Portimao Podium - © Gold and Goose  / Motorsport Images

© Gold and Goose / Motorsport Images – Das Podium in Portimao nimmt Marc Marquez ein Stück weit in Schutz

(Motorsport-Total.com) – Die frühe Kollision von Marc Marquez (Honda) mit Jorge Martin (Pramac-Ducati) und Miguel Oliveira (RNF-Aprilia) beim Grand Prix von Portugal sorgte nicht nur unter den direkt Beteiligten für einigen Gesprächsstoff.

Auch Fahrerkollegen äußerten sich zu dem Vorfall und der damit einhergehenden Strafe.

Marquez war von den Rennkommissaren nach dem Unfall mit einer doppelten Long-Lap-Penalty belegt worden, die er im nächsten Rennen absitzen muss. „Für mich ist das lächerlich“, sagt Aprilia-Pilot Aleix Espargaro. Er hätte Marquez härter bestraft.

„Für mich müssen sie ihn mindestens für ein Rennen sperren, wie sie es bei Nakagami in Barcelona hätten tun sollen“, erinnert Espargaro an einen Vorfall von 2022. Damals schoss Takaaki Nakagami (LCR-Honda) sowohl Francesco Bagnaia (Ducati) als auch Alex Rins (ehemals Suzuki) ab. Auch er verschätzte sich auf der Bremse.

Die Inkonsistenz der Rennkommissare bei der Verhängung von Strafen stand schon damals in der Kritik – und tut es immer noch. So wundert sich Espargaro zum Beispiel, dass Joan Mir (Honda) für seine Kollision mit Fabio Quartararo (Yamaha) im Sprintrennen bestraft wurde, Alex Marquez (Gresini-Ducati) aber nicht.

Er hatte Espargaros Teamkollegen Maverick Vinales angerempelt, der daraufhin viele Plätze verlor. „Für mich war die Aktion zwischen Mir und Fabio und Alex Marquez und Maverick genau die gleiche, aber Joan stürzte und Alex stürzte nicht“, sagt Espargaro.

„Maverick hat trotzdem fünf Plätze verloren, acht Plätze. Warum hat Joan eine Strafe bekommen und Alex nicht? Ich sage nicht, dass Joan eine Strafe verdient, aber wenn man Joan eine Strafe gibt, muss man sie auch Alex geben“, findet der Aprilia-Pilot.

Aleix Espargaro: „Sind hier nicht beim Boxen“
Mit Blick auf die Anzahl der Zwischenfälle und die Verletzungen, die sich einige Fahrer dabei zuzogen, sieht er ein generelles Problem. „Es ist das erste Rennen und wir haben eine Menge Fahrer im Krankenhaus. So können wir nicht weitermachen“, sagt er und nimmt vor allem die Fahrer selbst in die Pflicht.

„Hier geht es nicht um die Rennleitung oder die Teams. Hier geht es um die Fahrer. Wenn es eine letzte Runde gibt, kann man aggressiv sein, man kann einen anderen berühren, das ist okay. Aber es ist das erste Rennen und wir haben vier Fahrer im Krankenhaus.“

„Ich war im Rennen eine Sekunde schneller als die KTMs, Johann Zarco und Alex Marquez, aber ich war nicht in der Lage, sie zu überholen. Was soll ich tun, soll ich stürzen? Wenn man nicht überholen kann, dann kann man es nicht und muss dahinter bleiben. Wir sind hier nicht beim Boxen“, mahnt der Spanier.

„Ich habe das Gefühl, dass wir nicht dazulernen. Nach den Stürzen am Freitag und am Samstag haben die Leute das Rennen auf die gleiche Art und Weise begonnen. (Brad) Binder ist in mich reingefahren, alle waren sehr aggressiv.“ Verletzungen – eigene oder die anderer Fahrer – würden dabei in Kauf genommen.

„Marcs Unfall war sehr ernst. Die Geschwindigkeit, mit der er Miguel getroffen hat, hätte dessen Knie zerstören könne“, gibt Espargaro zu bedenken. „Er hätte nie wieder in seinem Leben Rennen fahren können. Es war ein wirklich brutaler Einschlag.“

Vinales fuhr unmittelbar hinter Marquez, als der Unfall passierte. „Aus meiner Perspektive habe ich in dieser Kurve schon ziemlich hart und tief gebremst“, sagt der Aprilia-Fahrer. „Ich habe gesehen, dass Marc versucht hat, Jorge zu überholen – irgendwie konnte ich nicht alles sehen, aber so etwas kann in Kurve 3 passieren.“

Bagnaia: „Er wollten niemanden überholen“
„Aber das ist der einzige Punkt zum Überholen, wenn man 1:38er-Zeiten fährt und alle Fahrer schnell sind. Es ist ziemlich kompliziert und eine Berührung ist durchaus möglich.“

Ähnlich äußert sich Rennsieger Bagnaia, der zum Zeitpunkt des Vorfalls in Führung lag und davon während des Rennens nicht viel mitbekam, sich die Aufnahmen danach aber genau ansah. „Marc hat versucht, sich an den Fahrern vor ihm festzubeißen. Er wollte niemanden überholen, er wollte dranbleiben“, analysiert Bagnaia.

„Man muss auch die Umstände berücksichtigen. Zu Beginn des Rennens bremst der erste Fahrer in Kurve 3 sehr hart, der Fahrer dahinter ein bisschen früher, und dann kommt es zu einer Art Domino-Effekt. Ich denke deshalb, dass es eher eine unglückliche Situation war als Absicht. Es war einfach ein schlechter Zufall.“

Dem stimmt auch Marco Bezzecchi zu. „Er hat das nicht mit Absicht gemacht, aber es war sein Fehler. Beim nächsten Mal wird er es besser wissen“, sagt er über Marc Marquez.

„Ehrlich gesagt, habe ich nicht wirklich verstanden, wo sie gebremst haben, weil ich nicht nah genug dran war. Aber ich sah Marc, weil seine Farben leichter zu erkennen sind, er ist ja orange und rot. Also sah ich, wie sein Motorrad unruhig wurde, und ich sagte mir: ‚Nein! Es wird schwierig (die Kurve zu schaffen).'“

„Aber diese Kurve ist ein echter Bastard. Wenn nur fünf Meter später bremst, gerät das Motorrad aus dem Gleichgewicht und verzögert nicht. Es ist schade, wenn es dann zu solchen Gruppenstürzen mit mehreren Fahrern kommt, aber das kann passieren.“

Quartararo sieht hohe Aggressivität als Problem
Quartararo, der am Samstag im Sprint selbst unverschuldet in einen Unfall verwickelt war, bewertet den Marc-Crash als „am Limit“. „Am Ende kann es passieren, aber es ist hart. Es war ein Fehler, genauso wie im Sprint, als mich Mir berührt hat“, sagt er.

„Aggressiv zu sein ist kein Problem“, erklärt Quartararo weiter, „aber zwei Starts zu haben, ist zunächst einmal ein doppeltes Risiko, weil das größte Risiko im Grunde in der ersten Runde liegt. Aber am Ende ist das nicht wirklich wichtig. Wir sind hier, um Rennen zu fahren, und ich will mich nicht über alles beschweren.“

Trotzdem bereitet auch ihm die Menge an Verletzungen nach dem ersten Wochenende Sorgen. „Es sind 37 Punkte an einem Wochenende. Jeder will so viele Punkte wie möglich holen, jeder ist am Limit, und je näher man am Limit ist, desto mehr Fehler macht man, und man kann jemanden treffen“, so der Yamaha-Pilot.

„Ich denke auch, dass nach den zwei Testtagen, die wir hier hatten, jeder das erste Training am Limit begonnen hat. Wenn man sich die Pace anschaut, dann war meine letzte Runde nahe an meiner schnellsten Runde vom Vorjahr. Ich denke also, die Pace, die alle an diesem Wochenende hatten, war extrem schnell.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert