(Motorsport-Total.com) – Das WSBK-Rennwochenende in Laguna Seca sorgte für eine Vorentscheidung beim Kampf um den WM-Titel.
Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) gewann Lauf eins und das Superpole-Rennen und sammelte beim finalen Rennwochenende vor der Sommerpause 57 Punkte, während WM-Rivale Alvaro Bautista (Ducati) komplett leer ausging.
Nach einem Sturz in Lauf eins ging Bautista im Superpole-Rennen erneut zu Boden und beschuldigte Toprak Razgatlioglu, mit dem er in Kurve 1 kollidierte. Im zweiten Lauf (zum Rennbericht) ging Bautista an den Start, gab das Rennen aber vorzeitig auf, weil er sich im Sprintrennen die Schulter verletzt hatte und nicht genügend Kraft hatte, um seine etwa 250 PS starke Ducati Panigale V4R um den Kurs zu zirkeln.
Laut WSBK-Legende Carl Fogarty ist nun klar, wer in diesem Jahr Weltmeister wird. „Jonathan Rea“, kommentiert der Brite ohne großes Überlegen und lobt den Nordiren im Gespräch mit ‚WorldSBK.com‘: „Jonathan Rea ist ein unglaublicher Fahrer.“
„Er bringt andere Fahrer dazu, Fehler zu machen“, analysiert Fogarty. „Er fährt auf einem sehr hohen Niveau und ist so schnell. Die anderen Fahrer, wie Alvaro, versuchen, ihn zu besiegen. Aber Jonathan fährt in einer anderen Liga.“
Vor fünf Wochen betrug Bautistas Vorsprung zwischenzeitlich 61 Punkte. Es folgten Stürze in Jerez, Misano und Donington, bevor es zum Komplettausfall in Laguna Seca kam. „Das Glück hat uns an diesem Wochenende im Stich gelassen“, stellt Bautista fest. „Nach dem Sturz am Samstag erhielten wir am Sonntag zwei neue Chancen.“
Alvaro Bautista gibt Toprak Razgatlioglu die Schuld am Sturz
„Doch im Superpole-Rennen bog Razgatlioglu von außen nach innen und berührte mich“, gibt Bautista dem jungen Türken die Schuld am Sturz in Kurve 1. „Ich schlug ziemlich hart auf meine Schulter auf und hatte starke Schmerzen. Ich ließ mich untersuchen. Zum Glück habe ich mir nichts gebrochen. Doch die Schmerzen waren ziemlich stark. Zudem hatte ich mir die Bänder überdehnt.“
„Ich verfügte nicht mehr über meine volle Kraft. Und auch die Beweglichkeit der Schulter war limitiert. Ich probierte, im zweiten Rennen zu starten und ein paar Punkte zu holen. Doch nach einer halben Runde realisierte ich, dass ich keine Kraft im linken Arm habe. Deshalb entschied ich mich, das Rennen aufzugeben“, schildert der Spanier. „Unsere Saison wird immer schlimmer. Wir bekommen immer mehr Probleme.“
Der Seriensieger der ersten Rennwochenenden ist jetzt der Außenseiter
Die knapp zweimonatige Sommerpause kommt für Bautista zum richtigen Zeitpunkt. „Wir haben jetzt zwei Monate, damit sich meine Schulter erholen kann. Schlussendlich war es gut, dass es bei diesem Rennen passierte, damit ich mehr Zeit habe, um mich zu erholen. Ich versuche, vollkommen fit nach Portimao zu kommen“, so der Ducati-Pilot.
Der WM-Titel ist durch den Totalausfall in den USA in weite Ferne gerückt. „Mathematisch ist es möglich, aber ich bin ein Realist. Mein Ziel ist es jetzt, die vier ausstehenden Rennwochenenden zu genießen. Es sind neue Strecken dabei. Ich möchte versuchen, diese Strecken zu genießen und mein Bestes zu geben“, kommentiert Bautista den Rückstand von 81 Punkten.
Jonathan Rea muss nicht mehr alle Rennen gewinnen
Rechnerisch kann Bautista nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden. Titelverteidiger Rea kann beruhigt in die Sommerpause gehen. „Ich versuche jetzt erst einmal, ein bisschen abzuschalten“, bemerkt der Nordire, der durch den Start beim Langstreckenrennen in Suzuka weniger Erholung hat als sein spanischer WM-Rivale.
Rea war in den vergangenen Jahren immer derjenige, der einen großen Vorsprung verwalten musste. Auch in diesem Jahr nimmt der Kawasaki-Pilot die Rolle des Gejagten ein. „Ich befand mich bereits in beiden Positionen. Besonders zu Saisonbeginn musste ich kämpfen und einen riesigen Rückstand aufholen“, kommentiert er.
„In den vergangenen Jahren hatte ich immer einen Vorsprung. Das macht es psychisch immer ein bisschen komfortabler. Man kann es sich leisten, nicht zu gewinnen. Wir müssen clever sein. Es ist in diesem Jahr sehr hart, denn Ducati hat einen Schritt gemacht. Der Wettbewerb ist hart, auch Chaz (Davies) ist stark. Mit Alvaro ist bei jedem Wochenende zu rechnen“, betont Rea.
„Das Blatt kann sich schnell wenden“, warnt Rea, der mit einem Blick auf die bevorstehenden Strecken aber entspannt sein kann. Portimao und Magny-Cours zählen zu den Paradestrecken des Titelverteidigers. Und auch in Argentinien und Katar sollte Rea konkurrenzfähig sein. „Im vergangenen Jahr konnte ich ab diesem Punkt alle Rennen gewinnen“, erinnert sich der viermalige Champion.
In Lauf zwei gibt sich der Weltmeister mit Platz zwei zufrieden
Nach den Siegen in Lauf eins und im Superpole-Rennen musste sich Rea im zweiten Hauptrennen geschlagen geben. Ducati-Pilot Chaz Davies holte seinen ersten Saisonsieg. „Die Front war sehr unruhig. Ich erhielt einige Warnsignale. Deshalb habe ich ein bisschen zurückgesteckt“, kommentiert Rea, der sich für 20 sichere WM-Punkte entschied.
Davies war im finalen Rennen vor der Sommerpause zu schnell für Rea. „Er war unglaublich stark. Ich rechnete hier mit ihm. Es ist eine seiner Paradestrecken. Ich bin mit unserem Wochenende aber super zufrieden. Zwei Siege, ein Rundenrekord und ein zweiter Platz: Ich kann nicht enttäuscht sein. Das Motorrad lief hier richtig gut“, bilanziert Rea.
„Für das zweite Rennen haben wir eine kleine Änderung gemacht. Dadurch bekam ich mit der Front einige Probleme. Ich hatte Schwierigkeiten, in den Kurven die Linie zu halten. Ich muss Ducati und Chaz gratulieren. Jetzt freue ich mich auf die Sommerpause“, so der WM-Führende.
Nach der Sommerpause geht es Anfang September in Portimao (Portugal) weiter.
Text von Sebastian Fränzschky
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