seinen Beinen, Fingern und im Bereich des Unterleibs ist Joan Lascorz die Bewegungsfähigkeit komplett abhanden gekommen. In den Händen, Armen, Schultern, im Nacken sowie im Gesicht hingegen hat er Gefühl. „Es ist eine schwierige Situation. Ich muss jetzt auf die Zähne beißen, um weiterzumachen“, so der Spanier, der beim Unfall keine mentalen Schäden davontrug und das Guttmann-Institut in Barcelona Mitte September verlassen wird, um ein neues Leben zu beginnen.

Überwältigt von der Anteilnahme

Seit seiner Verlegung vom Krankenhaus Vall D’Hebron ins Guttmann-Institut Mitte Mai wurde Lascorz von zahlreichen seiner Superbike-Kollegen besucht. Auch der eine oder andere MotoGP-Pilot wie Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Valentino Rossi, Nicky Hayden, Andrea Dovizioso, Cal Crutchlow oder Yonny Hernandez stattete dem Verunglückten einen Besuch ab.

„Ich möchte allen Menschen danken, die während der zurückliegenden Monate in meiner Nähe waren. Ich danke allen Superbike- und MotoGP-Fahrern und all den Fahren aus den anderen Klassen. Zudem geht mein Dank an Albert Llovera, Filippo Preziosi, Oscar Lanza, Isidre Esteve, Pau Bach, die mich besucht haben. Den Ärzten der Superbike-WM, der Maggiore-Klinik in Bologna, der Vall-D’Hebron-Klinik und dem Guttmann-Institut gilt mein besonderer Dank. Ich wurde wie ein König behandelt“, so Lascorz.

Von der großen Anteilnahme seiner Fahrerkollegen ist er überwältigt. Im Rahmen der Aktion „Power für Lascorz“ treten die Superbike- und MotoGP-Teams bis Ende der Saison mit einem gelben Aufkleber und der Lascorz-Startnummer 17 an. „Das werde ich nie vergessen“, zeigt sich der ehemalige Kawasaki-Pilot gerührt und fügt hinzu: „Ich muss mich einfach bei allen bedanken. Jeder interessiert sich für mich, obwohl ich seit Monaten nichts von mir habe hören lassen. Ich bin stolz auf meine Karriere und die wunderbaren Menschen, denen ich begegnet bin.“

Neue Ziele und ein Versprechen

Darüberhinaus bedankt sich der Spanier bei seiner Familie, die während der schwierigen Phase nach dem Unfall nie von seiner Seite wich. „Mein Vater Juan machte wohl eine noch schlimmere Zeit durch als ich. Gleiches gilt für meine Mutter Maribel, meine Brüder, Schwestern, Cousins und Freunde“, zollt der 27-Jährige seinem Umfeld großen Respekt.

Sobald er das Guttmann-Institut verlassen hat, will Lascorz sein Leben neu ausrichten. „Ich muss alles überdenken und nach vorn schauen. Ich muss mir neue Ziele setzen, um das Leben weiterhin zu genießen, auch wenn es nicht in derselben Intensität wie früher der Fall sein wird. Manchmal verspüre ich große Traurigkeit. Wegen einer Mauer ist plötzlich alles anders. Das ist ungerecht und sehr traurig, doch jetzt müssen wir eine Lösung finden.“

„Es gibt Momente, in denen ich versuche, mit Zuversicht und Optimismus in die Zukunft zu blicken. Diese Verletzung wird mich nicht für immer von den Rennen fernhalten können“, verspricht Lascorz, fügt aber im selben Atemzug hinzu: „Doch mein Leben ist dadurch schwer gezeichnet.“

Text von Mario Fritzsche

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