Pramac - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Pramac erhält die gleichen Motorräder wie das Ducati-Werksteam

(Motorsport-Total.com) – MotoGP-Weltmeister Francesco Bagnaia ließ nach dem Grand Prix von Frankreich mit einem Vorschlag aufhorchen.

Um aggressive Manöver und Rennzwischenfälle zu minimieren, müsste es wieder einen größeren Performance-Unterschied zwischen den Werksteams und den Satellitenteams geben. In Le Mans wurden im Sonntagsrennen die ersten vier Plätze von Fahrern von Satellitenteams belegt.

„Ein Fahrer hinter dir, der nicht das Potenzial hat, versucht sechs Fahrer in einer Runde zu überholen. So funktioniert es aber nicht, weil wir alle am Limit sind. Wenn ich vor allem im ersten Teil des Rennes am Limit bremse, dann ist es falsch zu versuchen, noch später als dieses Limit zu bremsen.“

„Wenn man sich die Zwischenfälle ansieht, dann passieren sie hauptsächlich zu Beginn des Rennens, weil es viel Unruhe im Feld gibt“, findet Bagnaia. „Wir sollten darüber nachdenken, wie wir diese Situation verbessern, denn so ist es nicht sicher.“

„Eine Sache ist, dass jedes Motorrad gewinnen kann – vom ersten bis zum letzten. Es gibt zwischen den Werksmotorrädern und den Satellitenteams keine Lücke mehr von sechs, sieben Zehntelsekunden.“

„Ehrlich gesagt, das war nützlich, weil die ‚Fantastischen Vier‘ geboren wurden, weil sie die Stärksten waren“, spricht der Italiener die Zeit an, als die Werksteams von Honda und Yamaha dominiert haben.

Damals konnten praktisch nur Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Casey Stoner und Dani Pedrosa Rennen gewinnen. „Sie hatten auch die besten Motorräder“, hält Bagnaia fest. Ducati war damals nicht konkurrenzfähig und auch die Satellitenfahrer nicht.

„Die anderen Fahrer waren weiter hinten, weil sie nicht das Potenzial hatten und auch nicht das gleiche technische Level. Jetzt ist das Level extrem. Mit der ganzen Aerodynamik ist alles am Limit. Jeder Fahrer hat die Chance zu gewinnen.“

„Augusto [Fernandez] war zum Beispiel Vierter. Er ist ein Weltmeister, aber er ist auch ein Rookie. Abgesehen von Bezzecchi war die Rennpace nicht so schnell. Er hat das getan, was man erwartet hat. Der Rest war langsam, weshalb die Gruppe beisammen geblieben ist.“

„Meiner Meinung nach müsste es einen größeren Abstand zwischen den Motorrädern der Werksteams und der Satellitenteams geben. Oder zumindest muss man eine Lösung finden, um solche Zwischenfälle zu vermeiden.“

Herve Poncharal hat dafür kein Verständnis
Auf wenig Verständnis stößt dieser Vorschlag bei Herve Poncharal. Der IRTA-Präsident und Tech3-Teamchef bezeichnet Bagnaias Gedanken sogar als „Bullshit“. Denn Bagnaia hat in seinen beiden Pramac-Jahren selbst von einem konkurrenzfähigen Motorrad profitiert.

„Ich habe großen Respekt vor ihm und bewundere ihn“, so Poncharal im Interview mit ‚Paddock-GP.com‘. „Er ist auch immer ruhig, aber solche Aussagen zu lesen, würde ich als großen Bullshit bezeichnen.“

„‚Pecco‘ Bagnaia ist wie jeder Fahrer über die Moto3 und die Moto2 in die MotoGP gekommen. Er war glücklich, im Satellitenteam ein Motorrad mit hoher Performance zu haben, damit er auffallen konnte. Dann hat er einen Platz im Werksteam bekommen. Das ist der Traumweg jedes Fahrers.“

„Es ist eine große Überraschung für mich von jemandem, der von dieser Struktur profitiert hat, zu lesen, dass diese Motorräder von den Ingenieuren um sechs, sieben Zehntelsekunden langsamer gemacht werden sollten – kastriert um sechs, sieben Zehntelsekunden.“

Über Jahre wurde versucht, die Lücke zwischen den Werksteams und den Satellitenteams zu schließen. Zunächst über CRT-Bikes, um Druck auf die Hersteller auszuüben, dann über die Open-Klasse und Maßnahmen wie die Einheitselektronik.

„Wir haben es geschafft, die Hersteller zu überzeugen, dass sie uns konkurrenzfähige Motorräder geben“, betont Poncharal. „Das war auch in ihrem Interesse. Sie können junge Fahrer unterstützen, sie haben mehr Feedback und es ist sportlicher Wettbewerb, der den Namen auch verdient.“

„Das hilft auch uns unabhängigen Teams unsere Partner zu überzeugen und Sponsoren zu gewinnen. Wir können ihnen sagen, dass wir nicht nur da sind, um das Feld aufzufüllen. Wir können Rennen gewinnen und auch den WM-Titel ins Visier nehmen.“

Denn das sorgt auch dafür, dass die Satellitenteams ihre Mitarbeiter ordentlich bezahlen können. Für Poncharal ist es deshalb undenkbar zu einer Situation wie vor etwas mehr als zehn Jahren zurückzukehren, als die Satellitenteams aus eigener Kraft keine Siegchancen hatten.

Zwischen dem Sieg von Toni Elias in Estoril 2006 und Jack Millers Regentriumph in Assen 2016 hat zehn Jahre lang kein Fahrer eines Satellitenteams gewonnen. Seither hat sich die Situation drastisch verändert. Das Feld ist so eng beisammen wie nie zuvor.

Deshalb bezeichnet Poncharal Bagnaias Aussagen als „großen Blödsinn“: „Ich war persönlich sehr schockiert, weil das unsportlich ist. Für mich sind prinzipielle Werte im Sport Respekt und Fairness. Aber das ist respektlos.“

„Das ist auch respektlos gegenüber seinen VR46-Kollegen! Es wäre gut, wenn er mit Bezzecchi darüber sprechen würde. Es ist schade, dass jemand, der als amtierender Weltmeister unsere Führungsfigur ist, solche uninteressanten Aussagen tätigt.“

Text von Gerald Dirnbeck

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