Die Übernahme der MotoGP durch Liberty Media könnte auch noch scheitern

(Motorsport-Total.com) – Die Europäische Kommission, eines der wichtigsten Entscheidungsgremien der EU mit exekutiver Macht, hat angekündigt, eine vertiefte Untersuchung einzuleiten, um zu klären, ob der Kauf von MotoGP-Rechteinhaber Dorna durch den Formel-1-Besitzer Liberty Media gegen EU-Wettbewerbsrecht verstößt.

Die im Mai angekündigte Übernahme sieht vor, dass das US-amerikanische Medienunternehmen 86 Prozent der Anteile an der Dorna im Wert von 4,2 Milliarden Euro erwirbt. Der Abschluss der Transaktion – ursprünglich bis Ende 2024 erwartet – verzögert sich jedoch aufgrund der Intervention der Europäischen Kommission.

Nach einem Bericht von Bloomberg in der vergangenen Woche gab der Wettbewerbshüter am Donnerstag bekannt, dass die Übernahme genauer geprüft werde.

Man wolle klären, ob der Deal die EU-Kartellgesetze verletzt, insbesondere hinsichtlich einer möglichen marktbeherrschenden Stellung von Liberty im Bereich der Übertragungsrechte für Motorsportveranstaltungen in Europa.

Bedenken der EU-Kommission
„Die Transaktion wirft ernsthafte Wettbewerbsbedenken auf potenziell engen nationalen Märkten für die Lizenzierung von Übertragungsrechten für Motorsportinhalte im Europäischen Wirtschaftsraum auf“, argumentiert die Kommission.

Die Formel 1 sei in allen europäischen Ländern klarer Marktführer und die MotoGP meist ihr einziger Konkurrent. „Der Zusammenschluss könnte den Wettbewerbsdruck zwischen den Parteien auf einigen potenziell größeren nationalen Märkten für die Lizenzierung von Übertragungsrechten für sämtliche Sportinhalte oder möglichen Segmenten solcher Märkte beseitigen“, heißt es weiter.

Wenn Liberty Media als Promoter neben der Formel 1 auch die MotoGP verantwortet, könnte das also die Konkurrenz auf nationalen Märkten für Motorsport-Übertragungsrechte stark einschränken und letztlich die Preise für Verbraucher erhöhen.

Zusätzlich untersucht die Kommission die Rolle von John Malone, dem Hauptaktionär sowohl von Liberty Media als auch Liberty Global. Es wird geprüft, ob dessen Einfluss dazu führen könnte, dass konkurrierende Sender in Ländern, in denen Liberty tätig ist, wie Belgien, Irland und Niederlande, verdrängt werden.

Verlängerter Zeitrahmen für Prüfung
Die Untersuchung tritt nun in eine zweite Phase ein, die bis zu 90 Arbeitstage ab dem Datum der Vertragsvorlage – dem 14. November – dauern kann, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Die neue Frist wird daher bis zum 14. Mai verlängert.

Falls Liberty Media von der Übernahme zurücktritt, sieht die Vereinbarung mit der Dorna eine Strafzahlung von 126 Millionen Euro an den MotoGP-Promoter vor.

Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta ist jedoch zuversichtlich: „Wir erwarten, dass diese Akquisition die erforderliche EU-Genehmigung erhält und sind begeistert von der potenziellen Möglichkeit, mit Liberty Media zusammenzuarbeiten“, betont er.

Text von Gerald Dirnbeck

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