(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez ist bekannt dafür, das Limit konsequent auszuloten. Das USA-Wochenende in Austin war dafür ein gutes Beispiel.
Im Sprint hatte der Ducati-Fahrer am Ende der ersten Runde einen massiven Rutscher am Hinterrad und wäre dabei beinahe abgeflogen.
Das war auch eine gefährliche Situation, denn er wäre direkt in die Fahrlinie seines Teamkollegen Francesco Bagnaia gestürzt. Aber Marquez konnte die Situation retten und auch den dritten Sprint des Jahres gewinnen.
Im Grand Prix rutschte er in Führung liegend auf einem noch feuchten Randstein aus und schied schlussendlich aus. In der Regel gilt Marquez auf feuchter Strecke, bei niedrigen Gripverhältnissen oder bei sich ändernden Bedingungen als sehr guter Fahrer.
Oft ist der Routinier in solchen Situationen der schnellste Mann auf der Strecke. „Es geht darum“, erläutert Marquez, „zu verstehen, was in jeder Situation zu tun ist.“ Denn bei nicht optimalen Verhältnissen kommt es noch mehr auf den Fahrer an.
„Im Straßenrennsport sind die meisten Runden identisch – dieselbe Bewegung, dasselbe Rutschen, dieselbe Art, das Motorrad zu lenken. Aber beim Flat Track, auf weichem Untergrund oder im Motocross ist jede Runde anders“, vergleicht der Spanier.
Das ist auch der Hauptgrund, warum Marquez regelmäßig in seiner Heimat mit dem Motocross-Motorrad trainiert. In der Regel ist auch Jose Luis Martinez dabei – ein guter Freund, Trainingspartner und schon seit Jahren bei jedem Grand Prix der persönliche Assistent.
Martinez ist ehemaliger spanischer Motocross-Meister. Sie haben sich 2013 auf einer Motocross-Strecke kennengelernt. Seither trainieren sie regelmäßig gemeinsam. Oft ist auch Alex Marquez zwischen den Rennwochenenden dabei.
Das Motocross-Training unterscheidet sich laut Marquez grundsätzlich von einem privaten Trackday auf einer asphaltierten Rennstrecke mit einem Superbike: „Auf einem Flattrack und beim Motocross kann man experimentieren und die Limits ausloten.“
„Wenn ich zum Beispiel mit meiner Panigale trainiere, probiere ich nichts aus, weil schon ein kleiner Fehler großen Schaden anrichten kann“, so Marquez. Mit dem privaten Motorradtraining können die Sinne und Reflexe geschärft werden.
Wann und wo der erste erfolgreiche Save war
Er ist auch bekannt dafür, viele Stürze über das Vorderrad zu retten und das Motorrad mit dem Ellbogen wieder aufzurichten. Den ersten „Aha-Moment“ hatte er in der 125er-Klasse, als er auf dem Weg zu seinem ersten von bisher acht Weltmeistertiteln war.
„Ich erinnere mich ganz genau an das erste Mal. Das war 2010, in Kurve 3 in Barcelona“, sagt Marquez wie aus der Pistole geschossen. „Ich erinnere mich an genau diese Situation. Ich sagte mir: ‚Ah, vielleicht kann ich tatsächlich Stürze verhindern.'“
Diese Fähigkeit entwickelte er insbesondere in seinen Moto2-Jahren 2011 und 2012 weiter. Damals fuhr Marquez mit dem Suter-Chassis: „Besonders in der Moto2 habe ich viele Stürze abgefangen, weil wir mit diesem Motorrad ein massives Chattering hatten.“
„Und mit diesem Chattering habe ich oft mit dem Ellbogen gespielt, um die Stürze zu retten.“ Schließlich wurde er der einzige Moto2-Weltmeister mit dem Suter-Chassis. In der MotoGP ist Marquez auch für viele spektakuläre Saves bekannt.
Er ist aber auch für viele Stürze bekannt – besonders seit der Rückkehr von Michelin im Jahr 2016, als der französische Vorderreifen nicht so stark war wie jener von Vorgänger Bridgestone. Oft lotete Marquez im Training das Limit aus und stürzte, um das Sturzrisiko im Rennen zu minimieren.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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