(Motorsport-Total.com) – Noch genießt Marc Marquez die MotoGP-Winterpause, doch mit Blick auf die Saison 2025 kribbelt es dem Spanier wahrscheinlich schon in den Fingern.
Dann will er, als frisch gebackener Ducati-Werkspilot, um den Weltmeistertitel kämpfen.
„Ich komme in ein Weltmeisterteam, das heißt, ich verspüre schon Druck“, sagt der Spanier in der jüngsten Ausgabe von Sport und Talk aus dem Hangar-7 auf ServusTV.
„Aber das war ja meine Entscheidung. Ich wollte meine Komfortzone bei Honda verlassen, denn ich wollte das beste Bike im Feld haben. Dann bin ich erst einmal bei Gresini untergekommen und habe dort mein Maximum gegeben, um die Chance zu bekommen, 2025 auf einer Werksducati zu fahren.“ Mit Erfolg.
Ducati zog Marquez sogar Jorge Martin vor, der sich am Ende der Saison gegen Francesco Bagnaia im Kampf um den Titel knapp durchsetzen konnte. Mit Bagnaia lauert für Marquez der wohl stärkste Gegner im eigenen Team. „Ich werde alles geben in den nächsten zwei Jahren. Aber es wird nicht einfach werden“, weiß er.
„Ich habe einen starken Kollegen im Team und muss natürlich auch das neue Bike kennenlernen.“ Denn 2024 pilotierte Marquez bei Gresini bekanntlich das Vorjahresbike.
Auf die Frage, wer in der kommenden Saison die Nummer 1 bei Ducati sei, er oder Bagnaia, antwortet Marquez: „Nächstes Jahr werde ich wohl einen anderen Ansatz wählen müssen. Ich war ja immer bei Honda und dort die Nummer 1 in der Box.“
„Wenn neue Fahrer kamen, versuchten sie mich zu schlagen, weil ich da mehr oder weniger der Platzhirsch war. Und jetzt ist es andersrum“, räumt der Spanier ein.
„Ich komme in ein neues Team rein, Pecco hat dort sehr viel gewonnen. Die letzten vier Jahre war er immer ganz weit oben, Top 2 in der WM. Das heißt, er ist super schnell. Aber ich versuche, von ihm zu lernen und mit ihm um die WM zu kämpfen.“
Dabei geht es auch darum, Ducatis Vormachtstellung in der MotoGP zu sichern. 2024 gewann der Hersteller 19 der 20 Grand-Prix-Rennen. „Wir werden es als Team versuchen, als Ducati-Werksteam. Das Ziel für das Team heißt: Ich versuche, zu gewinnen, und wenn ich nicht gewinne, muss Pecco gewinnen“, so Marquez.
Übergangsjahr bei Gresini perfekte Vorbereitung
Nach viel Verletzungspech und der Durststrecke bei Honda konnte der Spanier 2024 einige Achtungserfolge verzeichnen und neues Selbstvertrauen tanken. Die Zeit bei Gresini – von vornherein nur als Übergang gedacht – entpuppte sich als Segen.
„Die Beziehung zu Gresini war von Beginn an super. Ich habe dort eine perfekte Atmosphäre vorgefunden“, erzählt Marquez bei ServusTV. „Ich kam ja aus einer etwas anderen Situation heraus. Mein Bruder Alex war mein Teamkollege.“
„In der Saison sind dann zwar einige Dinge vorgefallen, mechanische Probleme. Aber das Wichtigste war immer das Team, der Teamzusammenhalt. Das Team macht manchmal auch Fehler, aber wir sind alle Menschen und Menschen machen Fehler.“
„Wenn du Fehler machst und dann zurück in die Box kommst, ist es schön, wenn du gut aufgenommen wirst. Und wenn das Motorrad nicht funktioniert oder einem Mechaniker ein Fehler passiert, musst du gegenüber dem Team genauso auftreten“, schildert Marquez seine positiven Erfahrungen im Gresini-Umfeld.
Gekrönt wurden diese mit drei Grand-Prix-Siegen und diversen Podien. Das Highlight: der Doppelsieg in Aragon. Nach dem Triumph im Sprint war es das erste Mal seit 1.043 Tagen, dass Marquez an einem Sonntag ganz oben auf dem Treppchen stand.
„Ende 2023 habe ich mit mir eine große Wette gemacht. Ich wollte unbedingt noch ein Rennen gewinnen“, verrät der achtfache Weltmeister. „Die Saison war dann wirklich großartig für mich. Vom ersten bis zum letzten Rennen haben wir uns positiv nach vorn entwickelt. Aber der große Moment kam in Aragon.“
Neues Selbstvertrauen gibt Marquez Kraft
„Wenn du den ersten Sieg holst, fängt deine Leistung an, wieder zurückzukommen, und du hast wieder mehr Zuversicht. Und wenn du mehr Zuversicht hast, kannst du auch wieder ein Rennen anführen. Das war die Grundlage, die wir da gelegt haben.“
Und genauso wie das Siegen hat Marquez auch das Feiern eben dieser nicht verlernt. Die Tanzeinlagen des Spaniers sind mittlerweile legendär. „Die guten Rennen und die Party hinterher sind der Brennstoff, der Kraftstoff für den Körper“, erklärt er.
„Als ich meine Schwierigkeiten mit den Verletzungen hatte und immer nur Zehnter, Elfter, Zwölfter wurde, da war ich nach dem Rennen immer total kaputt. Und jetzt gewinnst du, stehst auf dem Podium, und am nächsten Tag bist du eigentlich schon wieder bereits fürs Rennen. Das motiviert und macht riesig Spaß.“
„Aber nächstes Jahr haben wir neuen, anderen Druck“, mahnt Marquez. Das Ziel ist klar: „Wir wollen natürlich um die WM kämpfen.“ Und die Motivation ist größer denn je.
„Ich wollte aufs beste Bike kommen und die Ducati-Box ist der beste Ort, um um die WM mitzufahren. Ich hatte die Möglichkeit, zu wechseln, und ich hatte keine Zweifel, diese Chance zu ergreifen“, bekräftigt er seine Ambitionen für 2025.
„Die Leute sagen: Das ist das Comeback von Marc. Aber die Jahre vergehen ja für alle. Ich weiß, ich habe jetzt weniger Chancen als noch vor zehn Jahren, um die WM nochmal mitfahren zu können. Deshalb ist die Motivation natürlich da.“
Gradmesser und Ansporn wird auch Teamkollege Bagnaia sein: „Man will immer den stärksten Fahrer neben sich auf demselben Bike haben. Und Pecco Bagnaia wird nächstes Jahr sicherlich ein starker Kollege für mich sein. Er ist einer der stärksten Fahrer im Feld und wir sitzen auf demselben Bike“, sagt Marquez.
„Jetzt schauen wir mal, was wir zusammenreißen können. Ich fühle mich physisch wirklich super gut. Die letzten zwei Jahre waren schon die härtesten Jahre meiner Karriere. Aber jetzt sieht alles gut aus und ich freue mich, wenn die Saison losgeht.“
Text von Juliane Ziegengeist
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