(Motorsport-Total.com) – Drei unterschiedliche Fabrikate hat Pol Espargaro in seiner Karriere als Vollzeit-MotoGP-Pilot bewegt. Beginnend mit seiner Rookie-Saison in der Königsklasse (2014) fuhr er zunächst drei Jahre lang eine Yamaha M1 im damaligen Satellitenteam Tech3.
Anschließend fuhr Espargaro vier Jahre lang für den damals neuen MotoGP-Hersteller KTM und trieb im Werksteam die Entwicklung der RC16 federführend voran. Im Anschluss daran wechselte er für zwei Jahre ins Honda-Werksteam, um die RC213V zu fahren, mit der Marc Marquez sechsmal MotoGP-Weltmeister geworden ist.
Die Honda-Jahre liefen für Espargaro nicht so wie er sich das ausgemalt hatte. Und so kehrte er nach WM-Platz 12 (in der Saison 2021) und WM-Platz 16 (in der Saison 2022) ins KTM-Lager zurück. Bei Tech3-GasGas allerdings stand sein Jahr 2023 im Zeichen einer monatelangen Verletzung, die letztlich zur Folge hatte, dass der jüngere der beiden Espargaro-Brüder seine Vollzeitkarriere mit der Saison 2023 ausklingen ließ.
Seit Anfang 2024 rückt Pol Espargaro für KTM „nur“ noch zu Testfahrten und zu vereinzelten Wildcard-Einsätzen aus. Die Honda-Zeit aber hat ihn geprägt, und das keineswegs aufgrund seiner Ergebnisse, sondern aufgrund einer Erkenntnis.
Wie kam es im Winter 2020/21 überhaupt dazu, dass er KTM in Richtung Honda verließ? „Nach vier Jahren bei KTM hatte ich damals das Gefühl, dass ich meinen Teil der Arbeit erledigt hatte. Ich hatte dieses Motorrad von Null an die Spitze gebracht. Das war es für mich an der Zeit, es in andere Hände zu geben und mich selber mit neuem Schwung etwas anderem zu widmen“, erinnert sich Pol Espargaro im offiziellen MotoGP-Podcast.
„Das war damals für niemanden einfach, aber manchmal braucht es einen solchen Schritt“, so Pol Espargaro, um auf seinen damaligen Honda-Teamkollegen Marc Marquez zu sprechen zu kommen: „Gegen Marc hatte ich in meiner ganzen Karriere gekämpft, schon in der 125er-Klasse und in der 250er-Klasse. Als ich dann zu Honda kam, da war das nicht nur ein Wechsel zu Honda, sondern auch ein Wechsel auf den Posten des Teamkollegen von Marc.“
„Ich wollte herausfinden, was dieser Kerl verdammt nochmal anstellt, um so schnell sein zu können“, so Espargaro über Marquez. „Dass ich ein Motorrad entwickeln kann, das hatte ich, das hatten wir [bei KTM] gezeigt. Von da an ging es für mich [bei Honda] darum, dass ich mir selber beweise, was ich als Fahrer drauf habe auf einem Motorrad, mit dem ein anderer ständig gewinnt.“
Und was hat Espargaro in den letztlich zwei Jahren als Teamkollege von Marquez gelernt? „Jede Menge!“, sagt er und erklärt: „Von außen magst du vielleicht eine Vorstellung davon haben, was er macht, aber wenn du wirklich drinsteckst, ist alles anderes.“
„Irgendwie bin ich draufgekommen, dass er Dinge tut, wie ich sie bei KTM getan habe. Als beispielsweise Johann Zarco zu uns ins Team kam, da sagte er so etwas wie: ‚Ich verstehe nicht, was dieser Kerl macht.‘ Und damit meinte er mich. Er wies auf einen bestimmten Bereich des Motorrads hin und sagte, dass dieser Bereich nicht gut sei. Daraufhin sagte ich, dass dieser Bereich in Wahrheit eine der Stärken des Bikes ist.“
„So, wie sich das Motorrad verhielt, kam ich damit gut zurecht. Deshalb verstand ich nicht, weshalb [Zarco] einen solchen Kommentar dazu abgegeben hatte“, erinnert sich Espargaro und spannt den Bogen zu seiner Honda-Zeit: „Als ich dann zu Honda kam, da war ich sozusagen der Johann. Ich wies darauf hin, dass das Bike in einem bestimmten Bereich richtig schlecht war. In Wahrheit aber war genau dieser Bereich eine der Stärken von Marc.“
„Was ich also gelernt habe: Ein guter Fahrer kann sich auf die Probleme eines Motorrads einstellen und kann diese Probleme für sich selber zum Vorteil nutzen. Und wenn dann ein anderer Fahrer von außen kommt, dann sind für diesen Fahrer die Probleme riesig, für den Fahrer, der schon länger dort ist, aber nicht. Das ist wirklich schräg!“
Text von Mario Fritzsche
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter
Neueste Kommentare