(Motorsport-Total.com) – Vom Schock, dass Suzuki die MotoGP verlässt, über die letzten beiden Siege mit dem Team bis hin zum Markenwechsel waren die vergangenen zwölf Monate für Alex Rins wie eine Achterbahnfahrt.
Mit der französischen Ausgabe von ‚Motorsport.com‘ hat der LCR-Honda-Pilot über diese intensive Zeit gesprochen.
Frage: „Vor einem Jahr war Le Mans ein ganz besonderer Moment, nachdem Suzuki offiziell verkündet hatte, die Meisterschaft zu verlassen. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Moment mitgenommen?“
Alex Rins: „Ehrlich gesagt, habe ich nicht viel über diesen Moment nachgedacht. Es war eine Entscheidung des großen Managements von Suzuki und ich konnte nicht viel tun.“
„Nach diesem Moment habe ich versucht, für mich zu fahren, ohne Druck im Kopf und ohne zu viel nachzudenken. Nach einem Jahr ist es natürlich immer noch beeindruckend, dass sie die Meisterschaft so schnell verlassen haben.“
„Aber ich nehme all die guten Momente mit, all die Siege und Podiumsplätze, die wir mit diesem Team errungen haben, und davon gab es viele. Am Ende konnte ich etwas Gutes für dieses Jahr finden, also ist es okay.“
Frage: „Was hat sich für Sie verändert, als Sie von einem japanischen Werksteam zu einem italienischen Team gewechselt sind, das eher einem Familienteam ähnelt?“
Rins: „Von der Arbeit her ist es das Gleiche. Sicherlich arbeitet man von Jahr zu Jahr mehr, und ich verbringe mehr Zeit mit dem Training, der Vorbereitung und all diesen Dingen. Meine Mentalität ist natürlich dieselbe, aber mit einem anderen Ziel.“
„Jedes Mal, wenn ich auf das Motorrad steige und auf die Strecke gehe, kämpfe ich, um die Spitzenplätze zu erreichen. Es stimmt, dass unser Motorrad im Moment nicht auf demselben Niveau ist wie das, was ich vergangenes Jahr hatte. Das Ziel war der Sieg und wir hatten das Motorrad, um es zu erreichen.“
„In diesem Jahr müssen wir unser Motorrad noch weiter verbessern, um regelmäßiger auf den vorderen Plätzen zu sein. Das Ziel ist es jetzt, hart zu arbeiten, um diese Verbesserungen zu erreichen.“
Viel Unterstützung durch LCR-Honda
Frage: „Lucio Cecchinello, der Chef und Besitzer des Teams, ist ein ehemaliger Rennfahrer und versteht seine Fahrer auf eine ganz besondere Art und Weise. Haben Sie das Gefühl, dass er diese Fahrermentalität immer noch in sich trägt?“
Rins: „Ja, ganz sicher, er trägt sie noch in sich.“
„Nachmittags, wenn ich mit den Technikern arbeite und mir die Daten ansehe, kommt er manchmal zu uns, nimmt sich einen Stuhl und setzt sich zu uns. Manchmal schickt er mir auch Bilder von Daten und sagt: ‚Komm, wann immer du kannst, um dir das anzusehen zu sehen, mir ist etwas aufgefallen, etwas, das man verbessern kann.'“
„Ich fühle mich von ihm und allen Mechanikern und der ganzen Box sehr gut unterstützt. Sie pushen mich sehr. Bisher haben wir ein sehr gutes Ergebnis erzielt, wir haben in Austin den ersten Platz belegt, und nach diesem Sieg hatten alle im Team ein breites Grinsen im Gesicht. Das ist sehr schön, denn abgesehen von der Arbeit, die sie leisten, und von meiner Arbeit zu Hause ist es fantastisch, Leute zu sehen, die einen wirklich unterstützen.“
Frage: „Sie haben an diesem Tag in Austin selbst über das ganze Gesicht gestrahlt. Was war das wichtigste Gefühl an diesem Tag?
Rins: „Es gab viele Emotionen. Das Rennen war nicht so einfach. Im ersten Teil habe ich versucht, Pecco zu folgen, und er hat wirklich hart gepusht. Am Ende machte er einen Fehler und stürzte, aber ich konnte ein gutes Tempo halten. Es war fantastisch. Und ich hatte den ganzen Tag ein Lächeln im Gesicht!“
Frage: „Haben Sie Nachrichten von Ihren ehemaligen Suzuki-Kollegen erhalten?“
Rins: „Ja, ich habe einige Nachrichten von einem oder zwei Mechanikern aus dem Team erhalten. Drei Mechaniker, nicht mehr. Das ist seltsam. Es hat mich ein wenig getroffen, aber es ist, wie es ist.“
„Nachdem ich sechs Jahre lang mit ihnen gearbeitet habe, habe ich mit einigen Leuten vielleicht nur zwei oder drei Mal seit Valencia gesprochen. Es ist ziemlich merkwürdig, aber es ist, wie es ist. So ist das Leben!“
MotoGP ist keine reine Wochenendarbeit
Frage: „Was haben Sie sich von dem kleinen Jungen, der Sie mal waren und der von der MotoGP träumte, bewahrt?“
Rins: „Ich habe die gleiche Ausdauer, die gleiche Einstellung, immer besser zu werden, immer zu lernen. Ich arbeite während der ganzen Saison wirklich hart, zu Hause, mit meinem persönlichen Team, und am Ende will ich gewinnen.“
Frage: „Sie gehören auch zu den Fahrern, die Ihre Gefühle mehr zum Ausdruck bringen. Wie wichtig ist es für Sie, Emotionen auf diese Weise zu zeigen?“
Rins: „Das hängt vom Fahrer ab. Es hängt von der Mentalität des Fahrers ab. Ich bin auf jeden Fall sehr ausdrucksstark.“
„Wenn ich glücklich bin, zeige ich das der Welt, und wenn ich traurig bin, kann man das auch sehen. Das gehört zu mir, das ist einfach so. Ich versuche nicht, das zu verbessern oder ein neutraleres Gesicht, ein Pokerface, zu haben, weil das nicht zu mir passt.“
Frage: „Wir sprechen viel darüber, wie sich die MotoGP verbessern sollte. Glauben Sie, dass es wichtig wäre, mehr menschliche Geschichten zu zeigen, oder sollte man sich auf die Rennen und die sportliche Seite konzentrieren?“
Rins: „Wir versuchen immer, uns zu verbessern und auch die Meisterschaft – mit den Sprintrennen und all diesen Dingen. Ich denke, wir müssen neue Dinge tun, ja.“
„Für mich ist es wichtig, dass die Fans wirklich verstehen, was wir tun und was unsere Aufgabe ist. Viele Leute denken, dass wir nur am Wochenende arbeiten und das war’s, aber so ist es nicht. Es steckt eine Menge Arbeit dahinter.“
Frage: „Sie sagen, dass der Sieg Ihr einziges Ziel ist. Wie gehen Sie damit um, nach einem Rennen wie in Austin zu einem normalen Wochenende zurückzukehren, auf einer Strecke, auf der dein Motorrad vielleicht nicht so konkurrenzfähig ist?“
Rins: „Letztendlich war das Ergebnis von Austin für alle ziemlich beeindruckend. Wie ich schon sagte, haben wir im Moment nicht das Motorrad, um das zu erreichen.“
„Das ist erst mein viertes oder fünftes Rennen mit dieser Marke, also fangen wir jedes Wochenendes im Grunde bei Null an. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit und darauf, das Motorrad zu verbessern.“
Frage: „Welche Träume haben Sie heute noch in Ihrem Leben?“
Rins: „Ich habe immer noch Träume in meinem Leben, ich bin erst 27 Jahre alt. Ich habe viele Träume und ich arbeite jeden Tag daran, sie zu erreichen. Einer von ihnen ist es, MotoGP-Weltmeister zu werden.“
Text von Lena Buffa, Übersetzung: Juliane Ziegengeist
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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