(Motorsport-Total.com) – Mit dem Wechsel von Yamaha zu Aprilia hat Razlan Razali ein neues Kapitel in der noch jungen Geschichte seines MotoGP-Satellitenteams aufgeschlagen.
Ursprünglich wollte der Manager aus Malaysia mit Yamaha weitermachen, aber er verrät im Rückblick, wie verärgert er über deren Einstellung war und warum Aprilia bessere Argumente auf den Tisch gelegt hat.
„Als wir die erste Idee für ein neues MotoGP-Team hatten und mit Yamaha sprachen, sagten wir, dass wir eine Partnerschaft anstreben und nicht nur die Rechnungen für das Material zahlen wollen“, blickt Razali im ‚MotoGP-Podcast‘ auf den Herbst 2018 zurück.
Mit Hauptsponsor Petronas wurde ab 2019 ein erfolgreiches Projekt mit Yamaha gestartet. Nach ersten Podestplätzen folgten 2020 die ersten Siege von Fabio Quartararo und Franco Morbidelli. Der Italiener wurde Vizeweltmeister.
Schlussendlich wechselten beide ins Yamaha-Werksteam. „Wir haben gezeigt, dass wir ein Entwicklungsteam sind“, blickt Razali stolz auf diese Zeit zurück. „Dann bekamen wir Probleme mit Petronas.“ Der Sponsor stieg aus. Das Team musste formal neu gegründet werden.
Aus Compliance-Gründen konnte Yamaha zunächst nur einen Vertrag für 2022 anbieten. „Das habe ich akzeptiert, weil wir formal eine neue Firma waren.“ Deshalb hat Razali erwartet, dass man aufbauend auf diesen Einjahresvertrag eine längere Zusammenarbeit vereinbaren könnte.
„Wir haben uns im Vorjahr gut präsentiert, auch wenn die Ergebnisse das nicht gezeigt haben. Wir arbeiten nicht aus dem Kofferraum eines Autos heraus, sondern haben eine große Hospitality. Alles war gut präsentiert, so wie es damals mit Petronas war.“
„Als wir dann über die Vertragsverlängerung gesprochen haben, habe ich zu mir gesagt, dass ich mich bewiesen habe und sie mir einen längerfristigen Vertrag geben sollten. Die MotoGP ist ein Business. Man kann nicht mit einem Einjahresvertrag als Basis arbeiten.“
„Man muss mit den Sponsoren planen, mit den Fahrern und so weiter. Aber Yamaha sagte nein. Ich war traurig, weil ich die Marke liebe. Aber ich habe mich auch geärgert“, gibt Razali im Rückblick offen zu.
Die Gespräche mit Yamaha-Manager Lin Jarvis verliefen schwierig. „Sie haben mir gesagt, dass ich zusätzliche Bankgarantien abgeben muss, denn nur dann würden sie mir mehr als zwei Jahre geben. VR46 kam und es hieß, dass wir warten müssen, bis alles evaluiert ist.“
„Es bestand die Gefahr, dass wir zwei Plätze haben, aber keinen Hersteller als Partner. Deshalb mussten wir mit allen sprechen. Ich habe mit Ducati und Honda gesprochen. Als ich von Yamaha verärgert war, bin ich zu Massimo [Rivola] gegangen.“
„Innerhalb von weniger Stunden haben wir uns geeinigt“, bestätigt Razali. Aprilia-Motorsportchef Rivola hegte schon länger den Plan, mit einem Satellitenteam zusammenzuarbeiten. Schon 2021 hatte es Gespräche mit Razali gegeben.
Razali: „Bei Aprilia gibt es keine Mittelsmänner“
Im Frühling 2022 war die Situation von beiden Seiten optimal für eine Zusammenarbeit. Die RS-GP war auch konkurrenzfähig geworden, was ein zusätzlicher Anreiz war. Ende Mai wurde in Mugello ein Zweijahresvertrag für 2023 und 2024 vereinbart – mit Option auf zwei weitere Jahre.
Aber bevor die Tinte unter den Vertrag gesetzt werden konnte, musste Razali noch einen in seinem Team überzeugen. Ex-Rennfahrer Wilco Zeelenberg war über 20 Jahre eng mit Yamaha verbunden und war seit 2019 als Teammanager bei SRT/RNF ein Bindeglied zur japanischen Marke.
„Wilco und ich hatten ein Treffen mit allen Leuten, die das Motorrad wirklich bauen“, schildert Razali einen Besuch bei Aprilia. „Wir haben mit ihnen Englisch gesprochen und wussten, was sie wirklich mit der RS-GP tun. Diese Beziehung brauchen wir. Diese Offenheit hat Wilco überzeugt.“
„Bei den Japanern gibt es immer Mittelsmänner“, nennt Razali einen entscheidenden Unterschied. Seit dem Valencia-Test nach dem Saisonfinale im vergangenen November arbeiten Aprilia und RNF offiziell zusammen, obwohl schon davor im Hintergrund Vorbereitungen getroffen worden sind.
Bisher hieß es seitens RNF, dass man sich als Teil des Werksteams fühlt. Viele Aprilia-Ingenieure und auch die Chefs Rivola und Romano Albesiano sind regelmäßig in der RNF-Box zu sehen.
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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