Wie lange muss Toprak Razgatlioglu pausieren?

(Motorsport-Total.com) – Der Kampf um den Titel nahm beim WSBK-Wochenende in Magny-Cours eine unerwartete Wendung.

Der seit April ungeschlagene Seriensieger Toprak Razgatlioglu (BMW) kam als klarer Favorit nach Frankreich. Beim Trainingsauftakt am Freitag deutete der WM-Führende an, dass die Siege auch beim achten Rennwochenende der laufenden Saison nur über ihn gehen.

Doch am Freitagnachmittag stockte den Beteiligten in der Superbike-WM um 15:12 Uhr der Atem. In der schnellen Bergabsektion zwischen Kurve 14 und 15 verlor Razgatlioglu die Kontrolle über seine BMW und schlitterte im inneren Teil der Strecke über den Rasen. Er streifte die innere Streckenbegrenzung mit dem Rücken und wirkte benommen, als er zum Stillstand kam.

Im Medical-Center an der Strecke diagnostizierten die Ärzte eine Rückenprellung. Razgatlioglu wurde für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus von Moulins gebracht. Der 27-jährige Türke unterzog sich bis zum Freitagabend vielen Checks, die ein Problem mit der Lunge aufzeigten. Beim Aufprall hat sich Razgatlioglu einen leichten traumatischen Pneumothorax zugezogen.

Diese Verletzung hat zur Folge, dass Razgatlioglu nicht mit dem Flugzeug nach Hause reisen kann. BMW riet Razgatlioglu von der über 3.300 Kilometer langen Heimreise mit dem Auto ab, um sich zu schonen.

Wie lange fällt Toprak Razgatlioglu aus?
Noch unklar ist, ob Razgatlioglu beim Event in Cremona am übernächsten Wochenende wieder einsatzbereit ist. Razgatlioglus Lungen-Verletzung ist im Motorrad-Rennsport eher unüblich. Es fehlen Erfahrungswerte, wie lange ein Fahrer pausieren muss.

Manager Kenan Sofuoglu hat keine Zweifel, dass sein Schützling bereits in zwölf Tagen wieder auf sein Superbike steigen kann. „Es sind noch fast zwei Wochen bis zum Rennen. In diesen beiden Wochen wird sich Toprak erholen, um beim kommenden Rennwochenende wieder bei 100 Prozent zu sein“, prophezeit der ehemalige Supersport-Weltmeister bei WorldSBK.com.

Doch bei BMW ist man deutlich vorsichtiger mit derartigen Prognosen. BMW-Sportdirektor Marc Bongers gab bei WorldSBK.com eine vorsichtige Einschätzung der Lage: „Es ist zu zeitig, um sagen zu können, dass er in Cremona wieder fahren kann. Es war ein sehr harter Einschlag. Er musste immerhin eine Nacht im Krankenhaus verbringen.“

Gerät der sicher geglaubte WM-Titel in Gefahr?
Toprak Razgatlioglu kam mit einem komfortablen Vorsprung von 92 Punkten auf Ducati-Pilot Nicolo Bulega nach Frankreich. Am Samstag verpasste Bulega durch einen Sturz in der ersten Rennrunde die Chance, wichtige Punkte aufzuholen. Am Sonntag holte Bulega allerdings die Maximalpunktzahl und verringerte auf 55 Punkte Rückstand.

Weltmeister Alvaro Bautista patzte in Magny-Cours. Durch seinen Sturz im Sprint fiel Bautista für das zweite Rennen aus und konnte unterm Strich nur die 20 Punkte gutmachen. Zu wenig bei einem Rückstand von aktuell 122 Zählern.

Michael van der Mark leistete in Magny-Cours wichtige Schützenhilfe. Der Niederländer bescherte BMW den Sieg im Samstagsrennen und nahm der Konkurrenz wichtige Punkte weg. Außerdem sorgte Van der Mark dafür, dass BMW die Siegesserie fortsetzen konnte und den 14. Laufsieg feierte. Erst am Sonntag endete die beeindruckende Erfolgsserie mit Bulegas Sieg im Sprint.

„Michael hat einen unglaublichen Job gemacht“, freut sich Razgatlioglu über den Sieg seines Teamkollegen am Samstag. „Es war ein fantastischer Auftritt. Er ist kein Risiko eingegangen, sondern einfach besonnen gefahren und hat am Ende den verdienten Sieg geholt.“

„Es ist schade, dass ich nach meinem Sturz gestern nicht an den Rennen teilnehmen konnte, aber meine Genesung ist das Wichtigste. Darauf konzentriere ich mich jetzt“, erklärt Razgatlioglu. „Ich hoffe, in zwei Wochen in Cremona wieder dabei zu sein. Wir werden erneut Checks machen, aber ich denke, es sollte dann okay sein.“

Manager Sofuoglu: Razgatlioglu wird seine Herangehensweise nicht ändern
Der heftige Sturz am Freitag wurde im Fahrerlager der Superbike-WM mit großem Demut aufgenommen. Das führt zur Frage, wie sich der Rückschlag auf Razgatlioglus Selbstvertrauen auswirkt. „Ich denke, es wird sich nichts ändern“, kommentiert Manager Sofuoglu voller Überzeugung.

„Manchmal braucht man Rückschläge. Wir hatten 13 sehr gute Rennen. Wir haben alles gewonnen“, bemerkt Sofuoglu. „Nach dem Sturz müssen wir dankbar sein. Es war eine sehr gefährliche Situation. Aber Toprak geht es gut, er hat sich nichts gebrochen. Natürlich hat er einige Schmerzen. Doch er war bereits am folgenden Tag wieder an der Strecke.“

„Es ist kein Problem. Wir haben in der Meisterschaft genug Vorsprung“, zeigt sich Sofuoglu zuversichtlich, dass der WM-Titel nicht in Gefahr gerät. Der Manager des WM-Führenden erwartet, dass sein Schützling die Meisterschaft lediglich etwas später für sich entscheidet, als man vor Magny-Cours angenommen hat.

Doch sollte Razgatlioglu auch beim kommenden WSBK-Wochenende in Cremona ausfallen, dann könnte die WM-Führung wechseln. Allerdings hat Herausforderer Bulega nach seinem Sieg im finalen Magny-Cours-Rennen gesagt, dass er beim Cremona-Test nicht gut zurechtkam und sich Verbesserungen von Ducati erhofft.

Text von Sebastian Fränzschky

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