Pedro Acosta will künftig MotoGP-Weltmeister werden, und zwar mit KTM

(Motorsport-Total.com) – Pedro Acostas bisherige Karriere in der Motorrad-Weltmeisterschaft ist kometenhaft verlaufen. Im Jahr 2021 gab er sein Moto3-Debüt und wurde als Rookie auf Anhieb Weltmeister. 2022 schaffte er den Sprung in die Moto2-Klasse, und obwohl er eine Saison brauchte, um sich in dieser Kategorie zurechtzufinden, dominierte er bei seinem zweiten Jahr. 2023 errang er den Titel mit sieben Siegen und insgesamt 14 Podestplätzen.

2024, nach lediglich drei Jahren im Paddock, brauchte Acosta, der in diesem Jahr der einzige Rookie in der MotoGP-Klasse ist, nur drei Rennen. Dann hatte er bewiesen, dass er das Niveau für die Königsklasse besitzt. Sein Kampf mit Marc Marquez beim Saisonauftakt in Lusail, sein erster Podestplatz in Portimao (zweites Saisonrennen) und sein zweiter Platz in Austin (drittes Saisonrennen) bestätigten den jungen Spanier als den „Auserwählten“.

Die anfängliche Explosivität von Acosta auf der KTM von Tech3-GasGas ließ zur Mitte der Saison nach, um dann im September und Oktober in Aragon, Mandalika und Motegi wieder Fahrt aufzunehmen. Die Gründe für das zwischenzeitliche „Verschwinden“ können an vielen Stellen gesucht werden. Die am wenigsten fragwürdige Realität ist dabei sicherlich die Stärke der Motorräder von Ducati.

Diejenigen, die Acosta mit Valentino Rossi, Marc Marquez oder Jorge Lorenzo vergleichen, welche alle in ihrer ersten Saison in der Königsklasse Rennen gewonnen haben, berücksichtigen wahrscheinlich nicht, dass diese drei Legenden ihr MotoGP-Debüt auf dem zur jeweiligen Zeit besten Motorrad im Feld gaben.

Heute ist die MotoGP-Klasse quasi in zwei verschiedene Gruppen unterteilt. In der ersten Gruppe kämpfen diejenigen, die eines der Motorräder aus Borgo Panigale fahren, um WM-Titel, Siege und Poles. Der Rest wird daran gemessen, was Ducati, wo man seit Jahren von einer gut durchdachten und gut ausgeführten Strategie profitiert, übrig sich lässt.

„Bei KTM geht es nicht mehr um Verträge“
Unsere Kollegen von Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, sprachen kürzlich mit Acosta über die Ducati-Dominanz und die Schwierigkeiten für andere Fahrer anderer Marken, mitzuhalten. Ein Monopol, welches wohl nicht über Nacht enden wird und welches unweigerlich schon zu vereinzelten Gerüchten geführt hat, dass der junge Spanier KTM am Saisonende 2025 verlassen und zu Ducati wechseln könnte.

Wie lange wird Acostas Geduld mit der aktuellen KTM-Situation anhalten, bevor er versucht, auf eine Ducati zu wechseln? Diese Frage beantwortet er selber. „Die Sache ist die, dass es in meiner Beziehung zu KTM nicht mehr um Business oder um Verträge geht. Jetzt ist es eine Frage des Herzens“, sagt Acosta und hält sich dabei die rechte Hand an die Brust. „KTM ist bereits eine Familie für mich“, fügt er in einem fast pathetischen Tonfall hinzu.

Acosta wurde im Jahr 2020 Champion im Red Bull Rookies-Cup. Das brachte ihn näher an die österreichische Energydrink-Marke heran und brachte ihn in den Orbit von KTM, wo man ihm dank der Struktur mit dem Ajo-Team einen Platz für die Moto3-Saison 2021 gab. Es war eine Geste, für die der Fahrer bis heute dankbar ist, da es zum damaligen Zeitpunkt sonst keinen Platz für ihn im Feld gegeben hätte.

Im Jahr 2022, nach seinen ersten Erfahrungen in der Moto2-WM, unterschrieb Acosta einen Vertrag als Fahrer für KTM, der ihm einen Wechsel in die MotoGP-Klasse im Jahr 2024 und ein Motorrad im Werksteam im Jahr 2025 garantierte. Genau dort wird Acosta 2025 wieder mit Aki Ajo zusammenkommen, der kürzlich als neuer Teammanager des MotoGP-Programms des österreichischen Herstellers bekanntgegeben wurde, indem er Francesco Guidotti ablöst.

Die Allianz zwischen Acosta und KTM beinhaltet eine Option auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit in den Jahren 2026 und 2027, wenn im Rahmen eines sogenannten Mehrjahresvertrags bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Es ist ein Deal, der sehr genaue Klauseln enthält. Diese Klauseln, so weiß Motorsport.com Spanien, würden es dem Fahrer am Ende jedes Jahres erlauben, den Hersteller zu wechseln.

Aber: „Gefühle haben jetzt Vorrang vor Verträgen“, sagt Acosta und versichert in Bezug auf KTM: „Ich bin entschlossen, die Marke voranzutreiben und sie nach vorne zu bringen. Hoffentlich werden wir gemeinsam einen MotoGP-Titel erringen.“

Michael Jordan als Inspiration
Die Geschichte von Acosta und KTM erinnert an die von Michael Jordan und den Chicago Bulls. Als die Bulls den aus North Carolina stammenden Basketballer im Jahr 1984 als Nummer 3 im NBA-Draft auswählten, waren sie eines der schlechtesten Teams der Liga. Jordan war direkt in seinem ersten Jahr der Bulls-Spieler mit den meisten Punkten, aber die meisten Spiele verlor das Team. Jordan wurde mit Angeboten überhäuft, darunter auch dominante, namhafte Teams.

„Es wäre einfach gewesen, zu einem Siegerteam zu gehen und ein Champion zu werden. Der schwierige Teil war, den Ring nach Chicago zu bringen“, erinnert sich Jordan in der auf Netflix ausgestrahlten Dokumentation „The Last Dance“, die ihn selber und seine letzte Saison bei den Chicago Bulls (1997/98) als Thema hat.

Heutzutage sieht Pedro Acosta Parallelen zu seiner eigenen Situation. „Niemand hat an dieses Team (die Bulls; Anm. d. Red.) geglaubt, aber sie haben es geschafft, eine Gruppe um [Jordan] herum aufzubauen, und sie haben es nach oben geschafft“, erklärt Acosta und verweist auf die Chicago Bulls, die mit Jordan als Galionsfigur im Zeitraum 1990 bis 1998 sechsmal NBA-Champion wurden.

„Es gibt eine Zeile [in der Doku], in der sich Jordan an den Moment erinnert, als er aufhörte, nur an das Erzielen von Punkten zu denken, und anfing, das Team zu nutzen, um Titel zu gewinnen. Das war der Moment, in dem er von einem großartigen Spieler zu der Legende wurde, als die man ihn heute kennt“, sagt der Spanier, der mit seinen gerade mal 20 Jahren durch seine Reife beeindruckt.

Acosta hat weder kurz- noch mittelfristig vor, KTM zu verlassen und sich eine Ducati zu suchen. Auch wenn das ein Schritt wäre, den wohl jeder verstehen würde und der völlig legitim wäre – ähnlich wie bei Marc Marquez, der Honda (sozusagen seine eigenen Chicago Bulls) verlassen hat, um in eine bescheidene Satellitenstruktur wie Gresini zu wechseln.

Dieser Weg von Marquez öffnete ihm in nur einem Jahr die Tür ins Ducati-Werksteam. Tatsache ist jedoch, dass Acosta und Marquez nichts miteinander zu tun haben, auch wenn sie sich schon mehrmals auf der Rennstrecke begegnet sind.

„Bei KTM können wir mit dem ganzen Team, das wir haben, und mit meinem Beitrag eine großartige Arbeitsgruppe bilden, die versucht, voranzukommen und dieses Werk zum Weltmeister zu machen. Mein großer Traum ist es, Weltmeister zu werden. Aber meine größte Herausforderung ist es, genau das mit KTM zu erreichen“, so Acosta.

Text von German Garcia Casanova, Übersetzung: Mario Fritzsche

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