Lin Jarvis ist noch bis Ende 2024 Leiter des MotoGP-Programms von Yamaha

(Motorsport-Total.com) – Bei Yamaha ist die technische Entwicklung eines vom Konzept her neuen Motors in vollem Gange.

Nachdem unsere Kollegen von Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, vor wenigen Tagen aufgedeckt hatten, dass Yamaha mit Blick auf die Zukunft an einem V4-Motor arbeitet, wird dies vom scheidenden Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis erstmals öffentlich bestätigt.

„Was die Gerüchte über einen V4 betrifft, die wir in den vergangenen Tagen in den Medien gelesen haben, kann ich sagen: Es stimmt. Ich kann bestätigen, dass wir intensiv damit beschäftigt sind, eine V4-Antriebseinheit zu entwickeln“, sagt Jarvis im Gespräch mit MotoGP.com, das am Donnerstag der vergangenen Woche in Misano aufgenommen wurde.

Als Grund für den Konzeptwechsel holt Jarvis aus. Zwar habe der Vierzylinder-Reihenmotor „nach wie vor jede Menge Potenzial, um weiterentwickelt und verbessert zu werden“. Aber: „Wenn sämtliche Mitbewerber mit einem V4 fahren und wir uns die neuen Regeln für 2027 vor Augen halten, dann ist es für uns wichtig, dass Potenzial eines V4 im direkten Vergleich zum Vierzylinder-Reihenmotor komplett zu verstehen.“

„Das Thema existiert natürlich schon seit geraumer Zeit“, so Jarvis über das V4-Projekt und weiter: „Als Suzuki noch dabei war, gab es zwei Hersteller mit einem Reihen-Vierzylinder, wohingegen die anderen mit einem V-Motor antraten. Seit Suzuki ausgestiegen ist, sind wir die einzigen mit einem Reihenmotor. Basierend darauf haben wir vor einiger Zeit die Entscheidung getroffen, mit diesem Projekt zu beginnen.“

Quartararo hält sich mit Aussagen noch zurück
Inwiefern war Fabio Quartararo, der laut aktuellem Vertrag bis Ende 2026 für Yamaha fahren wird, in das V4-Projekt eingebunden? Als der MotoGP-Weltmeister von 2021 vor wenigen Tagen am Rande des zweiten Misano-Wochenendes gefragt wurde, ob er es war, der das Projekt angeregt habe, lautete seine Antwort: „Ich kann natürlich nicht entscheiden über etwas, was ich niemals getestet habe.“

„Was ich sagen kann“, so Quartararo weiter, „das ist, dass die Top-3-Hersteller allesamt einen V4-Motor haben. Und damit fahren sie schon seit vielen vielen Jahren. Ich bin aber kein Ingenieur, der sagen kann, dass auch wir auf einen V4 setzen müssen.“

Lin Jarvis äußert als aktuellen Zwischenstand des V4-Projekts die Worte „im Plan“, ohne zu viele Details nennen zu wollen. Was er verrät: Dass der Motor in V-Konfiguraiton bei Yamaha in Japan „schon entworfen ist und auch schon auf dem Prüfstand getestet wurde“.

Erste Testfahrten mit V4-Motor für Mitte 2025 anvisiert
Auf der Strecke aber wurde der V4 von Yamaha bislang noch nicht getestet, weil „der richtige Zeitpunkt dafür noch nicht gekommen“ sei, so Jarvis. Dieser richtige Zeitpunkt werde erst dann kommen, sobald die Standfestigkeit des Aggregats gegeben ist.

Auf Nachfrage, ab wann der Einsatz eines V4-Motors im Rennbetrieb denkbar sei, antwortet der zum Jahresende 2024 als Yamaha-Rennleiter abtretende Brite: „Ich weiß nicht, wann wir damit Rennen fahren werden. Ich würde aber sagen, dass Testfahrten auf der Strecke nicht mehr allzu weit in der Zukunft liegen, vielleicht Mitte des kommenden Jahres“.

Unabhängig von der Entwicklung des V4-Motors auf dem Prüfstand hatte Yamaha-Werkspilot Alex Rins kürzlich verraten, dass er in diesem Jahr schon sieben unterschiedliche Motorenkonfigurationen ausprobiert hat. Gleichzeitig sagte Yamaha-Technikchef Massimo „Max“ Bartolini, dass mit einer Schließung der Lücke zu Ducati, KTM und Aprilia noch nicht für 2025, sondern erst für 2026 zu rechnen sei.

Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

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