Harley-Davidson hat bereits eine Vereinbarung mit MotoGP-Rechteinhaber Dorna getroffen

(Motorsport-Total.com) – Die Nachfrage nach supersportlichen Motorrädern ging in den vergangenen Jahren immer weiter zurück.

Für das nachlassende Kundeninteresse gibt es mehrere Gründe. Mit Spitzenleistungen von deutlich über 200 PS und hochentwickelten Technologien für immer bessere Fahrleistungen sind moderne Sportmodelle praktisch viel zu schnell geworden für den Einsatz im Straßenverkehr. Aber auch die hohen Preise schrecken viele Kunden ab.

Das führt zur Frage, ob in der seriennahen Meisterschaft darüber nachgedacht werden sollte, eine Klasse zu schaffen, in der die Motorräder eingesetzt werden, die zum Großteil auf den Straßen zu sehen sind: Naked-Bikes, Adventure-Bikes und Tourer. Was auf den ersten Blick absurd klingen mag, hat sich in den USA bereits zu einem Publikumsmagnet entwickelt.

Die „King of the Baggers“-Klasse im Rahmen der MotoAmerica begeistert die Fans. Die zum Teil extrem getunten US-Cruiser bieten eine beeindruckende Show. Nach dem MotoGP-Saisonfinale in Barcelona überraschte Harley-Davidson und traf eine Vereinbarung mit MotoGP- und WSBK-Rechteinhaber Dorna (zu den Hintergründen). Lässt sich das US-Format auch auf Europa oder ein globaleres Publikum anwenden?

Würde „King of the Baggers“ auch in Europa die Fans begeistern?
Wir haben uns mit Dorna-Manager Gregorio Lavilla über die Idee unterhalten, eine Klasse für Nicht-Supersportler zu schaffen. „Als Klasse im Rahmenprogramm? Unsere Wochenenden sind bereits sehr voll“, gibt der Spanier zu bedenken.

„Aber warum nicht, wenn wir erkennen, dass die Zuschauer ein gewisses Interesse zeigen und es einen Mehrwert liefern würde“, zeigt sich Lavilla offen für die Idee, eine neue Klasse zu schaffen. Dass das Format „King of the Baggers“ in den USA sehr gut funktioniert, hat auch Lavilla erkannt.

„Ich habe mitbekommen, dass diese Kategorie sehr beliebt ist. Aber ich kann nicht einschätzen, ob es den europäischen Zuschauern so gut gefallen würde wie den US-Fans“, grübelt der ehemalige Motorrad-Profi.

Ein eher europäischer Ansatz wäre, Naked-Bikes oder Adventure-Bikes für den Einsatz auf der Rennstrecke umzubauen. Das wirkt auf den ersten Blick natürlich absurd, wenn es bereits passende Motorräder gibt, doch die „Baggers“ zeigen, dass selbst wenig sportliche Motorräder das Potenzial haben, spannenden Rennsport zu bieten.

Lavilla versichert, dass es keine Grenzen gibt und man sich alles im Detail anschaut, wenn es darum geht, das Wochenendformat der Superbike-WM attraktiv zu halten. „Manchmal funktionieren bestimmte Dinge, manchmal nicht. Wir haben bereits in der Vergangenheit viel probiert“, so der Spanier. „Man benötigt den Input von den Leuten, von den Zuschauern, von Sponsoren, Herstellern, Teams und so weiter.“

Warum Superbikes schwer zu ersetzen sind
Die Idee, mit Naked-Bikes oder Tourenmaschinen Rennen zu fahren, kommt nicht bei jedem gut an. WSBK-Teamchef Paul Denning lehnt die Idee ab: „Ich persönlich habe daran kein Interesse. Doch das heißt nicht, dass es nicht gut wäre für diese Serie.“

Yamaha-Teamchef Denning outet sich als Fan des klassischen Superbikes: „Sie sind die Technologieträger und stehen über den anderen Modellen. Die R1 steht an der Spitze, genau wie die Panigale V4R. Viele Kunden nutzen Sportmotorräder nach wie vor auf der Straße. Und auf den Rennstrecken sieht man extrem viele davon.“

„Wenn man in Europa einen Trackday absolvieren möchte, dann muss man sehr zeitig buchen, weil viele Veranstaltungen ausgebucht sind. Ich bin überzeugt, dass diese Kunden nicht mit einer MT-10 auf der Rennstrecke fahren möchten. Diese Leute wollen eine R1 pilotieren“, stärkt Denning das Superbike und deutet damit an, dass die supersportlichen Modelle nicht so schnell aussterben, wie die Verkaufsstatistiken vermuten lassen.

Auch zur Idee, den Verbrennungsmotor früher oder später zu begraben, hat Denning eine klare Meinung: „Wenn wir an den Punkt kommen, an dem wir elektrische Naked-Bikes verwenden, bin ich hoffentlich nicht mehr involviert (lacht; Anm. d. Red.). Daran habe ich wirklich gar kein Interesse.“

Text von Sebastian Fränzschky

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