Nach dem Sturz fuhr Fabio Quartararo mit der beschädigten Yamaha weiter

(Motorsport-Total.com) – Bei Yamaha setzten sich auch in Thailand die prinzipiellen Probleme der vergangenen Rennen fort.

Kein Grip am Hinterrad und selbst im Regen dauerte es lange, bis der Hinterreifen auf Temperatur kam. Im Grand Prix wurde Fabio Quartararo dann von Franco Morbidelli ins Kiesbett bugsiert.

Doch der Reihe nach. „Meine Pace ist in Ordnung, aber beim Qualifying-Versuch fehlt viel“, schätzte der Ex-Weltmeister die Situation der M1 ein. „Es ist das gleiche Problem wie immer. In langsamen Kurven ist hinten der Bodenkontakt nicht gut.“

„Das ist vor allem beim Qualifying-Versuch das Problem. Wir bremsen nur mit dem Vorderreifen. Der Hinterreifen hilft uns in der Bremsphase nie. Das Hinterrad hat überhaupt keinen Grip. Wenn ich sage, dass uns Grip fehlt, dann meine ich Traktion, aber auch die Bremsphase.“

„Am Ausgang der letzten Kurve dreht das Hinterrad durch. Ich kann die Traktionskontrolle spüren und fahre nicht vorwärts“, schildert Quartararo. „Sobald wir dann Grip haben, fühlt es sich super aggressiv an. Es gibt Wheelies und wir fahren auch nicht vorwärts.“

„Wir finden also nie den Grip, um den Reifen zu nutzen.“ Die komplett gleichen Aussagen trifft sein Teamkollege Alex Rins, der allerdings im direkten Vergleich mit Quartararo noch größere Schwierigkeiten hatte. Im Freitagstraining waren sie gemeinsam auf der Strecke.

„Beim Qualifying-Versuch kann ich das Motorrad nicht verzögern“, seufzt Rins. „Ich gehe überall weit, Kurve 1 und Kurve 3. Es ist das gleiche Problem wie bei den vergangenen Rennen. Ich gebe 110 Prozent, aber ich habe kein Vertrauen.“

„Ich habe den Ingenieuren mein Feedback mitgeteilt, aber bisher haben sie für mich keine Lösung gefunden. Ich habe mit dem Vorderrad Probleme. In Kurve 3 habe ich am gleichen Punkt wie Fabio gebremst, aber das Vorderrad bewegt sich stark und blockiert. Das ist seit einigen Rennen der Fall.“

Rins fuhr am Freitag mit einem anderen Chassis als Quartararo. „In Phillip Island sind wir zum Standardrahmen zurück gewechselt, weil ich damit mehr Rennen gefahren bin“, erklärt Rins. Aber am Samstag wechselte er zu Quartararos Chassis, das seit Misano im Einsatz ist.

„Ich möchte Fabios Set-up nicht kopieren, weil wir unterschiedliche Fahrstile haben“, hält der erfahrene Spanier dennoch fest. Am Samstag zeigte Quartararo im Qualifying das Limit der M1 auf. In Q1 fuhr er Bestzeit und erzielte in Q2 die gleiche Zeit.

Quartararo: Kollision mit Binder im Sprint
Das bedeutete für Quartararo Startplatz sechs, während Rins nur 17. war. Dank guter Rennpace rechnete sich der Franzose für den Sprint etwas aus, aber schon nach den ersten Kurven waren die Hoffnungen vorbei. Es hatte eine Berührung mit Brad Binder (KTM) gegeben.

„Binder hat mich komplett getroffen“, ärgert sich der Ex-Weltmeister. „Mir hat es fast den Lenker aus der Hand geschlagen.“ Nach der zweiten Runde war Quartararo deshalb nur an der 15. Stelle zu finden gewesen.

„In der ersten Runde habe ich einen Fehler gemacht“, nimmt Binder die Kollision im Sprint auf seine Kappe. „Normalerweise fahre ich diese Kurve im dritten Gang und schalte dann in den zweiten Gang. Aber ich habe den vierten Gang erwischt und habe dann auf den dritten geschaltet.“

„Dann war ich auf Fabios Innenseite. Man stellt die Motorbremse für jeden Gang ein. Im dritten Gang war sie massiv. Ich war innen, alles blockierte und es kam zur Berührung. Entschuldigung an ihn.“

Trotzdem konnte Quartararo noch einige Plätze gutmachen und schaffte mit Binder den Anschluss an das VR46-Duo. Beide konnten sie nicht mehr überholen. Als Zehnter gab es keinen WM-Punkt für den Franzosen. Rins wurde im Sprint 17.

Probleme mit Elektronik im Nassen
Am Sonntag war es nass. Wie fühlte sich die Yamaha im Regen an? „Im Warm-up hatte ich mit dem Reifen Mühe, vor allem auf der linken Seite“, berichtet Quartararo. „Die Elektronik war schwierig zu verstehen, manchmal hat sie eingesetzt, manchmal nicht.“

„Auf der Geraden sind wir nicht vorwärts gefahren. In manchen Kurven war es gut, in anderen nicht. Das habe ich nicht verstanden. Normalerweise sind wir im Nassen gut, wenn man geradeaus bremst. Im Rennen war es besser, aber das Vorderrad hat immer noch oft blockiert.“

Nach dem Sturz in Folge der Kollision mit Morbidelli fuhr Quartararo weiter und kam als 16. ins Ziel. „Obwohl das Motorrad nach dem Sturz beschädigt war, wollte ich weiterfahren, um zu verstehen ob die Elektronik besser funktionierte.“ Mehr sagte er dazu nicht.

Frust von Alex Rins wächst
Teamkollege Rins sah am Sonntag nicht die Zielflagge. Vier Runden vor dem Ende ist er gestürzt. Somit sammelte Yamaha in Thailand keinen einzigen WM-Punkt, zum ersten Mal in dieser Saison. Vor allem bei Rins wurde der Frust größer.

„Wir hatten exakt die gleichen Probleme“, ärgert sich der Spanier. „Es hat sehr lange gedauert, den Hinterreifen auf Temperatur zu bringen. Am Anfang hatte ich null Grip. Nach fünf, sechs Runden war der Reifen bereit.“

„Dann holte ich eine Gruppe Honda-Fahrer ein. Als ich dran war, war es sehr frustrierend. Ich war dort und konnte nichts tun. Auf der Bremse habe ich aufgeschlossen, aber ihre Traktion und ihr Topspeed waren viel besser.“

„Marini war etwas stärker als Johann, also konnte ich Johann überholen. Aber der Vorderreifen war schon am Limit. In der Gruppe bin ich andere Linien gefahren, um eine Überholmöglichkeit zu finden. Aber der Vorderreifen war zu weich.“

Der Blick von Rins richtet sich auf Malaysia: „Von Samstag auf Sonntag haben wir eine große Änderung beim Set-up vorgenommen. Damit konnte ich nur im Nassen fahren. Deswegen werden wir mit diesem Set-up in Sepang beginnen, um zu sehen, ob wir etwas gefunden haben.“

Text von G.Dirnbeck, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, L.D’Adderio

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