In Zeiten vor der Helmpflicht fuhr jeder so, wie es ihm beliebte. Kam es zu einem Unfall, hatte dieser meist schwere Folgen. Das ein Helm Leben retten kann, ist heute unbestreitbar. Doch wie wichtig ist neben dem Helm die restliche Motorradbekleidung? Jacken, Hosen, Stiefel und Protektoren kosten mitunter sehr viel Geld. Lohnt sich die Investition wirklich oder ist der Körper auch mit günstigeren Alternativen gleichwertig geschützt?
Der Helm – unverzichtbar für den Schutz des Kopfes
Der Motorradhelm ist der wichtigste Teil der Motorradausrüstung, denn er schützt den Kopf des Fahrers und somit sein Gehirn. Der Helm sollte unbedingt über ein ECE-Sigel verfügen. Worauf sollte beim Kauf aber noch geachtet werden?
- Der Käufer sollte ausreichend Zeit für den Helmkauf einplanen, um sich ausführlich beraten zu lassen.
- Die richtige Helmgröße ist entscheidend. Diese kann ermittelt werden, indem der Kopfumfang gemessen wird. Dazu wird ein Maßband über die Stirn, die Ohren und den Hinterkopf gelegt. Der in Zentimetern gemessene Kopfumfang entspricht in der Regel der numerischen Helmgröße. Da die Helme verschiedener Hersteller allerdings oft unterschiedlich groß ausfallen, kann nur eine Anprobe Klarheit bringen und sollte deshalb auf jeden Fall erfolgen.
- Der Helm muss am ganzen Kopf fest sitzen, ohne dabei zu drücken. Bewegt sich der Helm, sollte sich die Kopfhaut an der Stirn ebenfalls verschieben. Das Innenmaterial dehnt sich beim Tragen nach und nach noch etwas. Deshalb sollte der Helm nicht zu groß gekauft werden.
- Hochwertige Helme lassen sich zum Teil in der Innenausstattung an die Bedürfnisse des Fahrers anpassen. So können Wangenpolster oder Pads am Oberkopf individuell ausgewählt werden.
- Sitzt der Helm korrekt und ist der Kinnriemen richtig eingestellt, darf er sich, auch mit einigem Kraftaufwand, nicht nach vorne vom Kopf lösen lassen. Der Kinnriemen sollte dabei nicht auf dem Kehlkopf liegen und auch das Schloss des Kinnriemens darf nicht unangenehm drücken.
- Wer eine Brille trägt, sollte diese bei der Helmanprobe unbedingt aufsetzen. Das Gleiche gilt für die Sonnenbrille, sollte diese auch beim Motorradfahren getragen werden.
- Im Laden sollte der Helm mindestens zehn Minuten zur Probe getragen werden. In dieser Zeit wird deutlich, ob es zu unangenehmen Druckstellen kommt oder ob der Träger empfindlich auf die verwendeten Materialien reagiert.
- Wenn es möglich ist, sollte der Helm vor dem Kauf für eine Probefahrt ausgeliehen werden. So kann unter echten Bedingungen getestet werden, ob der Helm gut sitzt und den Anforderungen des Fahrers entspricht.
- Ein Helm in hellen, leuchtenden Farben wird von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen.
- Auch der Luftaustausch im Helm sollte bei geschlossenem Visier ausreichend möglich sein. Zudem sollten Käufer die Visiereigenschaften, wie den Grad der Beschlagung bei geschlossenem Visier, testen.
- Das Innenfutter sollte herausnehmbar sein. Nur so lässt sich der Helm richtig pflegen und bleibt lange tragbar. Eine Gebrauchsanweisung zur Pflege der einzelnen Teile ist in der Regel in der Verpackung des Helmes.
- Gute Verkäufer bieten in der Regel auch einen Reparaturservice an, sollte mit dem Helm doch einmal etwas nicht in Ordnung sein.
Die Stiefel – mehr als nur coole Boots
Neben dem Helm sind die richtigen Motorradstiefel entscheidend für die Sicherheit des Fahrers. Da aber, wie es hingegen beim Helm der Fall ist, kein Bußgeld gezahlt werden muss, wenn jemand ohne Motorradstiefel fährt, tragen nicht alle Biker spezielle Fußbekleidung.
Bei Motorradunfällen werden die unteren Gliedmaßen, zu denen auch die Füße zählen, am häufigsten verletzt. Die Zehen, die Sprunggelenke, die Füße und die Schienbeine müssen deshalb besonders geschützt werden. Gute Motorradstiefel sollten eine Dicke von mindestens zwei Millimetern aufweisen und aus schwer entflammbarem Leder gefertigt sein.
Die Handschuhe – Schutz und Beweglichkeit stehen im Zentrum
Bei Stürzen sollen Motorradhandschuhe die Hände des Fahrers bestmöglich schützen. Darüber hinaus dürfen sie ihn aber auch in seiner Beweglichkeit nicht einschränken und müssen die Hände bei jedem Wetter warm halten. Bei Stürzen versuchen die meisten Menschen sich instinktiv mit den Händen abzustützen. Das Material der Handschuhe muss den dann wirkenden Kräften standhalten.
Die Handschuhe müssen perfekt sitzen. Zu enge Handschuhe erschweren die Durchblutung und sorgen für ein Taubheitsgefühl. Zu große Handschuhe verrutschen und stellen somit ebenfalls ein Sicherheitsrisiko da. Ein Klettverschluss oder ähnliches muss dafür sorgen, dass die Handschuhe nicht einfach von den Händen rutschen können. Teuere Modelle verfügen darüber hinaus über Membrane zum Schutz gegen Schwitzen und Nässe von Außen. Es gibt Motorradhandschuhe aus Leder und aus Textil, wobei Letztere eine geringere Abriebsfestigkeit aufweisen.
Die optimale Motorradkleidung – teuer ist oft besser
Wer Motorrad fährt, muss nicht nur seinen Kopf und seine Füße und Hände schützen, auch der Körper muss sicher eingepackt sein, um bei einem Sturz möglichst wenig Schaden zu nehmen.
Motorradkleidung gibt es aus Leder und aus Textil. Auch, wenn die Textilbekleidung in den letzten Jahren immer besser und auch sicherer geworden ist, kann sie beim Thema Abriebsfestigkeit noch immer nicht mit Bekleidung aus Leder mithalten. Dafür ist Schutzkleidung aus Textil leichter und hat meist einen angenehmeren Tragekomfort. Zudem ist sie in der Regel wetterfest. Sportliche Fahrer tendieren meist zu Leder, während Allwetter-Biker Textil bevorzugen. Motorradfahrer können sich diesbezüglich aber auch austauschen oder sich Tippsvon erfahrenen Bikern holen. Dies funktioniert besonders gut in Foren wie bei gutefrage.net in der Kategorie Motorrad.
Für eine Kombi aus Leder spricht wiederum, dass diese einen zuverlässigen Sitz der Protektoren gewährleistet. Das liegt daran, dass Lederkombis meist enger anliegen, als es solche aus Textil tun.
Lederkombis fühlen sich allerdings im Sommer oft unangenehm auf der Haut an und es staut sich die Hitze darin. Dem wirken Hersteller entgegen, indem sie Perforierungen entwickeln und das Leder so bearbeiten, dass es die Sonnenstrahlen abweist.
Ebenso wichtig für den Schutz des Fahrers, wie die optimale Kombi, sind die Protektoren. Protektoren müssen in jedem Fall das CE-Siegel tragen. Das bedeutet, dass sie nach der europäischen Norm 1621 geprüft sind. Die Aufgabe von Protektoren ist es, bei einem Sturz die Aufprallenergie abzufangen und die wirkenden Kräfte auf eine möglichst große Fläche zu verteilen, damit sie weniger Schaden anrichten. So können Protektoren Brüche und Prellungen verhindern oder zumindest abschwächen. Jedoch bringt ein guter Protektor nichts, wenn er nicht an der richtigen Stelle bleibt. Deshalb ist es wichtig, dass die Protektoren in Kombination mit der Bekleidung optimal schützen können. Verrutscht ein Protektor während eines Sturzes, ist er nicht in der Lage den Körper des Fahrers ausreichend zu schützen.
Grundsätzlich gilt, je dicker der Protektor ist und je größer die Fläche, die er abdeckt, desto sicherer ist er. Protektoren müssen aber nicht unbequem sein oder die Bewegungsfreiheit stark einschränken. Hightech-Materialien sorgen dafür, dass bestimmte Protektoren sich erst beim Aufprall verhärten, während sie vorher weich sind und einen angenehmen Tragekomfort bieten.
Im Idealfall sind Schultern, Rücken, Hüfte, Ellenbogen, Gesäß, Knie, Schienbein und Fußknöchel durch Protektoren geschützt.
Besonders wichtig ist der Rückenprotektor. Bei vielen Jacken ist dieser minderwertig und sollte gegen einen guten ausgetauscht werden. Rückenverletzungen führen meist zu bleibenden Schäden, da sie meist schwerwiegender sind. Deshalb sollte beim Motorradfahren neben dem Kopf vor allem der Rücken optimal geschützt sein.
Bei der Anprobe sind eine professionelle Beratung und vor allem genügend Zeit entscheidend. Es sollte nicht das erstbeste Modell gekauft werden. Die verschiedenen Kombis sollten in Ruhe anprobiert werden. Am besten setzt sich der Fahrer in der Kleidung auch direkt auf sein Motorrad, um zu sehen, ob sie optimal sitzt.
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