Pirelli-Hinterreifen - © Dominik Lack

© Dominik Lack – Die Pirelli-Hinterreifen dürfen maximal elf Runden am Stück verwendet werden

(Motorsport-Total.com) – Nach der Auswertung der Daten vom Test am Montag und Dienstag haben sich die Verantwortlichen der Superbike-WM dazu entschieden, die beiden Hauptrennen in der Superbike-WM und in der Supersport-WM als Flag-to-Flag-Rennen auszutragen.

Der Grund: Der neue Asphalt beansprucht die Hinterreifen stark und stellt ein Sicherheitsrisiko dar.

Am Mittwoch vor dem Saisonauftakt kamen die Verantwortlichen von Motorrad-Weltverband FIM, Rechteinhaber Dorna, Reifenlieferant Pirelli und der Rennstrecke zusammen und einigten sich auf die Lösung mit den Pflicht-Boxenstopps „zur Gewährleistung der Sicherheit aller Teilnehmer“.

In der Superbike-WM dürfen die Hinterreifen maximal elf Runden am Stück verwendet werden, in der Supersport-WM sind es lediglich zehn Runden. Außerdem wurde die Renndistanz für die beiden Hauptrennen der Superbike-WM auf 20 Runden verkürzt.

Der griffige neue Asphalt beansprucht die Reifen zu stark
WSBK-Sportdirektor Gregorio Lavilla lobt den Grip des neuen Belags auf Phillip Island, bedauert aber gleichzeitig, dass das aggressive Haftungsniveau die Pirelli-Hinterreifen zu stark beansprucht. Besonders die linke Reifenflanke kommt in den schnellen Vollgaskurven an ihre Grenzen.

Lavilla stellt sich schützend vor WSBK-Reifenlieferant Pirelli: „Da die Reifen für das erste Rennwochenende bereits Ende November verschickt wurden, gab es nicht genug Zeit, um spezielle Reifen zu entwickeln, die auf die aktuellen Asphaltbedingungen zugeschnitten sind.“

Zur vorgeschlagenen Lösung mit den Pflicht-Boxenstopps gab es keine Alternative. „Wir haben die Situation unter Berücksichtigung der ersten beiden Testtage auf dem neuen Asphalt sorgfältig bewertet. Die Bedingungen haben sich zwar verbessert, aber vielleicht noch nicht genug, vor allem wenn man bedenkt, wie anspruchsvoll und schnell die Strecke ist“, bemerkt Lavilla.

„Unter diesen Umständen müssen wir uns in Zusammenarbeit mit der Rennleitung, der FIM und dem Phillip Island GP Circuit für die sicherste Option entscheiden, die von höchster Bedeutung ist“, begründet der ehemalige Rennfahrer.

Zu weiche Reifenmischungen: Pirelli konnte nicht rechtzeitig reagieren
Für die Reifen ist Phillip Island ohnehin schon einer der anspruchsvollsten Kurse. Das flüssige Layout belastet die Hinterreifen in Schräglage stark. Deshalb verzichtet Pirelli in Australien auf die weichsten Mischungen und bietet den Fahrern und Teams die Mischungen SC0 und SC1 an. Die SCQ- und SCX-Mischungen kommen nicht zum Einsatz.

Doch selbst die SC1-Mischung scheint den Belastungen nicht standzuhalten. „Die Sicherheit der Fahrer muss immer an erster Stelle stehen“, stellt Giorgio Barbier von Pirelli klar, der zusammen mit seinem Team nicht reagieren konnte.

„Ich möchte alle daran erinnern, dass die Reifen für dieses Rennen Ende November aus Europa geliefert wurden, während die Erneuerung der Strecke erst vor wenigen Wochen abgeschlossen wurde“, so Giorgio Barbier.

„Wir kennen diese Strecke sehr gut, dennoch ist es jedes Jahr eine ganz andere Geschichte, denn auf Phillip Island gibt es viele Variablen, die das Verhalten der Reifen beeinflussen können und oft unvorhersehbar sind. In diesem Jahr ist das kritischste Element der neue Asphalt, der die Referenzen, die wir hatten, fast vollständig zurückgesetzt hat“, schildert der Pirelli-Verantwortliche.

Welche Fahrer und Hersteller von der Änderung profitieren
Die Rekordrunden in der Superbike-WM (Toprak Razgatlioglu, 1:28.511 Minuten) und Supersport-WM (Yari Montella, 1:31.881 Minuten) wurden durch starken Reifenabbau überschattet.

„Bei den Tests hat sich gezeigt, dass der Asphalt viel Grip bietet, was sich positiv auf die Rundenzeiten auswirkt, aber andererseits sehr aggressiv auf die Reifen wirkt, vor allem bei hohen Temperaturen, was zu ungewöhnlichen Temperaturspitzen in der Laufflächenmischung auf der linken Seite und folglich zum Reifenabbau führt“, kommentiert Barbier.

„Wir haben in der Boxengasse Reifentemperaturen bis zu 160 Grad Celsius gemessen, was nach unserer Einschätzung operative Spitzenwerte von mehr als 200 Grad bedeutet“, verrät der Pirelli-Verantwortliche.
„In Anbetracht dieser Erkenntnisse haben wir in Absprache mit der Dorna, der FIM und der Rennleitung entschieden, dass für die Rennen beider Klassen ein Boxenstopp zum Reifenwechsel obligatorisch sein wird. Es war eine schwierige Entscheidung, auch weil, wie immer in solchen Fällen, einige Teams versuchen wollten, über die volle Distanz zu fahren“, ist sich Barbier bewusst.

Zu den Teams, die sich für Rennen ohne Boxenstopp vorbereitet haben, zählt das Kawasaki-Werksteam mit Alex Lowes. Die Crew von Lowes konzentrierte sich beim Test vor allem auf die Reifenhaltbarkeit.

Am anderen Ende des Spektrums steht das BMW-Werksteam mit Toprak Razgatlioglu, dass nach dem Test kein Geheimnis daraus machte, dass die Reifen nach der Hälfte der Renndistanz am Ende sind.

Text von Sebastian Fränzschky

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert