Cal Crutchlow hat seine Position als bester Pilot einer privaten MotoGP-Maschine untermauert. Der LCR-Honda-Pilot sicherte sich beim Grand Prix von Australien auf Phillip Island seinen zweiten Saisonsieg.
Der Brite zeigte eine bärenstarke Leistung, profitierte aber auch von einem Crash des Weltmeisters Marc Marquez (Honda). Der Spanier hatte das Rennen souverän angeführt, musste aber nach einem Crash in der zehnten Runde seine erste Nullnummer des Jahres notieren lassen.
„Mit dem harten Vorderreifen hatte das rein gar nichts zu tun. Die Michelin-Pneus sind oftmals kritisch, aber in diesem Fall war es ganz allein mein Fehler. Sorry an mein Team. Ich habe von Beginn an stark gepusht, war immer am Limit“, erklärt der Champion seinen Abflug mit der Honda RC213V in Kurve vier. „Kurz vor dem Crash bin ich etwas zu weit nach außen gekommen, wollte mein Bike wieder auf die Linie zwingen. Da ist mir das Vorderrad weggerutscht. Es ist schade.“
„Als Marc rausgeflogen ist, hat mir das Sorgen gemacht“, berichtet der glückliche Rennsieger, der wie Marquez den harten Vorderreifen hatte montieren lassen. Bei zunehmender Bewölkung und sinkenden Temperaturen war diese Lösung im späteren Rennverlauf nicht unbedingt die beste. „Ich war aber eigentlich zuversichtlich, dass ich ihn auch auf der Strecke hätte schlagen können. Als er dann draußen war, habe ich mich zuerst gefragt, was ich nun tun soll. Ich bin dann einfach das Tempo weitergegangen.“
Rossi auf dem Vormarsch: Nur Crutchlow ist zu schnell
Von hinten rückte zu diesem Zeitpunkt zunächst Valentino Rossi immer näher. Der Yamaha-Star, von Platz 15 gestartet, hatte in der ersten Rennphase ein Feuerwerk gezündet und sich schnell in die Spitzengruppe vorgearbeitet. Nach vier Runden Sechster, nach acht Runden auf Rang vier und zum Zeitpunkt des Ausfalls des Weltmeisters als Zweiter fast am Hinterrad des Führenden Crutchlow. „Die erste Runde war echt lustig“, sagt Rossi. „Als ich Cal dann später vor mir hatte, dachte ich, ich könnte ihn packen. Aber er war zu stark und zu schnell. Gratulation an ihn.“
Während viele Rossi-Fans schon einen möglichen Sieg vor Augen hatten, ließ der spätere Sieger nicht locker und distanzierte den „Doktor“ immer weiter. „In den letzten zehn Runden habe ich gar nicht mehr richtig Druck gemacht, sondern nur noch darauf geachtet, dass ich die Temperatur im Vorderreifen halte. War die Sonne verdeckt, habe ich den Reifen hart rangenommen, war die Sonne draußen, konnte ich es gemütlicher angehen lassen. Das klingt bestimmt etwas seltsam, aber so ist halt Phillip Island“, so der Brite nach seinem zweiten Saisonsieg.
Der letzte Podestplatz auf Phillip Island ging an Maverick Vinales, der eine ähnlich starke Aufholjagd zeigte wie Rossi. Im Kampf um Rang drei lieferte sich der Suzuki-Pilot eine herbe Schlacht gegen Teamkollege Aleix Espargaro und Ducati-Pilot Andrea Dovizioso. „Ich kam sehr schnell an Dovi und Aleix heran, aber es war fast unmöglich zu überholen. Ich habe alles gegeben, alles versucht“, sagt Vinales. Aus dem Dreikampf verabschiedete sich Espargaro per Sturz. Dovizioso (4.) wurde in den letzten Runden abgehängt.
Bradl mit zu kühlen Reifen: Immerhin vor Bautista geblieben
Der im Qualifying überzeugende Pol Espargaro (Tech-3-Yamaha) konnte sich nur beim Start in Szene setzen. Im Beschleunigungsduell auf den ersten Metern schob sich der Spanier sogar kurz an die Spitze, wurde aber im weiteren Verlauf des Rennens durchgereicht. Am Ende konnte er sich auf Rang fünf knapp gegen Jorge Lorenzo (6./Yamaha) durchsetzen. Auf den Rängen sieben bis zehn lagen Scott Redding, Bradley Smith, Danilo Petrucci und Jack Miller auf dem Zielstrich eng beisammen.
In dieser Gruppe hatte auch Pedrosa-Ersatzmann Nicky Hayden lange Zeit mitgemischt. Der Ex-Champion zeigte über weite Strecken auf Rang neun eine solide Fahrt auf der Werks-Honda, landete aber kurz vor Schluss nach einem Kontakt mit Miller im Gras. Der Deutsche Stefan Bradl (Aprilia) konnte seine gute Ausgangslage aus dem Qualifying nicht ganz umsetzen. Der Bayer erreichte am Ende den elften Rang. Bradl hatte Probleme, die Temperatur in seinen Reifen zu halten.
In der Gesamtwertung hat sich Valentino Rossi im kampf um WM-Rang zwei etwas weiter von Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo absetzen können. Der Italiener hat nun 24 Punkte mehr als der Spanier und somit die Vizemeisterschaft fest im Visier. Crutchlow gehört nun zum elitären Kreis von sieben britischen Fahrern, die im Verlauf einer Saison mehr als einen Lauf gewinnen konnten. „Jetzt freue ich mich auf die beiden noch ausstehenden Rennen“, sagt er. „Dann schauen wir mal, was im kommenden Jahr passieren wird.“
Ergebnisse der MotoGP aus Phillip Island
1 25 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 40’48.543 176.5
2 20 46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 40’52.761 176.2 4.218
3 16 25 Maverick VIÑALES SPA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 40’53.852 176.1 5.309
4 13 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 40’57.700 175.9 9.157
5 11 44 Pol ESPARGARO SPA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 41’02.842 175.5 14.299
6 10 99 Jorge LORENZO SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 41’08.668 175.1 20.125
7 9 45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Yakhnich DUCATI 41’16.912 174.5 28.369
8 8 38 Bradley SMITH GBR Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 41’17.324 174.5 28.781
9 7 9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Yakhnich DUCATI 41’17.335 174.5 28.792
10 6 43 Jack MILLER AUS Estrella Galicia 0,0 Marc VDS HONDA 41’17.358 174.5 28.815
11 5 6 Stefan BRADL GER Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 41’20.352 174.3 31.809
12 4 19 Alvaro BAUTISTA SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 41’36.277 173.1 47.734
13 3 68 Yonny HERNANDEZ COL Pull & Bear Aspar Team DUCATI 41’36.292 173.1 47.749
14 2 50 Eugene LAVERTY IRL Pull & Bear Aspar Team DUCATI 41’42.854 172.7 54.311
15 1 7 Mike JONES AUS Avintia Racing DUCATI 41’44.418 172.6 55.875
16 53 Tito RABAT SPA Estrella Galicia 0,0 Marc VDS HONDA 41’54.938 171.9 1’06.395
17 69 Nicky HAYDEN USA Repsol Honda Team HONDA 42’11.147 170.8 1’22.604
Text von Roman Wittemeier
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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