© Motorsport Images – Alex Lowes setzte sich beim Heimspiel in Donington stark in Szene

(Motorsport-Total.com) – Für Kawasaki verlief das WSBK-Wochenende in Donington sehr erfolgreich.

Alex Lowes beendete beide Hauptrennen auf dem Podium. Am Samstag war der Brite erster Verfolger von BMW-Speerspitze Toprak Razgatlioglu. Im Rennen am Sonntag kam Lowes auf der dritten Position ins Ziel. Mit den guten Ergebnissen festigte er seine vierte Position in der Meisterschaft. Aber warum ist die Kawasaki ZX-10RR plötzlich wieder so stark?

„Ich habe mehr Vertrauen, wenn das Motorrad rutscht. Ich kann das Motorrad so platzieren wie ich möchte. Das ist auf die Renndistanz gesehen sehr wichtig“, nennt Lowes die Gründe und stellt fest: „Ich bin definitiv schneller als im vergangenen Jahr.“

Mit Platz zwei war Lowes am Samstag „Best of the Rest“. Dabei war die Ausgangslage für das erste Rennen alles andere als optimal. In der Superpole verletzte Lowes in der Schikane die Tracklimits. „Das hat uns von Startplatz drei auf Startplatz neun zurückgeworfen. Ich befürchtete, dass wir dadurch die Chance auf ein gutes Ergebnis verspielt haben“, so der Brite.

Doch nach einem Start und vielen guten Manövern landete der Kawasaki-Pilot auf Platz zwei. Wie konnte sich Kawasaki so stark verbessern? „Das Motorrad ist im Vergleich zum Vorjahr sehr ähnlich“, verrät Lowes.

Wurde Alex Lowes in den vergangenen Jahren unterschätzt?
Dass die Leute immer das Motorrad für die besseren Ergebnisse verantwortlich machen, nervt den WSBK-Routinier: „Ich erziele viel bessere Ergebnisse als im Vorjahr, also muss es am Motorrad liegen und nicht an mir. So denken die Leute heutzutage. Doch meine Situation hat sich komplett verändert. Ich habe viel mehr Selbstvertrauen und fahre viel besser als im Vorjahr.“

„Ich denke also, dass viel auf meine eigene Arbeit und die Arbeit meines Teams in der Box zurückzuführen ist. Wir haben eine andere Arbeitsweise und versuchen ständig, das Maximum aus dem Motorrad herauszuholen“, schildert Lowes, der in diesem Jahr den Crewchief von Jonathan Rea übernahm. Zusammen mit Pere Riba bildet er eine gute Verbindung.

„Natürlich ist das Motorrad sehr gut“, stellt Lowes klar und erinnert an die Vergangenheit: „Damit wurden sechs WM-Titel gewonnen. Wir wissen, dass wir in einigen Bereichen zu kämpfen haben. Doch es ist ein sehr gutes Motorrad.“

Doch dass es allein am Motorrad liegt, will Lowes nicht gelten lassen. Er verweist auf die eher enttäuschenden Ergebnisse von Teamkollege Axel Bassani: „Axel leistet gute Arbeit. Wenn das Motorrad so gut ist, wie alle sagen, dann müsste er bessere Ergebnisse abliefern. Im vergangenen Jahr besiegte mich Axel ständig.“

Überraschung: Kawasaki nutzt die erlaubte Drehzahl nicht
Die Regeln erlaubten Kawasaki einige Modifikationen für die WSBK-Saison 2024. So konnte das Gewicht der Motorinnereien angepasst werden. Zudem erhielt Kawasaki mehr Drehzahl. „Wir nutzen nicht die komplette Drehzahl“, verrät Lowes überraschend. „Es hilft sicher ein bisschen. Die Abstände sind so gering, dass jede kleine Verbesserung eine Hilfe ist.“

Eine neue Gabel von Showa hat ebenfalls dazu beigetragen, die Performance zu verbessern. „Sie hat im unteren Bereich eine andere Steifigkeit. Deshalb habe ich beim Bremsen ein besseres Gefühl“, schildert Lowes.

Es gibt aber auch Stimmen, die behaupten, dass Lowes jetzt so stark ist, weil Jonathan Rea nicht mehr für Kawasaki fährt. Lowes widerspricht und bestätigt, dass er nie wie ein Nummer-Zwei-Fahrer behandelt wurde. „Ich gewann mein erstes Rennen mit Kawasaki“, verweist er auf den Sieg beim WSBK-Saisonauftakt 2020 in Australien.

Alex Lowes bedauert, dass er sich nicht mehr mit Jonathan Rea messen kann
Kawasakis Entscheidung, auch 2024 mit Alex Lowes weiterzumachen, wurde im vergangenen Sommer teilweise heftig hinterfragt, denn damals waren die Ergebnisse enttäuschend. Doch Kawasaki wurde für die Loyalität belohnt, denn in diesem Jahr liefert Lowes endlich die Resultate, die man sich seit der Verpflichtung vor vier Jahren erhoffte.

„Ich hatte in der Vergangenheit so viele Verletzungen und Probleme“, begründet Lowes die schwachen Ergebnisse der WSBK-Saison 2023. „Im vergangenen Jahr hatte ich zwei Operationen im August und September. Als ich zurückkam, qualifizierte ich mich zwei Mal vor Jonathan. Ich konnte ihn in den Rennen nicht besiegen, weil ich nicht konstant genug war. Doch ich war nie langsamer als er.“

Lowes bedauert, dass Rea das Team verließ und bei Yamaha eine neue Herausforderung annahm. Denn wenn Rea noch bei Kawasaki wäre, dann würden Lowes‘ Erfolge in einem anderen Licht erscheinen. „Mir wäre es lieber, wenn er nach wie vor hier wäre“, bemerkt Lowes. „Ich würde gern herausfinden, wie ich im Vergleich zu ihm dastehe, wenn ich mein Maximum erreiche.“

Wenn Rea noch für Kawasaki fahren würde, dann hätte Lowes allerdings nicht die Chance erhalten, Crewchief Pere Riba zu übernehmen. „Der Wechsel zu Pere war für mich eine Hilfe“, bemerkt Lowes, der seinen ehemaligen Teamkollegen in der Box vermisst: „Er fehlt mir in der Box. Ich habe großen Respekt vor ihm und seinen Erfolgen. Er ist einer meiner besten Freunde im Paddock.“

Text von Sebastian Fränzschky

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