Pedro Acosta - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Pedro Acosta: Einer von zwei MotoGP-Piloten, die am Freitag gleich zweimal stürzten

(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez (Gresini-Ducati) hatte am Freitag, dem MotoGP-Trainingstag zum Grand Prix von Deutschland 2024 auf dem Sachsenring, den heftigsten Sturz.

Der im Training am Nachmittag passierte Highsider des Sachsenring-Rekordsiegers war aber alles andere als der einzige Sturz des Tages.

Im Nachmittagstraining der Königsklasse, in dem Marquez in Kurve 11 abflog, gab es zehn Stürze. Abgesehen von Marquez stürzten Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) in Kurve 11, Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati) in Kurve 1, Takaaki Nakagami (LCR-Honda) in Kurve 1, Joan Mir (Honda) in Kurve 1, Pedro Acosta (Tech3-GasGas) in Kurve 1, Augusto Fernandez (Tech3-GasGas) in Kurve 3, Enea Bastianini (Ducati) in Kurve 11, Remy Gardner (Yamaha) in Kurve 13 und Johann Zarco (LCR-Honda) in Kurve 13.

Im Vormittagstraining (FT1) hatte es zwei Stürze gegeben. Es betraf zwei Fahrer, die am Nachmittag abermals stürzten: Marc Marquez in Kurve 1 und Pedro Acosta in Kurve 13. Somit wurden am Freitag allein im MotoGP-Feld zwölf Stürze notiert, wobei neun davon in Rechtskurven passierten. Rechtskurven gibt es auf dem Sachsenring gerade mal drei, nämlich Kurve 1, Kurve 3 und Kurve 11.

Am Nachmittag war es mit 18 Grad Celsius Luft- und 26 Grad Celsius Asphalttemperatur relativ kühl, wenn man bedenkt, dass der Grand Prix von Deutschland erstmals seit 2019 wieder im Monat Juli stattfindet. 2020 hatte es aufgrund der Coronavirus-Pandemie keinen Deutschland-Grand-Prix gegeben, 2021 bis 2023 fand er jeweils schon im Monat Juni statt.

Neben den vergleichsweise niedrigen Temperaturen machte den MotoGP-Piloten am Freitag auch der Wind zu schaffen. Die Hauptursache sieht Weltmeister Francesco Bagnaia aber in der diesjährigen Reifenkonstruktion von Michelin. Zum Vergleich: In den insgesamt vier Trainings der Klassen Moto3 und Moto2 gab es am Freitag zusammengerechnet „nur“ vier Stürze.

„Mit diesen neuen Hinterreifen gibt es sehr viel Grip. Das bedeutet, dass die Belastung auf den Vorderreifen noch größer geworden ist. Das war vorher schon kritisch, aber so, wie die Reifen jetzt konstruiert sind, ist das Problem noch schlimmer geworden“, sagt Bagnaia, der am Freitag selber nicht gestürzt ist.

In Reihen der zwölf Stürze von Bagnaias Kollegen wurden allein fünf in Kurve 1 notiert: Marc Marquez, Di Giannantonio, Nakagami, Mir und Acosta. Bei Di Giannantonio war zu beobachten, dass er sich direkt nach dem Sturz noch im Kiesbett an die rechte Schulter fasste. Der Verdacht auf einen Bruch des Schlüsselbeins hat sich bei der Untersuchung im Medical-Center aber nicht bestätigt.

„Es wurden mehrere Röntgenaufnahmen gemacht und es sieht gut aus“, berichtet Di Giannantonio und erklärt: „Gehalten habe ich mir die Schulter deshalb, weil sich das Schlüsselbein ein bisschen verschoben hatte, bevor es von selber wieder in die richtige Position gerutscht ist. Ich hatte starke Schmerzen. Aber beim Check kam heraus, dass alles okay ist.“

Über den Sturz sagt Di Giannantonio: „Ich habe in dieser Runde ein bisschen aggressiver gebremst als in der Runde davor. Die Daten habe ich mir noch nicht genau angesehen, aber für dieses heftige Bremsen war der Vorderreifen wohl noch ein bisschen zu kalt. Das Vorderrad ist weggerutscht, sobald ich in Schräglage ging“. Mit Schmerzen stieg „Diggia“ einige Minuten später wieder auf seine VR46-Ducati. Und dabei ist ihm mit P9 tatsächlich noch der direkte Q2-Einzug für Samstag gelungen.

Während es sich bei Kurve 1 um eine langsame Rechtskurve handelt, die hart angebremst werden muss, handelt es sich bei Kurve 11 um die schnelle Bergab-Rechtskurve, die seit ein paar Jahren nach Ralf Waldmann benannt ist. In dieser Kurve 11 gab es am Freitag drei Stürze: Marc Marquez sowie Bezzecchi und Bastianini. „In meinem Fall lag es daran, dass der Reifen noch zu kalt war. Es war meine Runde aus der Box kommend „, beschreibt Bastianini.

WM-Spitzenreiter Jorge Martin, der am Freitag immer im Sattel geblieben ist, sagt über die Stürze in Kurve 11: „Ich glaube, der Wind hat an dieser Stelle alles andere als geholfen. Diese Kurve ist wirklich knifflig. Und gerade dann, wenn die Reifen noch nicht richtig auf Temperatur sind, wird es kritisch.“

Übrigens: Schwerer verletzt hat sich bei all den Stürzen am Trainingstag zum Deutschland-Grand-Prix 2024 niemand. Marc Marquez nach seinem Highsider in Kurve 11 und Fabio Di Giannantonio nach seinem Sturz in Kurve 1 waren die einzigen, die das Medical-Center aufsuchen mussten.

Dort wurden bei Marquez eine starke Rippenprellung und – bei einer zweiten Untersuchung – ein Bruch im Zeigefinger der linken Hand festgestellt. Genau wie Di Giannantonio, so ist auch Marquez für das weitere Wochenende für fit erklärt worden. Hinter den Samstag setzt der Gresini-Pilot derzeit trotzdem noch ein Fragezeichen.

Aleix Espargaro (Aprilia) ist am Freitag zwar nicht gestürzt, hat das Sachsenring-Wochenende aber nach nur drei Runden im FT1 vorzeitig aufgegeben. Die Schmerzen im gebrochenen Mittelhandknochen der rechten Hand waren nur sechs Tage nach dem Sturz im Assen-Sprint noch zu stark.

Bei einer medizinischen Untersuchung am Donnerstagnachmittag am Sachsenring wurde Espargaro zwar für fit erklärt. Auf seinen drei Runden am Freitagvormittag aber erkannte der Aprilia-Pilot, dass die Belastungen zu groß sind, um das Rennwochenende fortzusetzen.

Am Donnerstag hatte Espargaro erklärt, dass er es ohnehin nur deshalb probieren wolle, weil es auf dem Sachsenring fast nur Linkskurven gibt. „Wäre es eine andere Strecke, wäre ich gleich zu Hause geblieben“, sagte er.

Jetzt wird Espargaro, der am Saisonende zurücktritt, die Sommerpause im MotoGP-Kalender 2024 zur Erholung nutzen, um dann beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone wieder fit ins Geschehen einzugreifen.

Text von Mario Fritzsche

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