(Motorsport-Total.com) – Der traditionelle Montags-Test in Jerez (zum Testbericht) war für Honda eine große Chance, um weiter an der Entwicklung der RC213V zu tüfteln, die aktuell das wohl schlechteste Motorrad im Feld der MotoGP ist.
Zum Einsatz kam der Prototyp, mit dem Testpilot Stefan Bradl bei seinem Wildcard-Einsatz am Wochenende fuhr. Doch die Reaktionen der Honda-Stammpiloten fielen teilweise vernichtend aus.
Der Druck auf Honda-Teammanager Alberto Puig wird immer größer. „Wir sind nicht dort, wo wir uns sehen. Mit unseren vier Fahrern haben wir verschiedene Dinge getestet“, erklärt der Spanier. Dass die neue Labor-Honda vernichtende Kommentare erhielt, macht die Arbeit von Puig nicht leichter. Unterm Strich ermöglichten lediglich einige kleine Änderungen an der aktuellen Maschine gewisse Verbesserungen.
LCR-Honda-Pilot Johann Zarco beschreibt, was aktuell für den großen Rückstand sorgt: „Uns fehlt so viel Turning und so viel Grip. Die schnellen Kurven liegen uns überhaupt nicht. In Schräglage sind wir nicht so stark wie die anderen. Das sind unsere Schwächen.“
Gelöst werden sollten diese Probleme mit dem Laborbike, das Bradl beim Rennwochenende verwendete. Dieses Motorrad verfügt über ein auffälliges Aero-Update und viele neue Entwicklungen unter der zerklüfteten Verkleidung.
Johann Zarco spürt „keine wirklich positiven Aspekte“
„Wir spürten bei diesem Motorrad keine wirklich positiven Aspekte. Lediglich ein Bereich war besser, doch der Rest war schlechter und ich fuhr damit keine guten Rundenzeiten“, fasst Zarco den Test mit dem neuen Prototyp zusammen.
„Mit diesem Motorrad haben wir keinen Schritt nach vorn gemacht. Die Informationen sind aber nützlich, damit Honda versteht, welchen Weg wir einschlagen müssen“, erklärt der Franzose, der kein Interesse daran hat, die neue Honda erneut zu testen: „Wenn wir selbst nach einigen Tests mit unterschiedlichen Abstimmung nicht schneller werden, dann müssen wir es zur Seite stellen.“
Die schwache Performance ernüchterte Zarco, der beim Test auf P20 landete, aber dennoch zuversichtlich bleibt: „Ich erwartete, dass wir bei diesem Test einen Schritt machen mit diesem Motorrad. Doch das war nicht der Fall. Es ist aber kein Drama. Ich konnte mit dem aktuellen Material einige Fortschritte machen.“
Der für Zarco positivste Aspekt des Tests waren die Arbeiten an der aktuellen Honda. An seinem Einsatzmotorrad testete der Franzose einige Änderungen, die für das Heimrennen in Le Mans hilfreich sein könnten.
Dass das Honda-Testteam trotz großer Ressourcen bei der Entwicklung der RC213V dermaßen auf der Stelle tritt, überrascht die MotoGP-Insider. Was sagt Zarco zur Arbeit des Testteams? „Es ist nicht meine Aufgabe, Honda zu sagen, wie das Testteam arbeiten soll. Alle Fahrer testeten das neue Motorrad und erhielten nicht das erhoffte Gefühl“, fasst er diplomatisch zusammen.
Neuer Honda-Prototyp laut Joan Mir „nicht der richtige Weg“
Markenkollege Joan Mir beendete den Testtag schon am Nachmittag, sprach aber trotz der ausbleibenden Fortschritte von einem „positiven Tag“. Laut Mir wurde ein „anderes Konzept“ probiert.
Die Labormaschine von Bradl konnte Mir bereits in Barcelona testen. Spätestens nach dem erneuten Test in Jerez ist sich Mir sicher, dass Honda „nicht den richtigen Weg“ eingeschlagen hat.
Mir beendete den Test auf P21 und sprach nach seinem zeitigen Testende über ein neues Konzept bei der Entwicklung der RC213V. „Ehrlich gesagt denke ich, dass es funktioniert und die Richtung ist, die ich für die Zukunft einschlagen möchte“, berichtet der Spanier.
„Es ist eine Richtung, die wir entwickeln müssen, aber ich denke, dass sie in der Zukunft ein gewisses Potenzial haben kann – nicht jetzt, aber in der Zukunft“, schließt Mir zeitnahe Verbesserungen aus.
„Wir testen verschiedene Dinge am Motor, wahrscheinlich keinen (komplett neuen) Motor, aber verschiedene Dinge, um die Richtung zu verstehen. Und ich denke, ich habe alles verstanden“, erklärt Mir, ohne ins Detail zu gehen.
„Wir versuchen, das Turning zu verbessern. Diesbezüglich liegen wir zurück. Das ist unsere größte Schwäche. Es sieht so aus, als hätten wir verstanden, dass wir das Turning verbessern können. Dafür verlieren wir in anderen Bereichen viel. Das sind aber Bereiche, in denen wir viel Spielraum für Verbesserungen haben“, zeigt sich Mir zuversichtlich.
Takaaki Nakagami bestätigt die Eindrücke seiner Markenkollegen
LCR-Pilot Takaaki Nakagami war als 16. der bestplatzierte Honda-Pilot. Der Japaner beklagt die gleichen Probleme wie seine Markenkollegen und beschwert sich über mangelnden Grip und schlechtes Kurvenverhalten.
Auch Nakagami sieht in der neuen Honda nicht die Lösung. „Ich hatte damit das gleiche Gefühl und kam nicht auf gute Rundenzeiten. Und das, obwohl wir einige Änderungen und verschiedene Abstimmungen probierten.“
Somit steht fest, dass der Jerez-Test keine klaren Anzeichen auf zeitnahe Fortschritte im Lager von Honda lieferte. In der Meisterschaft ist Joan Mir (12 Punkte) aktuell bestplatzierter Honda-Pilot. Der Spanier liegt auf P16.
HRC-Teamkollege Luca Marini konnte noch keinen Punkt einfahren und ist WM-23., direkt hinter den beiden LCR-Piloten Johann Zarco (5 Punkte) und Takaaki Nakagami (4 Punkte). Bei den Herstellern liegt Honda (13 Punkte) hinter Yamaha (27 Punkte) auf der letzten Position.
Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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