Aprilia und Suzuki sind in die MotoGP zurückgekehrt, KTM folgt in der Saison 2017. Somit werden bald sechs Hersteller in der Königsklasse des Motorradrennsports aktiv sein.
Viele würden sich auch eine Rückkehr von Kawasaki wünschen, doch die „Grünen“ erteilten einem Comeback in jüngster Vergangenheit vehement eine Absage.
Kawasaki war zwischen 2003 und 2008 in der MotoGP mit einem Werksteam vertreten. Für einen Sieg reichte es nicht.
Ende 2008 wurde aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise dem Projekt der Stecker gezogen. 2009 verblieb noch ein Motorrad für Marco Melandri unter dem Hayate Banner. Seither konzentriert sich Kawasaki auf die Superbike-WM. Mit Erfolg, denn in den vergangenen drei Jahren wurde zweimal die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen. Die Ninja ZX-10R ist das dominierende Motorrad der Serie.
Aprilia entschied sich dazu, das Engagement in der Superbike-WM herunterzufahren und sich stattdessen auf die MotoGP zu konzentrieren. In diesem wettbewerbsorientierten Umfeld können Erkenntnisse für die Entwicklung gewonnen werden. Außerdem ist die MotoGP eine globale Bühne für die Vermarktung. Dagegen schwindet der Zuspruch für die Superbike-WM von Jahr zu Jahr. Mit Ducati hat Kawasaki auch nur einen sportlichen Gegner.
Trotzdem wird Kawasaki nicht dem Beispiel von Aprilia folgen. Rennchef Ichiro Yoda erteilt der MotoGP eine klare Absage: „Die nötigen Investments würden es uns nicht ermöglichen“, hält der Japaner im italienischen ‚Riders Mag‘ fest. „Am Ende muss man Motorräder verkaufen. Andere Marken verkaufen um Millionen mehr als wir. Für sie entspricht das MotoGP-Investment einem Prozent ihrer Verkaufszahlen.“
Außerdem sieht Yoda die technischen Rahmenbedingungen in der Königsklasse für Kawasaki ungeeignet: „Sollten wir zurückkehren, dann müssten sich mehrere Dinge ändern. Momentan sind die Regeln sehr restriktiv. Mit einem Ableger eines Serienmodells könnte man zum Beispiel nicht mitfahren. Es gibt technische Lösungen wie das Seamless-Getriebe, das man bei einer Straßenmaschine nie verwenden würde. Es ist viel zu teuer und es nicht wert.“
Dem ist entgegenzuhalten, dass es viele Einheitsteile in der MotoGP gibt. Alle verwenden die gleichen Michelin-Reifen, nutzen Brembo-Bremsen und Dämpferelemente von Öhlins. KTM könnte mit WP-Dämpfern einen neuen Trend einführen. Dazu verwenden alle Teams ab 2016 die gleiche Elektronik. Ducati und KTM arbeiten beim Seamless-Getriebe mit Xtrac zusammen. Hauptsächlich unterscheiden sich die Prototypen durch verschiedene Motorkonzepte.
Obwohl Yoda die hohen Kosten kritisiert, würde er sich ein offeneres Reglement wünschen: „Sollte die Dorna ihre Philosophie ändern und die Regeln öffnen, damit jeder Hersteller frei experimentieren könnte, dann würden wir eventuell in die MotoGP zurückkehren. Für den Moment bleibt unser Fokus auf der Superbike-WM.“ Mit der überarbeiteten ZX-10R gilt Kawasaki auch in der kommenden Saison als großer Favorit.
Text von Gerald Dirnbeck
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