(Motorsport-Total.com) – Die MotoGP schrammte beim Grand Prix von Österreich nur ganz knapp an einer Katastrophe vorbei, als Franco Morbidellis Yamaha ungebremst die Linien der anderen Fahrer kreuzte.
Besonderes Glück hatten Maverick Vinales und Valentino Rossi, die wie durch ein Wunder nicht getroffen wurden. Wenig später standen die übrigen MotoGP-Piloten erneut in der Startaufstellung. Was ging ihnen dabei durch den Kopf?
„Es war wirklich ein sehr schwieriger Moment beim Neustart des zweiten Rennens“, gesteht Rossi. „Es war schwierig, konzentriert zu bleiben. Ich hatte keine Wahl, denke ich.“ Rossi wollte keinen Rückzieher machen, auch wenn der Zwischenfall in Kurve 3 nachhaltig Eindruck hinterlassen hatte.
„Ich konnte nicht einfach ‚Ciao! Ciao!‘ sagen und mich verabschieden. Ich musste fahren. Man versucht, nicht darüber nachzudenken, doch es ist richtig schwierig“, erklärt Rossi, der nach dem Rennen mit seinen Angehörigen telefonierte. „Ich sprach mit meiner Freundin. Sie war wirklich am Boden zerstört“, so Rossi.
MotoGP-Piloten sind laut Jack Miller „ein bisschen besonders“
„Wenn man zu viel darüber nachdenkt, dann ist man nicht schnell“, fasst Suzuki-Pilot Joan Mir die Denkweise der MotoGP-Piloten zusammen. Jack Miller fügt hinzu: „Wenn man rational denkt, dann steigt man nicht auf ein MotoGP-Bike und fährt 350 km/h und liefert sich mit anderen Fahrern Ellbogen-Gefechte. Wir sind alle ein bisschen besonders, was das angeht.“
„Ich fühlte mich ziemlich schlecht, doch als die anderen Fahrer wieder fuhren, wollte ich schnellstmöglich wieder auf das Motorrad steigen“, beschreibt Miller die Situation vor dem Neustart. „Die anderen Fahrer sind genau so verrückt wie man selbst.“
Die ständigen Wiederholungen stoßen bei Cal Crutchlow auf wenig Begeisterung
Die TV-Bilder wurden immer wieder gezeigt. Die Szene wurde von mehreren Kameras aus verschiedenen Perspektiven festgehalten. „Es ist lächerlich, wie oft diese Szene heute abgespielt wurde. Bestimmt 50 Mal“, kommentiert MotoGP-Routinier Cal Crutchlow. „Es ist lächerlich für die Fahrer in ihren Boxen, für die Fans und die Leute zu Hause. Klar, es will jeder wissen, was passiert ist. Aber dann spielt es doch nach dem Rennen ein.“
„Das hätte so jedem passieren können. Ich meine, habt ihr das Moto3-Rennen gesehen? Ich weiß nicht, wie sie alle durchgekommen sind. Vielleicht sollte ich mir diese Rennen in meinen Motorhome vor meinem eigenen Rennen besser nicht mehr ansehen“, grübelt Crutchlow.
Honda-Markenkollege Stefan Bradl kann gut verstehen, was Crutchlow sagen möchte. „Sie haben den Unfall so oft als Wiederholung gebracht. Man muss irgendwie hinschauen, weil man wissen will, was passiert ist. Auf der anderen Seite wäre es besser, wenn man sich das nicht ansieht“, kommentiert der Zahlinger. „Es ist gut, dass sich niemand ernsthaft verletzt hat. Das war das wichtigste. Man konnte sich also wieder auf das Rennen konzentrieren.“
Zu viel Menschlichkeit laut Andrea Dovizioso kontraproduktiv
Andrea Dovizioso fuhr nach dem Neustart genau so fokussiert wie beim ersten Rennen. Die Psyche des Italieners wirkt stabiler als die mancher Gegner. „Wir sind Menschen, doch in der Situation darf man nicht zu menschlich agieren. Wenn man nicht objektive Entscheidungen trifft, kann man seinen Körper nicht ans Limit bringen“, erklärt er.
„Man muss sich auf das konzentrieren, was man zu tun hat. Wenn man das nicht kann, dann sollte man kein Fahrer sein. Wir wissen, dass es ein Teil unseres Sports ist. Es ist der schlechte Teil unseres Sports. Es kann passieren“, bemerkt Dovizioso.
Maverick Vinales, der beim Zwischenfall in Kurve 3 großes Glück hatte, blendete die Szenen beim Neustart komplett aus. „Beim Neustart dachte ich nicht darüber nach. Ich wollte nur nach vorne kommen und wollte pushen“, so der Spanier. „Man darf nicht darüber nachdenken. Denn sonst ist man nicht schnell.“
Text von von Sebastian Fränzschky
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