Valentino Rossi - © LAT

© LAT – Valentino Rossi zeigte bei den
Wintertests keine absoluten Topzeiten

(Motorsport-Total.com) – Massimo Meregalli, der Teamdirektor im Yamaha-Werksteam, spricht im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘ über die Testfahrten und die Vorbereitungen für die MotoGP-Saison 2019.

Warum Yamaha kein neues Motorrad gebaut hat und trotzdem optimistisch ist. Dass Valentino Rossi bei den Tests langsamer als Maverick Vinales war, ist für Meregalli kein Anlass zur Sorge. Die personellen Änderungen zeigen bereits Wirkung.

Frage: „Maio, wie lautet Ihr Fazit nach den Wintertestfahrten?“
Massimo Meregalli: „Die Testfahrten in Sepang und Katar waren sehr positiv. Vor allem für Maverick, denn er war sehr konstant und schnell. Das Motorrad wurde besser, obwohl es nichts Neues gibt. Diese Fortschritte haben zu einer besseren Kraftentfaltung geführt. Außerdem ist die Hinterradbremse nun besser. Das hat Maverick verlangt und hat ihm das Vertrauen gegeben, so schnell zu sein. Dazu kamen mit Esteban Garcia und Julian Simon zwei neue Gesichter in seiner Box. Es ist eine schöne Synergie entstanden. Es stimmt aber auch, dass man nicht das wahre Level von Honda gesehen hat, weil Marc und Jorge nicht fit waren. Es gibt also Fragezeichen.“

Frage: „Und wie sieht es bei Rossi aus?“
Meregalli: „Vale war nicht so schnell und er ist nicht so gute Rundenzeiten gefahren. Ich mache mir aber keine Sorgen, denn wir wissen, dass er am Sonntag im Rennen vorne dabei ist. Maverick und Vale haben das gleiche Feedback zum Motorrad abgegeben, obwohl Valentino über mangelnden Topspeed geklagt hat. Das ist der negative Aspekt unseres Motorrades.“

Frage: „Vinales fühlt sich auf dem Motorrad großartig und Rossi nicht. Kann das zu einem Problem werden?“
Meregalli: „Yamaha versucht immer, den Hinweisen der Fahrer zu folgen. Wenn Maverick mit seinem Paket glücklich ist und Valentino einen anderen Weg einschlagen will, dann wird Yamaha nach Lösungen suchen, damit sich auch er wohlfühlt.“

Frage: „Die Wintertests von Yamaha waren sehr ähnlich zu 2017. Auch damals war Vinales viel schneller als Rossi und hat die ersten Rennen gewonnen, bevor Probleme aufgetreten sind. Fürchten Sie eine Wiederholung dieser Situation?“
Meregalli: „Nein das tun wir nicht, weil wir uns bewusst sind, was 2017 passiert ist. Die Situation ist anders als heute.“

Frage: „Wie hat Valentino den mangelnden Speed akzeptiert?“
Meregalli: „Das Feedback von Valentino war immer konstruktiv. Wenn heute das Rennen wäre, dann würde ich darauf wetten, dass er vorne dabei ist.“

Warum man kein neues Motorrad gebaut hat
Frage: „Welchen Einfluss spielten die organisatorischen Änderungen, die Yamaha über den Winter vorgenommen hat?“
Meregalli: „Als wir den Namen des neuen Projektleiters (Takahiro Sumi; Anm. d. Red.) gehört haben, dachten wir nicht, das sich etwas bei der Arbeitsweise ändern würde. Aber stattdessen hat Sumi eine neue Arbeitsweise eingeführt – im Team und in Japan. Seit er dabei ist, wurde die Kommunikation zwischen den Fahrern und den Technikern besser.“

Frage: „Können Sie ein Beispiel der neuen Philosophie nennen?“
Meregalli: „Als er die Schwächen unseres Motorrades identifiziert und analysiert hat, kam er zu der Schlussfolgerung, dass wir kein neues Motorrad designen müssen. Aber wir müssen die kritischen Bereiche verbessern, um das Potenzial der M1 maximal nutzen zu können. Alles was er den Fahrern vorgeschlagen hat, wurde positiv aufgenommen. Das Kurvenverhalten muss besser werden, damit sie früher beschleunigen können. Das ist die Richtung.“

Frage: „In der Box gibt es auch einige Veränderungen. Man sieht jetzt zum Beispiel eine Art Insel, wo die Ingenieure arbeiten.“
Meregalli: „Wir wollten insgesamt die Kommunikation verbessern. Im Vorjahr saßen die Ingenieure weiter hinten. Diese Änderung wurde schon von Japan verlangt, bevor Sumi gekommen ist. Da die Ingenieure hinten in der Box versteckt waren, bestand das Risiko, dass Informationen der Fahrer verlorengehen könnten. In der Box geht es hektisch zu, weil jetzt mehr Leute bei uns arbeiten. Ich glaube, das ist positiv.“

Text von Oriol Puigdemont, Übersetzung: Gerald Dirnbeck

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