(Motorsport-Total.com) – Ducati greift in den kommenden beiden MotoGP-Jahren mit Francesco Bagnaia und Marc Marquez an.
Die große Frage wird sein, wie sich das Teamgefüge mit diesen beiden Alpha-Tieren gestalten wird – ob es harmonisch abläuft, oder die Lage eskalieren könnte.
Bagnaia merkte im Sommer an, dass es „super gut“ oder „ein Desaster“ werden könnte. Harte Duelle zwischen den beiden, wie beispielsweise in Portimao und Jerez in diesem Jahr, haben die Rivalität auf der Strecke gezeigt.
„Sie sind zwei der besten Fahrer und natürlich sind sie sehr starke Charaktere“, sagt Ducatis General Manager Luigi Dall’Igna bei MotoGP.com. „Es wird wichtig, dass wir das im nächsten Jahr gut managen können. Ich hoffe, dass es kein Desaster wird“, lacht der Italiener.
„Mauro Grassilli, Claudio Domenicali und ich sprechen oft, um zu verstehen, was die beste Lösung ist. Wir konnten nur einen Fahrer nehmen und haben uns für Marc entschieden. Wir sind mit dieser Entscheidung sehr glücklich.“
„Die Ducati ist ein anderes Motorrad, als er in seiner gesamten Karriere gefahren ist. Er hat sich sehr gut und sehr rasch umgestellt. Er ist ein achtmaliger Weltmeister und einer der wichtigsten Fahrer der MotoGP-Geschichte. Deshalb performt er mit unserem Motorrad so gut.“
Mit Siegen in Aragon und Misano 1 ist Marquez zurück auf der Welle des Erfolges. Ducati hat mit dem Spanier einen der erfolgreichsten Fahrer der Geschichte. Aber dafür hat man Jorge Martin, Enea Bastianini und vor allem das Satellitenteam Pramac verloren.
Ab dem nächsten Jahr gibt es statt acht nur noch sechs Desmosedici im Feld. „Wir werden schwächer als in diesem Jahr sein, weil wir weniger Fahrer haben“, ist sich Dall’Igna bewusst. „Andererseits hat das Werksteam die vermutlich besten Fahrer in der Geschichte von Ducati.“
Martin soll kurz vor dem Mugello-Wochenende die Zusage von Ducati erhalten haben, aber dann entschied sich CEO Domenicali doch noch um, weil er dem Vernehmen nach auch den Marketingeffekt von Marquez erkannt hat.
Marquez: „Sportlicher Aspekt im Fokus“
Hatte Ducati auch Bedenken, man könnte den Spanier an die Konkurrenz verlieren? „Ich glaube nicht“, meint Marquez bei DAZN Spanien. „Wenn ich Ducati wäre, dann hätte ich keine Angst vor einer anderen Marke oder einem anderen Fahrer.“
„Ich hätte keine Angst, wenn ein Fahrer gehen würde. Denn wenn ich es nicht geworden wäre, dann wäre es Martin geworden. Wir haben über die Konditionen gesprochen und ich war glücklich. Wenn man zufrieden und konkurrenzfähig ist, muss man sich nicht woanders umsehen.“
Nach den Leidensjahren ist das große Ziel von Marquez, noch einmal Weltmeister zu werden und wieder ganz oben zu stehen. „Ich bin an einem Punkt meiner sportlichen Karriere, wo ich strikt auf den sportlichen Aspekt blicke“, betont der 31-Jährige.
„Ich habe darüber nachgedacht, was ich brauche, um in den nächsten beiden Jahren auf dem höchsten Niveau zu performen. Das bedeutet, dass man am Ende des Jahres in den Top 3 ist. Wenn ich die WM gewinnen kann, dann umso besser.“
„Sportlich gesehen war mein Weg vorgezeichnet, was ich dafür im Kopf hatte. Darauf basierend habe ich meine Entscheidung getroffen.“ Um mit dem WM-Titel sein sportliches Ziel zu erreichen, muss Marquez auf der Strecke Bagnaia besiegen.
Was hält der Motorsportchef von Bagnaias Aussagen zur möglichen Eskalation? „Ehrlich gesagt, ich stimme ihm zu“, sagt Dall’Igna. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Situation managen können und es kein Desaster wird, sondern ein perfektes Jahr für Ducati.“
Bleibt Bagnaia für immer bei Ducati?
Mit Marquez hat Ducati dem bisherigen Teamleader Bagnaia eine harte Nuss in die gleiche Box gesetzt. Der Italiener hat aktuell die Chance, zum dritten Mal in Folge Weltmeister zu werden. Schon jetzt ist er erfolgreicher als Casey Stoner und hat mehr Rennen gewonnen.
„‚Pecco‘ ist sicherlich einer der wichtigsten Fahrer in der Ducati-Geschichte“, betont Dall’Igna den Status von Bagnaia. „Vermutlich ist er der wichtigste Fahrer, denn außer ihm hat noch niemand zwei Weltmeistertitel gewonnen.“
Mit den bisherigen Erfolgen ist Bagnaia bereits eine Ducati-Legende. Könnte er seine komplette restliche Karriere für die italienische Marke bestreiten? „Ich liebe Ducati und ich denke, Ducati liebt mich“, meint der 27-Jährige. „Aber man darf niemals nie sagen.“
„Wir haben das auch über Marc geglaubt, als er für vier Jahre [bei Honda] unterschrieben hat. Jetzt weiß jeder, was passiert ist. Man weiß es nie. Als Kind habe ich mich in Ducati verliebt und wollte diese Mentalität immer behalten.“
„Wir lieben Ducati, aber es hängt auch davon ab, ob sich etwas verändert. Momentan ist meine Vision, dass ich hier weitermache. Ich liebe mein Team, ich liebe die Menschen, die bei Ducati arbeiten – nicht nur bei Ducati Corse, sondern in der ganzen Fabrik. Wenn ich könnte, würde ich gerne meine komplette Karriere mit ihnen teilen.“
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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