(Motorsport-Total.com) – Patrick Hobelsberger kehrte in diesem Jahr als amtierender IDM-Champion in die Supersport-WM zurück.
Mit der ehemaligen Weltmeister-Mannschaft von Kallio hatte Hobelsberger ein konkurrenzfähiges Team gefunden und wirkte sehr gut vorbereitet, um auch in der WM sein wahres Potenzial zu zeigen. Doch wiederkehrende Verletzungen und viel Pech warfen den Deutschen zurück, der sich vor den beiden finalen Überseerennen auf eine vorzeitige Vertragsauflösung einigte.
Im kommenden Jahr startet Hobelsberger in der IDM Superbike auf einer BMW. Landsmann Philipp Öttl bedauert, dass die Saison 2022 für Hobelsberger nicht nach Wunsch verlief und bescheinigt ihm großes Talent. Öttl kennt Hobelsberger vom gemeinsamen Training im Winter und beobachtete ihn auch an den WSBK-Wochenenden.
„Er hatte extrem viel Pech, verfügt aber auch über extrem viel Potenzial“, kommentiert Öttl auf Nachfrage von ‚Motorsport-Total.com‘. „Er kann extrem gut Motorrad fahren. Man muss immer beachten, dass er noch nicht lange fährt.“
„Er fuhr gegen Fahrer, die bereits Moto2-WM oder Moto3-WM gefahren sind und dort auf dem Podium standen. Diese Fahrer sind schon lange im Geschäft und haben sehr viel Erfahrung. Die Erfahrung fehlt ihm“, stellt Öttl fest. „Dafür verfügt er über einen sehr großen Willen, Dinge zu lernen.“
Philipp Öttl zweifelt nicht am Talent von Patrick Hobelsberger
„Er wird es irgendwann schaffen“, ist Öttl überzeugt. „Aber es muss zusammenpassen. Ich habe mir dieses Jahr das Schlüsselbein gebrochen, weil ich mir dachte, dass ein Highsider mittlerweile unmöglich ist. Dann hatten wir bei einem Rennen einen neuen Motor eingebaut und dann reißt ein Ventil ab. Dann verbog sich bei einem neuen Motor eine Schaltgabel. Ab und zu hat man Pech. Da muss man stark bleiben und es überstehen.“
„Ich glaube aber, dass er das kann. In der Supersport-WM zählte er zu den Fahrern, denen ich es zugetraut habe, konstant in die Top 10 zu fahren. Es ist für keinen Fahrer einfach, wenn man sich verletzt und dann noch einmal auf diese Stelle fliegt“, bemerkt Öttl, der in seiner Karriere schon einige Verletzungen hatte.
Im stark besetzten Feld der Supersport-WM konnte sich Hobelsberger in der abgelaufenen Saison nicht in Szene setzen. Doch die ausbleibenden Ergebnisse sind laut Öttl kein Hinweis auf fehlendes Talent. „Ich denke, er ist einer der Fahrer, die eine Chance verdient haben“, so der WSBK-Pilot. Laut Öttl hätte Hobelsberger in einer zweiten Saison einen großen Schritt machen können.
Gemeinsames Rennrad-Training: Öttl und Hobelsberger „auf einer Wellenlänge“
Hobelsberger gilt als ehrgeiziger Sportler, der im Trainings nichts dem Zufall überlässt. Auch Öttl arbeitet hart an seiner Fitness. Im vergangenen Winter trainierten die beiden deutschen Talente auf dem Rennrad.
Hat sich Hobelsberger bei Öttl nach Rennsport-Tipps erkundigt? „Er macht Erfahrungen, die ich auch gemacht habe. Dann fragt er mich nach einem Rat. Das ist das einzige, bei dem ich ihm irgendwie helfen kann. Wir versuchen uns gegenseitig zu pushen, wenn wir gemeinsam trainieren. Wir sind viel mit der 600er gefahren. Es ist recht unkompliziert, mit ihm zu trainieren, weil wir uns auf einer Wellenlänge befinden“, erklärt Öttl.
Kompletter Neustart für Hobelsberger in der IDM Superbike
Der WM-Traum ist für Hobelsberger vorerst geplatzt. In der IDM Superbike wagt der ehemalige Supersport-Champion einen Neuanfang. In der Saison 2023 startet „Pax“ für das sächsische GERT56-Team auf einer BMW.
„Das Kallio-Team und ich haben uns freundschaftlich geeinigt, dass wir getrennte Wege gehen. Ich brauche etwas Neues“, kommentiert Hobelsberger. „Ich habe mich dieses Jahr drei Mal gleich verletzt am Ellbogen. Es sind ein paar Sachen passiert, wo ich nichts dafür kann. Daher hatte ich aber auch etwas Abstand vom Sport gebraucht – aber in der gleichen Sekunde auch schon wieder angefangen, neu zu planen und mich neu zu orientieren.“
„Das Superbike-Ding hat mich schon immer interessiert, auch als ich IDM-Meister war, da habe ich immer die Superbikes verfolgt“, bemerkt Hobelsberger. „Auch in der WM habe ich die Sessions der WSBK immer verfolgt und auf der Service-Road geschaut, was die Jungs da machen.“
Hobelsberger bestätigt, dass er durch seine geringe Erfahrung im Nachteil war: „Ich fahre ja erst seit fünf Jahren Motorrad, habe mit dem Yamaha-Cup 2017 angefangen und war direkt Vize-Meister. Fünf Jahre war ich jetzt auf 600er unterwegs – manche sagen, das ist ja nichts, aber für mich ist das die ganze Karriere.“
Aktuell befindet sich Hobelsberger in Spanien, um mit einer umgebauten Serien-BMW erste Erfahrungen zu sammeln. „Im Winter werde ich wenigstens 25, 30 Tage in Spanien testen mit dem Superbike“, erklärt der Superbike-Rookie.
Text von Sebastian Fränzschky
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