Die meisten Fahrer halten Barcelona für eine gute Alternative

(Motorsport-Total.com) – Dass das diesjährige Saisonfinale der MotoGP angesichts der jüngsten Flutkatastrophe nicht in Valencia stattfinden sollte, darin war sich eine große Mehrheit der Fahrer einig – und schließlich hatten auch Dorna und FIM ein Einsehen.

Als alternativer Austragungsort wurde Barcelona festgelegt. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus, und da auch diese Region in den letzten Tagen von Überschwemmungen heimgesucht wurde, kamen Zweifel auf.

Doch die Zustände sind glücklicherweise längst nicht so gravierend wie in Valencia. Trotzdem stößt die Wahl von Barcelona als Ersatzstrecke für das letzte Rennen nicht bei allen Fahrern auf Wohlwollen. Vor allem ein Pilot positionierte sich nach Bekanntgabe der Entscheidung am Sonntag in Sepang deutlich dagegen.

„Aus meiner Sicht ist es nicht korrekt, in Spanien zu fahren“, sagte Enea Bastianini. Dass das Rennen von Valencia einfach in eine andere spanische Stadt verlegt wird, hält der Ducati-Pilot angesichts des Ausmaßes der Katastrophe am ursprünglichen Austragungsort weiterhin für ethisch problematisch.

„Aber es ist, wie es ist. Das ist die Entscheidung der Dorna. Wir werden unsere 100 Prozent geben. Ich werde mich gegenüber dem Rennen in Barcelona zu Beginn der Saison steigern müssen. Ich war schnell, bekam aber drei Long-Lap-Strafen.“

Nach einer zusätzlichen Zeitstrafe landete Bastianini damals als 18. außerhalb der Punkte. Will er sich Platz drei in der WM sichern, darf ihm das im zweiten Barcelona-Rennen nicht passieren. Aktuell liegt Marc Marquez einen Punkt vor ihm.

Er sieht die Verlegung des Saisonfinales nach Barcelona wie die meisten Fahrer pragmatisch und denkt vor allem über seine eigenen Chancen nach. Auf die Frage, ob es eine gute Strecke für ihn sei, sagt er: „Nein, aber auch Sepang war keine gute Strecke für mich und ich war in der Lage, konkurrenzfähig zu sein.“

„Natürlich hätte ich eine andere Strecke bevorzugt. Aber wir müssen mit dem arbeiten, was im Kalender ist, und werden unsere 100 Prozent geben. Was das Wetter angeht, werden es im November jedoch schwierige Bedingungen sein.“

Bagnaia und Martin: Keine Präferenz
Weltmeister Francesco Bagnaia, der vor der letzten Saisonstation 24 Punkte hinter Titelrivale Jorge Martin liegt, betont: „Wir passen uns an. Für mich ändert das also nichts.“

„Was die Performance angeht, bin ich in Barcelona normalerweise sogar besser als in Valencia“, zieht der Italiener den Vergleich. „Aber es ist auch eine Strecke, die keine Fehler verzeiht. Man muss sehr präzise sein. Aber ich habe keine Präferenz.“

„Für mich gilt dasselbe“, schließt sich Martin seinem Herausforderer an. „Ich denke, meine Performance ist in Barcelona und Valencia sehr ähnlich. In Barcelona stand ich 2022 und 2023 auf dem Podium. Ich denke also, ich bin konkurrenzfähig.“

„Wie Pecco schon sagte, gibt es ein paar knifflige Kurven. Und die Bedingungen im November werden andere sein“, weiß Martin. „Es kann regnen, windig sein, vielleicht sogar schneien. Ich hoffe, Michelin wird eine gute Lösung dabei haben.“

Fabio Quartararo von Yamaha hält Barcelona für „eine gute Wahl“, auch wenn er einräumt: „Wir wissen, dass Barcelona eine schwierige Strecke für uns ist, insbesondere in den letzten zwei Jahren. Sie hat ein niedriges Griplevel. Das trifft also genau unsere Schwachstelle, insofern wird der Test dort gut für uns sein.“

Denn neben dem Rennwochenende ist auch der erste Vorsaisontest für 2025 am Dienstag danach in Barcelona vorgesehen. Diesen will neben Yamaha vor allem Honda nutzen.

„Barcelona ist das Worstcase-Szenario für unser Motorrad“, sagt Joan Mir. „Was das Ergebnis betrifft, ist das nicht fantastisch. Aber mit Blick auf den Test und die neuen Entwicklungen am Motorrad denke, dass es interessant sein wird.“

Für Espargaro schließt sich der Kreis
Für Aleix Espargaro wird Barcelona nicht nur das letzte Rennen der Saison, sondern auch seiner MotoGP-Karriere sein. Der Aprilia-Pilot erklärte seinen Rücktritt, als die Königsklasse in diesem das erste Mal auf der katalanischen Strecke gastiert.

„Das letzte Mal, als ich dort war, hatte ich ein großartiges Wochenende“, erinnert sich der Spanier. Er fuhr damals auf Pole, gewann den Sprint und belegte Platz vier im Rennen. „Ich bin also positiv gestimmt. Es wird nicht so heiß sein, das kommt uns entgegen, denn bei Aprilia leiden sehr unter der Hitze.“

„Ich hoffe natürlich, dort ein gutes Rennen zu haben. Es wird besonders sein, denn es ist mein letztes Rennen mit Aprilia, und das zu Hause, mit Familie und Freunden in der Nähe.“

VR46-Pilot Marco Bezzecchi zeigt sich ebenfalls „glücklich darüber“, das letzte Saisonrennen in Barcelona zu bestreiten. „Ich bevorzuge das, anstatt noch einmal außerhalb von Europa zu fahren. Das ist die bessere Wahl – auch gegenüber Valencia.“

„Es wäre nicht sehr respektvoll gegenüber den Menschen vor Ort und ihrer Situation gewesen. Ich kenne solche Zustände, denn in der Region, wo ich lebe, ist vor kurzem Ähnliches passiert. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Und sie durchleben noch Schlimmeres. Es ist positiv, dass eine andere Lösung gefunden wurde.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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