Motorradmagazin » Racing » MotoGP Barcelona 2016: Rossi verhagelt spanische Fiesta
Was sich alle MotoGP-Fans lange erhofft hatten, wurde beim Großen Preis von Katalonien der MotoGP Wirklichkeit: Ein knallharter Zweikampf zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez um den Sieg.
Rossi fuhr sich von der fünften Startposition bis an die Spitze, konnte aber Marquez das ganze Rennen nicht abschütteln.
In den letzten fünf Runden lieferten sich die beiden erbitterten Rivalen einen gnadenlosen, aber fairen Kampf. Am Ende setzte sich der „Doktor“ um 2,652 Sekunden durch.
„Das war einer der besten Siege meiner Karriere!“, jubelt der 37-Jährige nach seinem siebten Sieg in der Königsklasse auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya und seinem 114. insgesamt. Er widmet den Triumph Luis Salom. „Als er vorne lag, wurde mir klar, dass ich es schaffen kann.“ Entscheidend war ein Fehler von Marquez in der vorletzten Runde, nachdem sowohl er als auch Rossi das Rennen angeführt hatten. „Es war ein schönes Duell mit Valentino und die Zuschauer haben es sicher genossen“, nimmt es Marquez sportlich. Im Parc Ferme schüttelten die beiden Erzrivalen sogar Hände.
Rossi hatte eine Menge Arbeit zu erledigen, um sich an die Spitze zu fahren. Vom fünften Startplatz aus hatte er nicht den besten Start und musste sich zunächst an einer Reihe von Konkurrenten vorbeiarbeiten. Auf dem Weg nach vorn zeigte er unter anderem ein sehenswertes Doppelmanöver gegen Andrea Iannone und Maverick Vinales, als er an beiden auf einen Schlag vorbeiging. In der dritten Runde war der bis dahin drittplatzierte Dani Pedrosa fällig, während Jorge Lorenzo vom Start weg das Rennen vor Marc Marquez anführte.
Packendes Duell bis zum Fahrfehler
Drei Runden später fiel auch Marquez zum ersten Mal Rossi zum Opfer, während Lorenzo an der Spitze immer größere Probleme bekam. Eingangs der siebten Runde war die Schonfrist für den amtierenden Weltmeister dann abgelaufen: Rossi ging in Kurve eins unter tosendem Lärm der Zuschauer vorbei, Marquez schlug vier Kurven später zu. Schnell stellte sich heraus, dass Rossi Marquez nicht würde abschütteln können, als beide dem Feld aber davonfuhren. „Leider konnte ich nie eine Lücke zu ihm öffnen. Da wusste ich, es wird hart“, sagt der Rennsieger.
Fünf Runden vor Schluss wurden die Samthandschuhe ausgezogen. Marquez attackierte, Rossi konterte. Mehrmals wechselte die Führung zwischen den beiden einstigen Freunden hin und her. Doch keiner von beiden konnte sich einen entscheidenden Vorsprung herausfahren. Der Honda-Pilot übernahm drei Runden vor Schluss die Spitze, musste jedoch enorm viel Energie investieren, um vorne zu bleiben. Rossi blieb dran und konterte in der vorletzten Runde in Kurve eins.
Die Entscheidung fiel eine halbe Runde später, als Marquez einen entscheidenden Fehler in Kurve sieben machte, womit Rossi der Sieg nicht mehr zu nehmen war. „Ich hatte in der Hitze die größeren Probleme, speziell mit dem Vorderreifen“, so der zweimalige Champion. „Am Ende war ich einfach am Limit.“ Auch Marquez widmet seinen Podiumsplatz und das spannende Duell mit Rossi Luis Salom.
Iannone schießt Lorenzo aus dem Rennen
Dani Pedrosa kletterte als Dritter aufs Podium vor Maverick Vinales, der mit der Suzuki zwischenzeitlich sogar wie ein Siegkandidat aussah, aber mehrere Fehler bei Ausbremsversuchen machte. „Ich weiß nicht, was er da veranstaltet hat“, wundert sich Pedrosa. Nachdem Rossi an ihm vorbei war, beharkte ihn Vinales mit wildesten Attacken ohne vorbeizukommen, was beiden den Anschluss an die drei Führenden kostete. Doch zumindest einen sollten sie bald wieder einholen.
Für Jorge Lorenzo entwickelte sich das Rennen nämlich schon sehr früh in eine schlechte Richtung und endete schließlich in einem Desaster: Nachdem Rossi und Marquez schon vorbei waren, musste er auch Pedrosa ziehen lassen. Vinales hatte es schwerer: Auch im Kampf mit Lorenzo zeigte der Suzuki-Pilot ungewohnte Schwächen bei Ausbremsversuchen. Teilweise hatte er sogar zwei Overshoots in einer Runde, wodurch Lorenzo immer wieder die Linie kreuzen und kontern konnte. Nach unzähligen Versuchen ging Vinales schließlich durch, hatte aber den Anschluss nach vorne verloren.
Lorenzo fehlte es massiv an Mid Corner Speed. Er konnte das Tempo gar nicht mehr gehen und wurde schließlich von Andrea Iannone eingeholt. Doch nicht zum ersten Mal in dieser Saison zeigte sich der Ducati-Pilot übermotiviert und schoss sich und Lorenzo in Kurve zehn aus dem Rennen. Iannone war viel zu spät auf der Bremse, das Hinterrad hob von der Strecke ab und er nahm den in die enge Spitzkehre einbiegenden Yamaha-Piloten Volley. Für beide war das Rennen auf der Stelle beendet. Lorenzo stapfte fuchsteufelswild zurück an die Box – wohl wissend, dass er die Tabellenführung an Marquez würde abtreten müssen.
Starke Leistung von Alvaro Bautista
So profitierten mehrere Fahrer von Kundenteams, die ihre beste Saisonleistung zeigten: Pol Espargaro egalisierte seinen fünften Platz aus Le Mans mit einer feinen Fahrt auf der Tech-3-Yamaha, während Cal Crutchlow (LCR-Honda) mit Rang sechs auf einen Schlag seinen Stand auf dem Punktekonto verdoppelte. Hinter Andrea Dovizioso (Ducati/7.) fuhr Alvaro Bautista mit der Aprilia auf einen hervorragenden achten Platz vor Danilo Petrucci (Pramac-Ducati/9.) und Jack Miller (Marc-VDS-Honda/10.).
Die meisten Positionen im Rennen abgeben musste Hector Barbera (Avintia-Ducati/11.), der nicht ansatzweise an seine hervorragende Qualifying-Performance anknüpfen konnte. Seinen vierten Startplatz konnte er nicht umsetzen und schon nach der ersten Runde lag er außerhalb der Top 10. Stefan Bradl (Aprilia) fuhr auf die zwölfte Position, aber angesichts der Leistung seines Teamkollegen Bautista wird er damit kaum zufrieden sein.
Die Saison 2016 der Motorrad-Weltmeisterschaft wird vom 24. bis 26. Juni fortgesetzt, wenn die Dutch TT in Assen auf dem Programm steht, bei der das Rennen erstmals am Sonntag stattfinden wird.
Ergebnisse MotoGP 2016 Barcelona (Italien)
1 25 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 44’37.589 156.4
2 20 93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 44’40.241 156.3 2.652
3 16 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 44’43.902 156.0 6.313
4 13 25 Maverick VIÑALES SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 45’01.977 155.0 24.388
5 11 44 Pol ESPARGARO SPA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 45’07.135 154.7 29.546
6 10 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 45’13.833 154.3 36.244
7 9 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 45’19.053 154.0 41.464
8 8 19 Alvaro BAUTISTA SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 45’20.564 153.9 42.975
9 7 9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Yakhnich DUCATI 45’22.926 153.8 45.337
10 6 8 Hector BARBERA SPA Avintia Racing DUCATI 45’24.258 153.7 46.669
11 5 43 Jack MILLER AUS Estrella Galicia 0,0 Marc VDS HONDA 45’27.103 153.6 49.514
12 4 6 Stefan BRADL GER Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 45’32.722 153.3 55.133
13 3 50 Eugene LAVERTY IRL Aspar Team MotoGP DUCATI 45’35.563 153.1 57.974
14 2 53 Tito RABAT SPA Estrella Galicia 0,0 Marc VDS HONDA 45’37.730 153.0 1’00.141
15 1 51 Michele PIRRO ITA Avintia Racing DUCATI 45’38.018 153.0 1’00.429
16 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Yakhnich DUCATI 45’53.858 152.1 1’16.269
17 68 Yonny HERNANDEZ COL Aspar Team MotoGP DUCATI 44’56.487 149.1 1 lap
Text von Heiko Stritzke
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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