Vom Misano-Podium schickt Marc Marquez einen Gruß in Richtung Himmel

(Motorsport-Total.com) – So schnell kann es gehen: Nachdem MotoGP-Star Marc Marquez bis zum vergangenen Wochenende mehr als 1.000 Tage auf seinen nächsten Grand-Prix-Sieg hatte warten müssen, ist ihm jetzt, nur sieben Tage nach seinem erlösenden Aragon-Triumph, direkt der nächste gelungen.

Am Sonntag triumphierte Marquez auf der 2023er-Ducati des Kundenteams Gresini auch im Grand Prix von San Marino in Misano, dem Heimrennen des Teams. Dabei kam ihm entgegen, dass es kurz vor dem Start um 14:00 Uhr leicht zu regnen anfing. Für Regenreifen war die Strecke nicht nass genug, aber einen Einfluss auf das Rennen hatte das Wetter allemal. Marquez riskierte in der entscheidenden Phase mehr als die anderen.

Nach seinem Misano-Sieg gibt Marquez offen zu: „Das kam komplett unerwartet. Weil ich vom neunten Startplatz losgefahren bin, wäre es ohne die Regentropfen unmöglich gewesen, mit den Jungs da vorne zu kämpfen.“

Angetreten ist das Gresini-Team beim Heimspiel mit dem Retro-Design zu Ehren des Teamgründers. Dieses Sonderdesign in Erinnerung an Fausto Gresinis WM-Titel als Fahrer in der 125er-Klasse (1985 und 1987) hatte man bereits Anfang August am Retro-Wochenende aller MotoGP-Teams in Silverstone im Einsatz. In Misano nun fuhr Marc Marquez in diesem Design zum Sieg, während Teamkollege und Bruder Alex Marquez den sechsten Platz belegte.

Im Moment seiner Freude über den Sieg beim Gresini-Heimrennen denkt Marc Marquez an den vor drei Jahren verstorbenen Teamgründer: „Vielen Dank an Fausto. Ich glaube, er hat heute ein bisschen Wasser aus dem Himmel geschickt. Dieser Sieg ist für die gesamte Gresini-Familie.“

„Es ist die beste Art und Weise, meinen Dank an das Gresini-Team auszusprechen. Ich meine damit insbesondere Nadia, Carlo, Michele und überhaupt all die Mitarbeiter“, so Marc Marquez mit Verweis auf Teamchefin Nadia Padovani (Fausto Gresinis Witwe), Marketingleiter Carlo Merlini und Teammanager Michele Masini.

„Ich hoffe und glaube, dass sie alle diesen Sieg sehr genossen haben. Ich widme diesen Sieg dem Team“, so Marquez. Auf dem Podium gefeiert hat der Misano-Sieger zusammen mit Fausto Gresinis Sohn Luca. Er ist der Teammanager im Moto2-Programm des Gresini-Teams.

Vorentscheidung: Martin wechselt Bike – Marquez geht mehr Risiko
Die Vorentscheidung im Rennen war, als Marc Marquez am Ende der sechsten Runde – wie die meisten – trotz Regentropfen mit Slicks auf der Strecke blieb. Tabellenführer Jorge Martin (Pramac-Ducati) hingegen war einer der ganz wenigen, die zum Motorradwechsel in die Boxengasse abbogen, um mit Regenreifen weiterzufahren. Diese Entscheidung sollte sich rasch als die falsche herausstellen.

Denn kurz nachdem Martin seine zweite Position hinter dem führenden Francesco Bagnaia aufgegeben hatte, um in die Boxengasse abzubiegen, ließ der ohnehin nur leichte Regen nach. Die Folge war, dass Martin nur drei Runden später noch einmal an die Box kam, um wieder das slickbereifte Motorrad zu übernehmen, mit dem er das Rennen vom vierten Startplatz in Angriff genommen hatte. Seine Entscheidung bereut Martin rückblickend.

Auf Nachfrage an Rennsieger Marc Marquez, ob auch er mit dem Gedanken spielte, für einen Motorradwechsel an die Box zu kommen, antwortet dieser: „Nein. Wenn überhaupt, dann vielleicht nur, wenn es eine weitere Runde lang geregnet hätte. Dann wäre es vielleicht an der Zeit gewesen, an die Box zu kommen.“

In der Pressekonferenz nach dem Rennen gibt Marquez zu, dass er sich bei seiner Entscheidung nicht zuletzt an Spitzenreiter Bagnaia, seinem nächsten Teamkollegen, orientierte: „Ich habe einfach das gemacht, was der Lokalmatador gemacht hat. Er ist draußen geblieben. Er kennt sich hier besser aus als ich. Also habe ich mir gesagt, wenn er weiterfährt, dann bleibe ich auch draußen.“

Bis zum Zeitpunkt, als Jorge Martin nach sechs Runden an die Box kam, hatte sich Marc Marquez von seinem neunten Startplatz bis auf die sechste Position nach vorn gefahren. Mit Martins Boxenstopp war er Fünfter. Und dann ging alles ganz schnell. Denn die Top 4 – Bagnaia, Bastianini, Binder, Miller – die überholte Marquez allesamt im Verlauf einer einzigen Runde. Es war die achte von 27 Rennrunden.

„In dieser Phase habe ich mich entschieden, ein höheres Risiko einzugehen“, sagt Marquez. Genau das hat sich ausgezahlt. Einmal in Führung, gab der Aragon-Sieger auch in Misano die Spitzenposition nicht mehr ab. Seinen zweiten Sieg innerhalb von sieben Tagen brachte er letztlich mit drei Sekunden Vorsprung auf Bagnaia ins Ziel.

„Pecco“ Bagnaia, dem Marquez in jener achten Runde die Führung abnahm, erkennt neidlos an: „Marc ist bei solchen Bedingungen einfach der Mutigste. Als er an mir vorbei war, habe ich noch versucht, zu kontern, aber eine gute Chance hatte ich nicht. Es wäre, wenn überhaupt, nur mit der Brechstange gegangen. Das wäre nicht korrekt gewesen.“

Nach zwei Siegen in Folge: Wie Marc Marquez jetzt über die WM denkt
Weil Marc Marquez den ersten Platz belegte, Francesco Bagnaia den zweiten Platz und dessen Ducati-Teamkollege Enea Bastianini den dritten Platz, haben alle drei in der WM-Tabelle Boden gutgemacht auf Jorge Martin.

Der in der Gesamtwertung zwar weiterhin führende Pramac-Pilot beendete das Misano-Rennen nach seinen zwei Motorradwechseln nur auf Platz 15. Damit ist Martins Vorsprung auf Bagnaia von tags zuvor 26 Punkten auf sieben Punkte geschrumpft, sein Vorsprung auf Marquez von 77 Punkten auf 53 und sein Vorsprung auf Bastianini von 77 Punkten auf 62.

Was Marc Marquez betrifft, so hatte er es vor sieben Tagen direkt nach seinem Aragon-Triumph noch abgelehnt, von einer ernsthaften Chance auf den WM-Titel 2024 zu sprechen. Sieht er das jetzt, nach seinem zweiten Grand-Prix-Sieg innerhalb von sieben Tagen, noch immer so?

„Wer weiß?“, grinst der Gresini-Pilot. „Wenn es aus Europa weg geht und die Asien-Rennen kommen, können die Bedingungen manchmal ganz andere sein. Das weißt du vorher einfach nicht. Ich weiß nur, dass ich weiterhin meine Mentalität an den Tag legen werde.“

„Aber wenn wir um den WM-Titel mitreden wollen“, so Marquez weiter, „dann können wir es uns nicht erlauben, vom neunten Startplatz loszufahren. Wir können es uns nicht erlauben, solche Fehler zu machen wie ich im Qualifying einen gemacht habe. Wir müssen versuchen, uns zu steigern. Genau das ist es, was ich in zwei Wochen, wenn wir wieder hier [in Misano] fahren, versuchen werde“.

Das von Marc Marquez angesprochene zweite Misano-Wochenende – der Grand Prix der Emilia-Romagna – ist im MotoGP-Kalender 2024 das letzte Rennwochenende, bevor es Ende September auf die Asien-Tournee mit fünf Rennwochenenden geht. In Europa wird dann erst wieder Mitte November anlässlich des Saisonfinales gefahren. Dieses findet wie gewohnt in Valencia (Spanien) statt.

Text von Mario Fritzsche

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