(Motorsport-Total.com) – Infolge des heftigen Zusammenstoßes zwischen Honda-Werkspilot Marc Marquez und RNF-Aprilia-Pilot Miguel Oliveira beim MotoGP-Saisonauftakt 2023 am vergangenen Sonntag in Portimao liegt die finale Entscheidung über das Strafmaß inzwischen vor dem Berufungsgericht des Motorrad-Weltverbands.
Vor dem Berufungsgericht der FIM ist der Fall am Donnerstag gelandet, nachdem Marquez‘ Arbeitgeber Honda einen Einspruch gegen die Verschiebung der Strafe eingelegt hat. Marquez wurde infolge des Crashs in Portimao mit einer doppelten Long-Lap-Penalty belegt. Die hätte er eigentlich an diesem Sonntag beim Argentinien-Grand-Prix in Termas de Rio Hondo „absitzen“ müssen.
Allerdings ist Marquez genau wie Oliveira an diesem Wochenende nicht einsatzbereit. Beide sind verletzt. Deshalb verschiebt sich die Strafe für Marquez laut Klarstellung der FIM-Rennkommissare auf das Rennen, bei dem Marquez sein Comeback gibt. Nach aktuellem Stand der Dinge wäre das der Amerika-Grand-Prix am 16. April in Austin.
Gegen genau diese Verschiebung der Strafe hat Honda am Mittwoch Einspruch eingelegt. Man glaubt einen Formfehler erkannt zu haben und will bewirken, dass die Strafe mit Marquez‘ unfreiwilligem Aussetzen des Argentinien-Wochenendes verfällt. Das freilich sieht man im Lager von RNF-Aprilia, dem Arbeitgeber von Miguel Oliveira, ganz anders.
„Für Honda und Marc geht es nur um das Schlupfloch im Wortlaut. Und da haben sie natürlich alles Recht der Welt, das anzufechten“, sagt RNF-Teamchef Razlan Razali in der aktuellen Podcast-Ausgabe von ‚MotoGP.com‘.
Razali erklärt RNF-Standpunkt und wünscht Gespräche mit allen
„Aber“, so Razali weiter, „jetzt geht das Ganze in eine weitere Einspruchsrunde. Es geht vor das Berufungsgericht, bla bla bla. Wie soll das weitergehen? Mit Blick auf die Zukunft ist das sicherlich keine Verbesserung. Wo soll das noch hinführen? Meine Vorstellung ist es, dass wir uns alle an einen Tisch setzten. Damit meine ich die Fahrer, die Teams, die Interessensvertreter.“
Aus diesem Grund hat RNF am Dienstag das Statement herausgegeben, in dem man von der FIM ausdrücklich „strengere Strafen“ fordert als die gegen Marquez ausgesprochene doppelte Long-Lap-Penalty. Dabei geht es RNF nicht nur um diesen konkreten Fall, sondern darum, Klarheit und Konstanz mit Blick auf die Zukunft zu bekommen.
„Wir haben das Gespräch gesucht, nicht notwendigerweise mit den Rennkommissaren, aber mit der FIM“, sagt Razali und erklärt aus seiner persönlichen Sicht: „Ich habe einfach das Gefühl, dass bei all dem, was vorgefallen ist, mehr getan werden muss von Seiten der Kommissare. Es geht um Transparenz. Das ist es, war wir brauchen, nicht irgendwelche geheimen Meetings.“
„Denn eines ist klar: So kann es auf Dauer nicht weitergehen. In einer Zeit, in der die MotoGP-Bikes immer schneller werden und die Aerodynamik immer ausgefeilter wird, bleiben die Strecken so wie sie sind. Aber jeder legt an Tempo zu. Wir wissen ja, dass MotoGP-Piloten verrückt sind. Und das meine ich im positiven Sinne. Daher wäre mein Vorschlag, dass wir alle darüber sprechen sollten und nicht die Dinge einfach unter den Teppich kehren bis wieder etwas passiert“, so der RNF-Teamchef.
Comeback von Oliveira? „Wir geben ihm die Zeit“
Oliveira hat sich beim folgenschweren Zwischenfall am Portimao-Sonntag eine Bänderverletzung im Bereich der rechten Hüfte zugezogen. Wann er zurückkehrt, ist offen. Für den Argentinien-Grand-Prix an diesem Wochenende fällt er aus, gegebenenfalls auch länger. Was man bei RNF unbedingt vermeiden möchte, ist die Wiederholung eines Szenarios wie es Marc Marquez nach dessen schwerem Sturz in Jerez 2020 ergangen ist.
Laut Razali will Oliveira „natürlich so schnell wie möglich wieder auf das Motorrad steigen. Die nächste Gelegenheit dazu wäre in Austin. Aber wir müssen abwarten. Selbst, wenn er in Austin fahren können sollte, dann wohl nicht mit hundertprozentiger Fitness“.
„Wir haben ihm gesagt, dass seine Gesundheit für uns an erster Stelle steht. Denn einen weiteren Marc-Marquez-Zwischenfall wollen wir nicht sehen“, sagt der RNF-Teamchef und spricht damit auf die langwierige Genesungsphase des Honda-Stars nach dessen Jerez-Sturz vor knapp drei Jahren an. Mit Blick auf Oliveira versichert Razali: „Wir geben ihm die Zeit.“
Text von Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare