Jack Miller - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Jack Miller betrachtet die moderne MotoGP-Welt durchaus mit Sorge

(Motorsport-Total.com) – Als Ende September des vergangenen Jahres der MotoGP-Kalender für die Saison 2023 präsentiert wurde, hatten einige der Beteiligten bereits ein mulmiges Gefühl.

Zwar wurde die Anzahl der Rennwochenenden letztlich aufgrund des Absage des Grand Prix von Kasachstan von 21 auf 20 reduziert. Die eigentliche Krux aber ist geblieben.

Mit dem Sprint am Samstag jedes Grand-Prix-Wochenendes hat sich die Anzahl der MotoGP-Rennen für die Saison 2023 im Vergleich zu 2022 verdoppelt. Hinzu kommt, dass der Kalender zahlreiche Back-to-Back-Events, also direkt aufeinanderfolgende Rennwochenenden, aufweist.

Die Befürchtung der MotoGP-Piloten war, dass man im Falle einer Verletzung gleich mehrere Nullnummern am Stück schreiben würde. Genau das ist eingetreten. Aktuell sind 14 von 20 Rennwochenenden im MotoGP-Kalender 2023 absolviert, aber noch kein einziges wurde mit allen Stammfahrern komplett bestritten!

Die längsten Verletzungspausen haben Pol Espargaro, Alex Rins, Enea Bastianini, Marc Marquez, Joan Mir und Miguel Oliveira verdauen müssen. Zahlreiche andere Piloten im Feld haben das eine oder andere Rennwochenende aufgrund von Verletzungen vorzeitig aufgeben müssen.

Einer derjenigen, die in dieser Saison bislang immer am Start waren, ist Jack Miller. Für den Australier aber ist die lange MotoGP-Verletztenliste 2023 keine Überraschung. „Ja, wir hatten auch Pech, indem Rins nahezu die halbe Saison verpasst und Marc [Marquez] sich zu Beginn des Jahres verletzt hat“, sagt Miller.

„Der Großteil der Verletzungen aber“, so Miller weiter, „war auf Kollisionen zurückzuführen, die entweder direkt beim Start oder in der ersten Kurve passiert sind. Ich glaube, mehr als alles andere hat das mit der hohen Intensität der Rennserie zu tun“.

Als ein bezeichnendes Beispiel nennt Miller das von Enea Bastianini am Barcelona-Wochenende. Dort wurde dem Ducati-Piloten für den Grand Prix am Sonntag eine Rückversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung auferlegt. Grund: Im Training am Freitag hatte Bastianini mit langsamer Fahrt auf der Ideallinie den Tech3-GasGas-Piloten Pol Espargaro aufgehalten.

Im Grand Prix am Sonntag war Bastianini dann der Auslöser des Startunfalls, in den inklusive ihm selber fünf Ducati-Fahrer verwickelt waren. Und weil sich Bastianini dabei verletzt hat, ist er bis heute noch nicht wieder gefahren. Der Barcelona-Unfall liegt mittlerweile fünf Wochen zurück. Seither hat der Ducati-Pilot drei Rennwochenenden komplett verpasst.

„Meiner Ansicht nach war das, was Enea in Barcelona gemacht hat, kein Aussetzer oder so etwas“, sagt Miller und erklärt: „Es war ein Manöver aus Verzweiflung heraus. In der Startaufstellung wurde er eine Reihe nach hinten versetzt. Und wenn du heutzutage mal von weit hinten startest, dann ist dein Rennen im Grunde schon halb gelaufen. Ja, du kannst versuchen, dich wie ein Verrückter wieder nach vorne zu kämpfen. Das geht manchmal vielleicht gut, aber eben nicht immer.“

„Das ist es, was wir erleben, nämlich jede Menge Manöver aus Verzweiflung. Die sind die Konsequenz davon, wie intensiv diese Meisterschaft geworden ist“, sagt Miller und spricht damit auf den eng gesteckten Rennkalender an. Aber nicht nur der ist für ihn ein Grund für die hohe Intensität. „Alles ist so eng, die Motorräder und die Fahrer sind auf einem so ähnlichen Level. Das ist gewissermaßen ein Schmelztiegel für spannungsgeladene Situationen“, so Miller.

Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Yosuke Nagayasu

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert