(Motorsport-Total.com) – Nach mehreren Jahren im VR46-Team hat für Luca Marini mit Neujahr 2024 ein neuer Abschnitt in seiner Karriere als Motorradrennfahrer begonnen.
Mit dem Wechsel ins Honda-Werksteam, wo er der Nachfolger von Marc Marquez ist, geht für Marini zumindest die Zeit im Rennteam seines Halbbruders Valentino Rossi zu Ende. Der VR46-Akademie bliebt der Italiener aber auch in Zukunft verbunden.
Im VR46-Team fuhr Marini in den Jahren 2018 bis 2020 in der Moto2-WM. Mit dem Vizetitel 2020 empfahl er sich für den Aufstieg in die Königsklasse. Seine Rookie-Saison 2021 absolvierte er im damaligen Ducati-Kundenteam Esponsorama Racing (vormals Avintia Racing), allerdings mit Unterstützung durch VR46.
Das eigene MotoGP-Team betreibt VR46 seit der Saison 2022. Marini und sein ehemaliger Moto2-Teamkollege Marco Bezzecchi wurden für die Debütsaison auf die beiden Ducati-Bikes gesetzt. An dieser Fahrerpaarung hielt das Team auch für die Saison 2023 fest. In der am 10. März beginnenden MotoGP-Saison 2024 aber ist Fabio Di Giannantonio der neue Teamkollege von Bezzecchi.
Luca Marini hat sich entschieden, seinen eigenen Karriereweg zu gehen. „Viele Leute glauben, der Bruder von ‚Vale‘ zu sein, würde alles einfacher machen, weil einem überall die Türen offenstehen. Die Wahrheit sieht aber ein bisschen anders aus“, sagt Marini im offiziellen MotoGP-Podcast.
„Es stimmt schon, dass ich gute Möglichkeiten bekommen habe. Gleichzeitig musste ich aber auch intensiv an mir selber arbeiten. Ihr könnt mir glauben, dass ich mich wirklich voll ins Zeug gelegt habe, um es dorthin zu schaffen, wo ich jetzt bin. Damit meine ich, ein MotoGP-Pilot zu sein und in der Lage zu sein, solche Ergebnisse einzufahren“, so Marini.
In den drei Saisons, die Marini bislang in der Königsklasse absolviert hat, ist ihm zwar noch kein Grand-Prix-Sieg gelungen. Im Qualifying auf die Pole zu fahren und im Rennen auf das Podium zu fahren, das hat er aber beides schon mehrmals geschafft.
Mit dem Wechsel von VR46-Ducati ins Honda-Werksteam hat Marini den neuen Abschnitt seiner Karriere selber eingeleitet. Für zwei Jahre, bis Ende 2025, hat er sich vertraglich an den größten Motorradhersteller der Welt gebunden. Damit ist Marini im aktuellen MotoGP-Starterfeld einer von nur zwei Piloten, die über 2024 hinaus einen gültigen Vertrag besitzen. Der andere ist Brad Binder, dessen KTM-Vertrag sogar bis Ende 2026 vereinbart wurde.
Zum ersten und bislang einzigen Mal auf der Honda RC213V saß Marini Ende November beim Valencia-Test. Dabei sorgte er direkt für hochgezogene Augenbrauen. Denn bei seinem Einstand im Team, das sich seit Jahren so schwertut, schaffte er es auf Anhieb in die Top 10 der Zeitenliste. Über seine Eindrücke sprechen durfte Marini aus vertraglichen Gründen aber offiziell erst nach dem Jahreswechsel.
Wo er sein Handwerkszeug gelernt hat, das steht für den im „Windschatten“ von Valentino Rossi aufgewachsenen Marini zweifelsfrei fest. „Als ich jung war, habe ich viel dadurch gelernt, indem ich einfach ‚Vale‘ und seinen Ingenieuren zugehört habe. Anhand seines Feedbacks und seiner Arbeitsweise habe ich versucht, mir selber einen Erfahrungsschatz aufzubauen. Darauf konnte ich später in meinen Gesprächen mit meinen Ingenieuren zurückgreifen“, sagt er.
„Ich glaube, was das betrifft, nämlich die Arbeitsweise in der Box, gehört ‚Vale‘ zu den Stärksten überhaupt. Vom Talent und vom Speed her ist er sicherlich der Größte, den unser Sport je gesehen hat“, lobt Marini Rossi in den höchsten Tönen und unterstreicht: „Es war aber auch die Arbeit, die er geleistet hat, wenn er nicht auf dem Motorrad saß, die absolut unglaublich war.“
„Heute“, so Marini, „glaube ich, dass ich meine eigene Persönlichkeit, meine eigene Identität geschaffen habe. Der Weg, auf dem ich mich befinde, gefällt mir und diesen Weg will ich weitergehen“. In diesem Zusammenhang verrät der „kleine Bruder“ des großen Valentino Rossi aber noch etwas: „Ich erwische mich manchmal noch immer dabei, wie es kaum realisieren kann, dass ich wirklich ein MotoGP-Pilot bin.“
Text von Mario Fritzsche
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