Iannone meisterte sein MotoGP-Comeback ohne Sturz und mit solidem Tempo

(Motorsport-Total.com) – Für Andrea Iannone war das MotoGP-Wochenende in Sepang ein Sprung ins kalte Wasser.

Doch der Superbike-Pilot, der bei VR46-Ducati für Fabio Di Giannantonio einsprang, gab sich keine Blöße. Er erreichte im Sprint und im Rennen jeweils als Vorletzter das Ziel und sammelte wertvolle Erfahrungen.

Auf die Frage, was er gelernt habe, sagt der Italiener: „Ich habe gelernt, dass ich schneller bin als Bautista im letzten Jahr.“ Damals startete der zweifache Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista mit einer Wildcard, blieb jedoch unter den Erwartungen.

„Am Ende war ich 15 Sekunden besser als Bautista im letzten Jahr auf dem gleichen Motorrad“, rechnet Iannone vor und ergänzt: „Das ist die GP23 vom Anfang des Jahres, er hatte die Werks-GP23. Und er hatte auch vier oder fünf Testtage, ich nicht. Ich beendete die Superbike-Saison in Jerez und kam quasi direkt hierher.“

So stehen lassen will Bautista das allerdings nicht. Auf der Plattform X reagierte der Spanier prompt. „Meine Güte. Gott sei Dank gibt es Zeiten“, schreibt er dort.

„Er war wirklich genau zwei Minuten schneller als ich, mit einer Rennrunde weniger natürlich. Wenn man diese eine Runde von meiner Zeit abzieht, um auf 19 Runden wie bei ihm zu kommen, bin ich drei Sekunden schneller … und verletzt.“

Tatsächlich war der Grand Prix am Sonntag eine Runde kürzer als im Vorjahr, da er nach einem Zwischenfall in Kurve 2 abgebrochen und neu gestartet werden musste. Deshalb lohnt sich vielleicht eher ein Blick auf den Abstand zum Sieger.

Im Sprint kam Bautista 2023 als Vorletzter mit 36,5 Sekunden Rückstand auf den Sieger ins Ziel. Das Rennen am Sonntag beendete er ebenfalls auf dem vorletzten Platz, mit 53,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Im direkten Vergleich war Iannone besser: Ihm fehlten im Sprint 25,8 Sekunden und im Grand Prix 47,5.

Das Ziel sei aber nicht gewesen, Bautista zu übertreffen, betont er, sondern „keinen Fehler zu machen und die Rennen zu beenden, und ich denke, das haben wir erreicht“.

Iannone: Meine Physis war das Limit
Die größte Einschränkung bei seinem ersten MotoGP-Einsatz seit 2019 sei vor allem seine Physis gewesen. Denn im Vergleich zu damals sind die MotoGP-Maschinen körperlich anspruchsvoller geworden. Die heißen Bedingungen in Sepang taten ihr Übriges. „Ich habe mehr abgebaut als die Reifen“, scherzt Iannone.

„Also bin ich wirklich am Ende – meine Arme, meine Schulter, der Oberkörper, es ist alles am Ende. Das Limit ist also Andrea und nicht das Motorrad. Wenn ich frisch war, habe ich das Limit gespürt. Aber wenn ich nicht frisch bin, ist es schwierig, das Limit zu erreichen. So wie heute, während des Rennens“, erklärt er.

Die meiste Zeit gegenüber den anderen habe er auf der Bremse verloren: „Das Problem sind die Arme am Bremspunkt. Es ist unmöglich, mit einer guten Intensität zu bremsen, mit 100 Prozent meiner Kraft und ich verliere viel – alles am Bremspunkt.“

Schon am Samstag nach dem Sprint über die Hälfte der Renndistanz hatte Iannone vor allem über die physische Herausforderung gesprochen. „Es ist so lange her – fünf Jahre. In der Zeit hat sich das Motorrad komplett verändert. Es ist eine andere Geschichte.“

„Je mehr man pusht, desto besser ist das Motorrad. Es ist so beeindruckend. Aber das Limit ist für mich im Moment nicht das Paket, das wirklich gut ist. Die Garage arbeitet wirklich gut. Das Team ist fantastisch. Es ist wie ein Werksteam. Das Limit bin ich, meine körperliche Verfassung. Ich bin nicht bereit für dieses Bike.“

Die Ducati, mit der er in der Superbike-WM in Aragon sein erstes Rennen gewann, sei im Vergleich dazu wie „ein Fahrrad“, was die physischen Anforderungen angeht.

Iannone erstaunt im Qualifying
Auf eine fliegende Runde schlug sich Iannone im Qualifying am Samstag trotzdem erstaunlich und ließ gleich fünf Fahrer hinter sich. Auf die Zeit seines VR46-Teamkollegen Marco Bezzecchi fehlten ihm am Ende gerade mal drei Zehntel.

Dieser hatte Iannone bei der Zeitenjagd etwas Schützenhilfe gegeben und zeigte sich beeindruckt. „Er hat mich gefragt, ob er mir folgen kann, und ich sagte: ‚Ja, sicher.‘ Ich wusste, dass er in einer Runde sehr schnell fahren kann“, erklärte Bezzecchi.

„Er fuhr eine erstaunliche Rundenzeit, wenn man bedenkt, dass er seit fast fünf Jahren nicht mehr in der MotoGP gefahren ist. Ich war also ziemlich überrascht von seiner Rundenzeit. Glücklicherweise hat er mich nicht geschlagen. Wir haben uns ein bisschen unterhalten und er ist ein verdammt guter Kerl, also mag ich ihn.“

Auf die Frage, ob er Di Giannantonio nach dem erfolgreichen Wochenende in Sepang möglicherweise auch beim Saisonfinale in Barcelona ersetzen wird, sagt Iannone: „Ich weiß es nicht. Im Moment hat mich noch niemand gefragt.“

„Ehrlich gesagt, habe ich aktuell auch nicht viel Energie, um darüber nachzudenken. Ich warte ab, falls mich jemand oder Gigi (Dall’Igna, Ducati-Rennchef; Anm. d. R.) oder wer auch immer fragen will, und werde dann versuchen, mich zu entscheiden.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Lorenza D’Adderio

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