E-Fahrzeuge gelten als Zukunft der Mobilität.
Sie sind umweltfreundlich, nachhaltig und versprechen viel Komfort. Während E-Autos immer wieder im Fokus von Diskussionen stehen, nehmen Elektro-Motorräder eher eine Nischenposition ein. Doch gibt es in Deutschland eigentlich bereits Motorräder mit Elektroantrieb? Wie sehen der Ist-Zustand und die Perspektiven aus?
Angebot ist bislang überschaubar
Ein Grund, warum Elektro-Motorräder in Deutschland bislang eher unbekannt sind, ist das eher überschaubare Angebot. Natürlich gibt es eine Auswahl an Modellen, die mit einem E-Antrieb arbeiten, doch im Vergleich zu den Elektroautos fällt bei den Motorrädern die Auswahl noch deutlich geringer aus. Dazu kommt, dass bislang kaum handfeste Informationen zur Reichweite und Akkuleistung bekannt sind. Zwar kann hier auf die Angaben der Hersteller zurückgegriffen werden, doch gerade diese werden häufig infrage gestellt. Die Akkus der E-Motorräder gelten demnach nicht als besonders zuverlässig. Dazu kommt, dass es ihnen an Leistungsfähigkeit für genügend Fahrspaß mangelt.
Ein weiterer Aspekt, der das Wachstum der E-Motorräder in Deutschland aktuell zu hemmen scheint, ist der Preis. Hobbybiker müssen für ein Zweirad mit E-Antrieb wenigstens rund 12.000 Euro einplanen. Sportbiker müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen. Hier werden rund 30.000 Euro für eine Maschine veranschlagt. Trotz aller Kritik nimmt die Nachfrage nach Motorrädern mit E-Antrieb auch in Deutschland zu.
Auswahl beim Elektro-Motorrad-Kauf bleibt gering
Biker, die in ein Elektro-Motorrad investieren möchten, stehen aktuell vor allem vor einer besonderen Herausforderung: Sie müssen mit einer geringen Auswahl auskommen. Es gibt mit Zero, einem Hersteller aus den USA, bislang tatsächlich nur eine Marke, von der Elektro-Motorräder für den Alltag angeboten werden. Sportliche Modelle, die aber deutlich teurer sind, führen Lightning und Energica.
Generell müssen beim Kauf vor allem technische Aspekte berücksichtigt werden. Damit mit dem Elektro-Motorrad auch längere Touren im Alltag möglich sind, sollte die Reichweite der Akkus nicht zu gering sein. Große Akkus können hier mittlerweile schon mit bis zu 290 Kilometern Reichweite aufwarten. Der Akku beeinflusst den Preis der E-Motorräder dabei erheblich.
Elektro-Motorräder und ihre Herausforderungen
Wie das Elektroauto blicken auch Elektro-Motorräder noch immer auf immense Herausforderungen, die sich vor allem auf technischer Ebene zeigen. Zum einen muss hier die Reichweite genannt werden, die weiterhin einer der großen Knackpunkte ist und gerade die Auswahl im Alltag doch deutlich einschränkt, zum anderen stehen die Akkus zunehmend in der Kritik. Ähnlich wie bei Fahrzeugen, die mit einem Diesel- oder Benzinantrieb versehen sind, werden auch bei den Elektro-Motorrädern die Angaben der Hersteller gern infrage gestellt. Dabei ist der Energieverbrauch der Motorradakkus generell sehr variabel und nicht nur von der technischen Beschaffenheit, sondern zum Beispiel ebenso vom individuellen Fahrstil abhängig.
Wer mit dem E-Motorrad vorwiegend auf der Autobahn fahren möchte, muss mit einem Energieverbrauch von mehr als 20 kWh auf 100 Kilometern rechnen. Geht es stattdessen darum, mit den Maschinen zu cruisen, reichen 8 bis 10 kWh aus. Vor allem für längere Touren oder Kurzreisen übers Wochenende sind die meisten Elektro-Motorräder einfach noch nicht geeignet.
Einsatz der Elektro-Motorräder im Alltag
Wer in ein Elektro-Motorrad investieren möchte, steht meist zunächst vor der Frage, ob sich für das Fahrzeug vor allem Einsatzmöglichkeiten im Alltag ergeben. Die in den Bikes eingesetzten Lithium-Ionen-Akkus schränken aufgrund der begrenzten Reichweite die Verwendung durchaus ein. Dies gilt aber vor allem mit Blick auf längere Strecken oder Fahrten auf der Autobahn. Bei der Reichweite ergeben sich abhängig vom Fahrstil sowie der durchschnittlichen Geschwindigkeit enorme Schwankungen, die zwischen 90 und maximal 150 Kilometern liegen.
Wer über den Kauf eines Elektro-Motorrades nachdenkt, sollte vor allem den Alltagseinsatz auf kurzen Strecken in den Fokus rücken. Insbesondere für den Stadtverkehr sind die umweltfreundlichen Zweiradfahrzeuge gut geeignet. Doch auch hier muss immer mitgedacht werden. So sollte beispielsweise die Arbeitszeit aktiv zum Laden des Akkus genutzt werden, sodass die bereitstehende Reichweite dann auch wieder problemlos für den Nachhauseweg reicht.
Aufladen muss geplant werden
Im Vergleich zu Motorrädern, die mit einem klassischen Verbrenner arbeiten, haben Elektro-Motorräder einen weiteren Knackpunkt. Das Aufladen dauert einfach viel länger. Demnach ist es auch erforderlich, dass das Laden des Akkus bewusst geplant wird. In der Regel dauert es rund zwei Stunden, bis der Akku zumindest zu 80 Prozent geladen ist. Das zwingt Biker durchaus zu einer längeren Verschnaufpause. Ein weiterer Aspekt, der das Aufladen zur Herausforderung macht, ist die noch immer eher lückenhafte Infrastruktur.
Aufgrund der geringen Verbreitung der Fahrzeuge stehen auch geeignete Ladestationen nur begrenzt zur Verfügung. Das macht es schwer, Elektro-Motorräder im öffentlichen Raum aufzuladen. Wer sich also für die Anschaffung eines solchen Fahrzeugs entscheidet, sollte eine entsprechende Lademöglichkeit in jedem Fall zuhause haben.
Perspektive der Elektro-Motorräder
Es darf davon ausgegangen werden, dass Elektro-Motorräder in Deutschland in den kommenden Jahren sicherlich an Präsenz gewinnen werden, wenn sich die Rahmenbedingungen angefangen von der Auswahl bis zu den Lademöglichkeiten verbessern. Doch auch bei den Anschaffungskosten gibt es Verbesserungsbedarf, vor allem mit Blick auf den Wertverlust, der bei vielen Maschinen ein markantes Thema bleibt.
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