(Motorsport-Total.com) – Yamaha arbeitet an einem V4-Motor für seine MotoGP-Maschine, die M1.
In Reihen des japanischen Herstellers hat man bislang noch nicht öffentlich zugegeben, an einer Änderung des Motorkonzepts zu arbeiten. Die einzigen Hinweise in dieser Hinsicht waren zunächst sehr vage Antworten der Werkspiloten Fabio Quartararo und Alex Rins auf Fragen von Journalisten.
„Wir müssen alle Optionen in Betracht ziehen“, antwortete Fabio Quartararo Ende August am Aragon-Wochenende. Das Thema Motorkonzept scheint in Reihen der Mitglieder des Yamaha-Teams ein Tabuthema zu sein – jedenfalls, wenn es darum geht, öffentlich darüber zu reden.
Am vergangenen Wochenende in Misano jedoch bestätigte eine Yamaha-Quelle gegenüber Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, dass sich das Projekt V4-Motor nicht nur auf dem Weg befindet, sondern auch zügig voranschreitet.
Quartararo sagte am Aragon-Wochenende nur so viel: „Ich bin noch nie mit einem V4-Motor [im Rennen] gefahren. Aber wenn man sich alle Motorräder anschaut, die funktionieren, dann sind das ausschließlich welche mit V4. Okay, Honda hat zu kämpfen. Aber wir sind die einzigen mit einem Vierzylinder-Reihenmotor. Daher ist [ein Wechsel] vielleicht etwas, das man in Betracht ziehen sollte.“
Quartararos Teamkollege Alex Rins, der bis Ende 2022 für Suzuki fuhr und 2023 für LCR-Honda, bevor er zu Yamaha gekommen ist, sagte kürzlich: „Bei der Suzuki-Maschine war der Motor ein Reihen-Vierzylinder. Und dieser Motor funktionierte richtig gut. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich damit auf der langen Gerade in Katar einige Ducatis überholt habe.“
„Bei Suzuki hat man im finalen Jahr einen großartigen Job gemacht“, so Rins und weiter: „Der Honda-Motor, ein V4, war ein bisschen anders als der, den ich gewohnt war. Aber ehrlich gesagt habe ich keine wirklich frischen Erinnerungen, denn im vergangenen Jahr habe ich mehr als die Hälfte der Saison verpasst.“
„Wie Fabio gesagt hat, müssen wir alle Optionen in Betracht ziehen. Wenn Yamaha arbeitet und mit einem V4-Motor kommt, dann sind wir sicherlich mehr als glücklich, ihn auszuprobieren“, sagte Rins und fügte hinzu: „Warten wir mal ab.“
Als externen Berater hat Yamaha vor ein paar Jahren Luca Marmorini eingestellt, einen sehr erfahrenen Renningenieur, der zuvor in der Formel 1 für Ferrari und Toyota tätig war. Nach seiner Zeit im Formelrennsport stieß der Italiener zum MotoGP-Programm von Aprilia. Dort war er maßgeblich daran beteiligt, Leistung und Zuverlässigkeit des Motors der RS-GP zu optimieren.
Nachdem er 2022 als Berater für Yamaha unterschrieben hat, sprach Marmorini intern bereits von der Notwendigkeit, den Wechsel vom Reihenvierzylinder-Motor zu einer V-Konfiguration in Erwägung zu ziehen. Bei letztgenanntem Konzept handelt es sich um die mehrheitliche Option im MotoGP-Feld.
Yamaha hatte in der 500er-Ära der 1980er-Jahre schon einmal einen Vierzylinder in V-Konfiguration im Einsatz. Heute aber ist der japanische Hersteller der einzige Hersteller im Feld, der noch auf einen Vierzylinder in Reihenkonfiguration setzt.
Motorsport.com Spanien weiß, dass Yamaha einen V-Twin mit 1.000 Kubikzentimetern Hubraum auf die Strecke bringen will, bevor im Rahmen des neuen Technischen MotoGP-Reglements ab 2027 der Wechsel auf 850er-Motoren kommen wird.
Seit Anfang 2024 und dank der Flexibilität, die das Konzessionssystem bietet, haben sowohl Quartararo als auch Rins unterschiedliche Motorenspezifikationen getestet, wenngleich bislang noch keine die erhofften Ergebnisse geliefert hat.
Der neueste Motor wurde am Montag in Misano anlässlich des Testtages nach dem Grand Prix von San Marino getestet. Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli sagte am Montag, ohne Details zu nennen: „Hier evaluieren wir eine andere Motorenspezifikation, die ein Hinweis für 2025 sein könnte.“
Mit der Ankunft von Massimo „Max“ Bartolini – der ehemaligen rechten Hand von Gigi Dall’Igna bei Ducati – als Technischer Direktor, befindet sich Yamaha seit Beginn des Jahres in einer Transformationsphase. Diese zielt darauf ab, die M1 wieder konkurrenzfähig zu machen. Seit Quartararo in der MotoGP-Saison 2021 mit einem solchen Motorrad Weltmeister wurde, ging es rückwärts.
2025 wird Yamaha dank der Vereinbarung mit Pramac endlich wieder ein Satellitenteam am Start haben Außerdem hofft man, sich die Dienste von Augusto Fernandez als Testfahrer zu sichern. Neben Fernandez könnte auch Andrea Dovizioso dem Testteam beitreten, um die M1 wieder wettbewerbsfähig zu machen. Bei privaten Yamaha-Tests in Mugello und Misano ersetzte Dovizioso kürzlich den angeschlagenen Testfahrer Cal Crutchlow.
Text von Oriol Puigdemont, Co-Autor: Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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