(Motorsport-Total.com) – Cyril Despres ist der große Gewinner der Rallye Dakar 2013. Nach zwei harten Wochen durch Peru, Argentinien und Chile erreichte der KTM-Werksfahrer als Erster das Ziel in Santiago de Chile. Nach 2005, 2007, 2010 und 2012 triumphierte der Franzose zum fünften Mal in der Motorradkategorie.
In diesem Jahr wurde es Despres nicht einfach gemacht, denn die Konkurrenz setzte den Routinier von der ersten bis zur letzten Etappe unter Druck. Am letzten Tag machte es noch Francisco „Chaleco“ Lopez spannend, doch ein Motorwechsel vereitelte den Angriff des Chilenen. Hinter Despres komplettierten Ruben Faria und Lopez das Podest.
Bevor die Sieger im Ziel feiern durften, musste noch die 14. Etappe absolviert werden. Vom Biwak in La Serena wurde zunächst eine Verbindungsstrecke über 122 Kilometer absolviert. Anschließend startete die letzte Wertungsprüfung in diesem Jahr. Die Stoppuhr tickte für 111 Kilometer. Der Start musste um etwas mehr als eine Stunde verschoben werden, denn es herrschte dichter Nebel und die Helikopter konnten nicht aufsteigen. Zudem regnete es in einigen Abschnitten der heutigen Strecke. Lopez fuhr als Erster los und war im Angriffsmodus, denn er witterte noch eine Chance.
Schließlich entschied Lopez den ersten Wertungsabschnitt für sich. Faria belegte 24 Sekunden dahinter den zweiten Platz. Despres verlor dagegen 8:14 Minuten. Für die virtuelle Gesamtwertung bedeutete das, dass sein Vorsprung auf Lopez auf lediglich eine Sekunde geschrumpft war. Das war aber noch nicht die ganze Geschichte: Lopez musste gestern Abend den Motor an seiner KTM wechseln. Dafür erhielt er laut Reglement eine Zeitstrafe von 15 Minuten. Das bedeutete wiederum, dass Lopez nicht mehr um den Sieg fuhr, sondern um einen Podestplatz.
Nach dem ersten Wertungsabschnitt wurde eine 220 Kilometer lange Verbindungsstrecke absolviert. Anschließend warteten die allerletzten 15 gezeiteten Kilometer auf die verbliebenen 125 Motorräder. Hier fiel auch die endgültige Entscheidung um die drei Podestplätze. Lopez stellte die Bestzeit auf, doch auf seine Zeit wurden die 15 Strafminuten für den Motorwechsel addiert. Deshalb durfte sich Faria über den Tagessieg freuen. Joan Barreda Bort (Husqvarna) belegte den zweiten Platz.
Despres machte alles richtig
Despres büßte zwar knapp vier Minuten auf seinen Edelhelfer Faria ein, doch seinen Gesamtsieg hatte er in der Tasche. Nach 14 Etappen betrug sein Vorsprung 10:43 Minuten auf Faria. „Es stimmt, dass ich die Ziellinie überqueren musste und all die Fotos und all die Leute sehen musste, um zu sehen, dass mir niemand mehr den Sieg streitig machen kann“, sagt der überglückliche Gewinner. „Ich versuchte es mit all den Überraschungen, die bei einer Dakar warten können: Es gab kleine Navigationsfehler, aber vielleicht weniger als bei anderen Fahrern.“
„Am Ende habe ich einen guten Grund glücklich zu sein. Wenn der Tag kommt, dass die Dakar einfach zu gewinnen ist, dann interessiert sie mich nicht mehr. Dieser Tag ist aber noch weit weg. Die Dakar ist zu lang, zu hart, zu heiß und zu kalt – man muss sehr früh aufstehen und den Weg durch die großen Dünen in Peru und Chile finden. Man muss es mit den Steinen und den Kakteen in Cordoba aufnehmen“, zählt Despres die Herausforderungen auf.
„Es ist viel zu knifflig, um es einfach zu gewinnen. Es fühlt sich noch besser an, wenn man ein schwieriges Rennen gewinnt. Ich konzentriere mich immer auf meine Aufgaben und denke viel zu sehr an das Rennen, um zu beeindruckt zu sein. Wir kämpfen gegen die Wüste, die Steine, die Anden.“ Für das perfekte Teamergebnis sorgte sein Edelhelfer Faria: „Gestern habe ich den zweiten Platz verloren und mir gedacht, dass der Podestplatz für mich großartig ist“, sagt der Portugiese. „Chaleco wechselte seinen Motor, also wollte ich auf den letzten Kilometern meinen Platz verteidigen. Während der letzten zehn Kilometer stürzte ich im Staub von Pizzolito. Es war aber nichts passiert. Ich schwebe auf Wolke sieben.“
Lopez mit Podestplatz glücklich
Trotz Strafe schaffte es Lopez noch als Dritter auf das Siegerpodium. „Ich hatte gestern ein Getriebeproblem und musste den Motor wechseln“, nennt der Chilene die Gründe. „Unglücklicherweise, denn ich war auf Platz zwei. Es nach Santiago zu schaffen war aber wichtiger, als einem unmöglichen zweiten Platz nachzujagen. Ich bin glücklich, weil ich die gestrige Etappe gewonnen habe. Ich habe vier Etappensiege und einen Podestplatz errungen. Ich freue mich für mich selbst, für Chile, für meine Familie und meine Frau.“
„Es war die richtige Entscheidung den Motor zu wechseln. Hätte ich es nicht getan, dann wäre ich immer noch unterwegs. Dieser dritte Platz zählt jetzt mehr als der zweite, speziell wenn ich an das Vorjahr und meinen schweren Unfall denke. Es fühlt sich wie ein Dakar-Sieg an.“ Den KTM-Fünffachsieg machten Ivan Jakes und Juan Pedrero perfekt. Pedrero musste ebenfalls noch für den letzten Tag den Motor wechseln.
Bester Yamaha-Vertreter bei der diesjährigen Dakar war Olivier Pain auf Rang sechs. Dahinter folgten mit Helder Rodrigues und Javier Pizzolito die besten Honda-Fahrer. Frans Verhoeven stürzte auf der neutralisierten Strecke und beschädigte dabei noch den Tank an seiner Yamaha. An Endrang neun änderte sich aber nichts. Das Speedbrain-Team zeigte in den beiden Wochen oft ein herausragendes Tempo, doch für den Gesamtsieg spielte das deutsche Team keine Rolle. Paulo Goncalves wurde mit seiner Husqvarna Zehnter. Barreda Bort beendete den Marathon als 17. Der Deutsche Ingo Zahn (KTM) kam auf Platz 85 ins Ziel und der Österreicher Ferdinand Kreidl (KTM) als 88.
Ergebnis der 14. Etappe (Top 10):
01. Ruben Faria (KTM) – 1:43:06 Stunden
02. Joan Barreda Bort (Husqvarna) +8 Sekunden
03. Helder Rodrigues (Honda) +24
04. Mario Patrao (Suzuki) +1:21 Minuten
05. Olivier Pain (Yamaha) +2:14
06. Paulo Goncalves (Husqvarna) +2:32
07. Jeremias Isreael Esquerre (Honda) +2:37
08. Frans Verhoeven (Yamaha) +2:39
09. Ivan Jakes (KTM) +3:07
10. Gerard Farres Guell (Honda) +3:11
Endergebnis nach 14 Etappen (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) – 43:24:22 Stunden
02. Ruben Faria (KTM) +10:43 Minuten
03. Francisco Lopez (KTM) +18:48
04. Ivan Jakes (KTM) +23:54
05. Juan Pedrero (KTM) +55:29
06. Olivier Pain (Yamaha) +1:06:30
07. Helder Rodrigues (Honda) +1:11:22
08. Javier Pizzolito (Honda) +1:26:07
09. Frans Verhoeven (Yamaha) +1:26:35
10. Paulo Goncalves (Husqvarna) +1:28:20
Text von Gerald Dirnbeck
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