(Motorsport-Total.com) – Markus Reiterberger startet in der laufenden Saison in der Asiatischen Superbike-Meisterschaft (ARRC).
Genau wie die Superbike-WM konnte auch die ARRC bereits ein Renn-Wochenende absolvieren. Abgesehen vom verregneten ersten Rennen dominierte Reiterberger die Auftaktveranstaltung in Sepang (Malaysia).
Im Exklusiv-Interview erklärt der BMW-Pilot, wie das erste ARRC-Event aus seiner Sicht verlief, wie die Situation in Asien ist und was in der WSBK-Saison 2019 schief lief. Zudem spricht Reiterberger über die BMW S1000RR und sein Training in der Zwangspause.
Frage: „In diesem Jahr starten Sie in der Asiatischen Meisterschaft. Beim Auftakt in Sepang waren sie im Trockenen dominant und holten in Lauf zwei den Sieg. Den verregneten ersten Lauf beendeten Sie auf Position vier. Wie zufrieden sind Sie mit dem ersten Wochenende?“
Markus Reiterberger: „Es war ein sehr schöner Auftakt. Wir hatten sehr gute Tests. Am Motorrad konnten wir brutal viel erreichen. Wir haben sehr viel probiert und konnten sehr große Verbesserungen erzielen. So sollte es auch sein.“
„Im vergangenen Jahr fehlte mir das. Doch jetzt konnten wir die Probleme lösen und wurden immer besser. Es war wirklich ein schöner Auftakt. Im Trockenen haben wir super gearbeitet und konnten die anderen Fahrer distanzieren. Im Regen haben wir uns ein bisschen verzettelt. Die Abstimmung war zu hart und die Elektronik ein bisschen zu konservativ eingestellt. Daran müssen wir noch arbeiten.“
Frage: „Laut Plan würde die ARRC-Saison Anfang Mai weitergehen. Wie ist die Situation mit Blick auf die Coronakrise?“
Reiterberger: „Genau, im Mai hätten wir ein Rennen in Australien. Vor der Abreise in Sepang teilte uns der Veranstalter schon mit, dass die Lage kritisch ist und die Australier niemanden ins Land lassen.“
„Im Moment ist sowieso alles dicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie die Lage da drüben ist. Ich hoffe, dass bald wieder Normalität herrscht und dass jeder wieder seinen normalen Berufsweg beschreiten kann.“
Frage: „Mit der alten BMW S1000RR konnten Sie zahlreiche Erfolge feiern. Mit dem neuen Modell lief es im Vorjahr nicht so wie erhofft. Kann man auf Grund der Erfolge beim ARRC-Auftakt sagen, dass Sie und die neue S1000RR doch eine schlagkräftige Einheit bilden können?“
Reiterberger: „Mit der neuen S1000RR haben wir ein noch besseres Basis-Motorrad. Das alte Modell war bereits sehr gut, doch das jetzige ist noch besser. Wenn das Motorrad in dem Fenster ist, in dem es funktioniert, dann bin ich auch schnell.“
Frage: „Wie schauen Sie rückblickend auf die WSBK-Saison 2019, in der Sie abgesehen von einigen guten Rennen nicht die Erwartungen erfüllen konnten?“
Reiterberger: „In der WM ist das Niveau höher und man hat mehr Einstellmöglichkeiten. Man kann natürlich auch Dinge verstellen. Es ist schwierig, die letzten Zehntelsekunden zu finden. Wir waren 2019 teilweise sehr gut dabei, auch wenn das Motorrad neu war. Man kann nicht wirklich sagen, woran es lag.“
„Man kennt ja die Dinge, die mir Probleme bereiteten, vor allem diese eine Person (Crewchief Pete Benson; Anm. d. Red.). Es war eine sehr entscheidungsträchtige Person. Ansonsten habe ich mich in dem Team sehr wohl gefühlt. Ich habe vom Team und von BMW sehr viel Rückhalt bekommen. Leider haben wir die Zusammenarbeit nicht so gestalten können, wie wir es alle gewollt hätten. Ich war der Leidtragende. Es war schade, dass ich keine weitere Chance bekommen habe.“
Frage: „Mit Blick auf Ihre Karriere fällt auf, dass sie mit der Stock-Version der BMW sehr erfolgreich waren, während es mit der WSBK-Variante oftmals nicht so einfach war. Liegt Ihnen das Fahren mit der seriennahen Version mehr?“
Reiterberger: „Ich denke, ich war mit beiden Versionen sehr schnell, aber mit der Stock-Version kann man nicht viel mehr machen, als die Serienmaschine hergibt. Wenn man ein gutes Team hat, dann ist man immer schnell, weil nicht viel verändert wird.“
„In der WM kann man so viele Dinge ändern. Einige Leute wollen immer etwas Spezielles probieren. Diese Leute wissen immer alles besser. Dann ist der Fahrer das Versuchskaninchen. Es wird ganz viel probiert und angepasst. Ob das am Ende besser oder schlechter ist, mag man nur vermuten. Oftmals ist am Ende der Fahrer schuld.“
„Wenn das Motorrad gepasst hat, dann war ich schnell – mit allen Versionen. Man braucht aber die richtige Truppe dazu. Das ist in der ARRC und in der Langstrecken-WM gegeben. Sie passen mir das Motorrad an meine Aussagen an. Genau so muss das sein. Die Arbeitsweisen in der WM sind anders. Scheinbar ist das mit einem Fahrer wie mir nicht zielführend.“
Frage: „Aktuell ist ungewiss, wie und wann es weiter geht. Wie wirkt sich das auf Ihr Training aus?“
Reiterberger: „Ich habe mich brutal gut vorbereitet für die Saison. Im Winter habe ich eine Stoffwechsel-Diät gemacht. Ich habe meine Ernährung umgestellt und war vor dem ersten Rennen sehr gut trainiert. Jetzt nach dem Auftakt verfolge ich das weiterhin, trainiere aber nicht so regelmäßig wie davor.“
„Ich möchte meinen Trainingsstand halten. Bevor ich weiß, wie es weiter geht, werde ich mich wieder spezieller vorbereiten und die Umfänge steigern. Ich kann leider nicht ins Fitnessstudio, habe aber andere Möglichkeiten, um zu trainieren. Ich habe das Lauftraining wieder aufgenommen. Das musste ich lange Zeit aussetzen, weil ich Rückenschmerzen von meinen Unfällen hatte. Es geht wieder besser.“
„Zudem fahre ich mit dem Rennrad. Mal sehen, wie es weiter geht. Momentan ist alles ungewiss. Ich weiß nicht wirklich, wie man sich am besten vorbereitet. Ich bin gern draußen. Fitnessstudio geht momentan nicht. Ich versuche, meine Motivation und meine Kraft/Ausdauer zu halten.“
Frage: „Vielen Dank für das Interview.“
Reiterberger: „Ich danke auch. Liebe Grüße an alle Leser. Bleibt gesund!“
Text von Sebastian Fränzschky
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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