(Motorsport-Total.com) – Das MotoGP-Rennen beim Grand Prix von Valencia 2015 war an Kontroversen, Surrealismus und Stress ein Rennen, das in der modernen Geschichte der Motorrad-WM von nur wenigen anderen Rennen übertroffen wurde.
Nach der Konfrontation zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez nach den Grands Prix in Australien (Phillip Island) und vor allem Malaysia (Sepang), wo der Italiener den Spanier im Rennen getreten hatte und dafür bestraft worden war, ging es zum Saisonfinale in Valencia. Das war heute auf den Tag genau vor neun Jahren.
Die Yamaha-Werkspiloten – Rossi und Teamkollege Jorge Lorenzo – kämpften um den WM-Titel, wobei Rossi die Gesamtwertung mit sieben Punkten Vorsprung auf Lorenzo anführte. Egal, welche Platzierung der Mallorquiner in Valencia einfahren würde, dem Italiener war klar, dass ihm selber ein dritter Platz im Rennen den zehnten WM-Titel seiner Karriere bringen würde.
Obwohl er infolge der Sepang-Strafe ans Ende der Startaufstellung versetzt wurde, hatte man das Gefühl, dass Rossi der vierte Platz im Rennen schon sicher war. Es brauchte für ihn „nur“ noch ein Scheitern eines der beiden Honda-Werkspiloten, entweder Marquez oder Dani Pedrosa.
Für keinen der beiden Honda-Fahrer stand sportlich etwas auf dem Spiel. Aber es war klar, dass Marquez alles tun würde, um Rossi die Party zu vermiesen. Der große Zweifel war, welche Rolle Pedrosa einnehmen würde. Ein Sieg für ihn würde Rossi zum Weltmeister 2015 machen und Lorenzo ohne einen dritten MotoGP-Titel dastehen lassen, wenn der Mallorquiner hinter Marquez nur Dritter wird.
Rossi benötigte lediglich 13 Runden, um vom letzten Startplatz (P26) bis auf die vierte Position nach vorn zu fahren, wobei ihm einige Fahrer freundlicherweise den Vortritt ließen. Aber auf der vierten Position hing „The Doctor“ fest. Die restlichen 17 Runden verbrachte er damit, auf einen Fehler seiner Vorderleute zu warten.
Lorenzo führte das Rennen über die gesamten 30 Runden hinweg an, Marquez war Zweiter und Pedrosa Dritter. Es gab nur einen Moment, in dem Pedrosa nahe genug an seinen Honda-Teamkollegen herankam, um ihn zu überholen. Das war in der vorletzten Runde.
Pedrosa gelang es, an Marquez vorbeizukommen, doch der Spanier mit der Startnummer 93 ging sofort wieder vorbei. Marquez wusste, dass Pedrosa auf einen Sieg aus war, was wiederum Rossi zu Gute kommen würde.
Im MotoGP-Podcast Por Orejas von Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, wurde Pedrosa über das denkwürdige Rennen und seine Gedanken während der 30 Runden an jenem 8. November 2015 befragt.
„Ich habe an nichts gedacht, außer an den Sieg. Ich habe nur daran gedacht, das Rennen zu gewinnen“, sagt Pedrosa und erinnert sich: „Ich finde, dass ich persönlich eine schwierige Saison hatte. Zu Beginn des Jahres hatte ich die komplizierte Armoperation und habe mehrere Rennen verpasst. Ich musste Ergebnisse einfahren, um Honda zu beweisen, dass ich immer noch ein sehr guter Fahrer bin.“
„Und gegen Ende des Jahres sind mir einige gute Rennen gelungen, mit Podiumsplätzen, Siegen und so weiter. Tatsächlich war ich der Fahrer, der im letzten Teil der Saison die meisten Punkte eingefahren hat. Das war von dem Zeitpunkt an, als wir auf die Asien-Tournee gehen wollten, bis zum Schluss“, erinnert sich der an einen zweiten Platz (Aragon) und zwei Siege (Japan und Malaysia).
„Ich hatte mein gutes Gefühl wiedergefunden. Und man weiß schließlich nie, wann der letzte Sieg kommt. Also muss man versuchen, so viele Siege wie möglich einzufahren“, sagt Pedrosa und spannt den Bogen zu Valencia: „In diesem Moment war es wegen der Situation in der Weltmeisterschaft heikel.“
„In den ersten Runden sind sie (Lorenzo und Marquez; Anm. d. Red.) mir weggefahren. Sie waren stärker als ich und ich konnte nicht mehr tun, als einfach mein Tempo zu halten. Aber gegen Ende des Rennens wurde Jorge etwas langsamer. Ich glaube, er bekam ein Problem mit seinen Reifen und ich fing langsam an, sie einzuholen“, so Pedrosa.
„Als ich aufgeschlossen hatte, versuchte ich automatisch auch an Marc vorbeizugehen. Aber er überholte mich sofort wieder, weil ich von der Linie abkam. Anschließend war ich nicht mehr in der Lage, nochmals anzugreifen. Es war schon die letzte Runde“, so Pedrosa, der unterstreicht: „Ich wollte einfach nur das Rennen gewinnen.“
Im Ziel waren Lorenzo als Sieger, Marquez als Zweiter und Pedrosa als Dritter durch weniger als 0,7 Sekunden voneinander getrennt. Und mit diesem Ergebnis stand Rossi, der mit großem Rückstand Vierter wurde, ohne zehnten WM-Titel da.
Text von German Garcia Casanova, Co-Autor: Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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