(Motorsport-Total.com) – In der MotoGP sind die japanischen Hersteller in den vergangenen Jahren deutlich hinter die europäische Konkurrenz zurückgefallen.
Und auch in der Superbike-WM behaupten sich die Europäer aktuell an der Spitze. Im Lager der Weltmeister von Ducati sieht man in BMW den mittlerweile stärksten Gegner.
„BMW ist der einzige Hersteller, der sich ähnlich intensiv wie Ducati bemüht“, stellt Ducati-Technikkoordinator Marco Zambenedetti im exklusiven Interview mit Motorsport-Total.com fest. „Die Japaner haben zu kämpfen. Mit Ausnahme von Honda stecken sie aus meiner Sicht nicht so viel in ihre Projekte, wie es in der Vergangenheit der Fall war.“
Der Aufschwung von BMW ist natürlich auch auf die Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu zurückzuführen. „Toprak ist ein super talentierter Fahrer“, bestätigt Ducati-Ingenieur Marco Zambenedetti und lobt: „Er verfügt auf einem Motorrad über beeindruckende Fähigkeiten.“
„BMW hat viel ins Motorrad und in die Entwicklung investiert. Sie haben ein Testteam und sind jetzt sehr konzentriert, was dieses Projekt angeht. Sie erzielen jetzt gute Ergebnisse und sind unser größter Herausforderer“, analysiert der Italiener.
Nach einigen durchwachsenen Jahren hat BMW offensichtlich verstanden, wie man die M1000RR in der Superbike-WM zum Erfolg führt. Dafür nutzten die Münchner auch die Zugeständnisse des Reglements, präziser formuliert die Super-Concessions.
Doch nach Razgatlioglus Siegen muss BMW auf einige Vorteile verzichten. „Sie haben ein ähnliches Niveau erreicht wie wir und haben nicht mehr so viele Freiheiten bei der Entwicklung“, kommentiert Zambenedetti.
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Während es bei BMW von 2023 zu 2024 steil bergauf ging, befindet sich das WSBK-Projekt von Yamaha im Fall. Ohne Razgatlioglu fehlt Yamaha ein wichtiges Puzzlestück. Nachfolger Jonathan Rea enttäuschte bisher. Die Umstellung von der Kawasaki zur Yamaha bereitete dem sechsmaligen Weltmeister größere Schwierigkeiten als erwartet.
Im Rahmen des Saisonauftakts in Australien verkündete Yamaha, dass die R1 ab 2025 in vielen wichtigen Märkten nur noch als Trackday-Version angeboten wird. Yamaha verzichtet darauf, eine neue Homologation für die strengen Abgasvorschriften zu entwickeln. Das Aus der Serien-R1 überrascht auch die Verantwortlichen von Ducati.
„Aus irgendeinem Grund rechnet es sich für bestimmte Hersteller nicht mehr, diese Ausgaben zu tätigen. Offensichtlich ist der Markt nicht groß genug oder zumindest kleiner als in der Vergangenheit“, grübelt Zambenedetti und bestätigt: „Die aktuellen Emissionen lassen sich mit einem Motorrad nur sehr schwer erreichen. Dafür sind große Investitionen nötig.“
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Doch die Europäer entwickelt weiterhin moderne Superbikes, die den Modellen von Yamaha und Kawasaki mittlerweile voraus sind. „BMW und Ducati haben viel in ihre Marken investiert und Homologations-Modelle für die Kunden entwickelt. Für Ducati ist die Verbindung zum Rennsport sehr wichtig“, betont Zambenedetti.
„Es ist wichtig, rennfertige Motorräder zu haben und diese unseren Kunden anzubieten. Deshalb wird viel Geld investiert, um immer bessere Motorräder zu haben. Ich kann nicht für die anderen Hersteller sprechen, aber es wirkt so, als ob sie diesen Weg nicht fortführen möchten“, zeigt sich der Italiener überrascht.
Text von Sebastian Fränzschky
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