© Red Bull/GEPA - Marc Coma

© Red Bull/GEPA - Marc Coma hat die siebte Etappe gewonnen und auf Cyril Despres aufgeholt

Die siebte Etappe der Rallye Dakar war vor dem Ruhetag noch einmal ein Kraftakt für die Teilnehmer. In der Schleife rund um Copiapo mussten insgesamt 419 Prüfungskilometer zurückgelegt werden. Die Aufgabe meisterte Marc Coma am besten. Der Spanier feierte seinen dritten Tagessieg in diesem Jahr und machte Boden auf seinen KTM-Stallgefährten Cyril Despres gut. Der Franzose büßte 2:03 Minuten ein, führt aber nach wie vor die Gesamtwertung an. Despres liegt zur Halbzeit der Dakar 7:48 Minuten vor Coma. Paulo Goncalves (Husqvarna) vom Speedbrain-Team wurde heute Dritter. Platz drei in der Gesamtwertung hält Helder Rodrigues (Yamaha).

Die Schleife rund um Copiapo hatte es vor dem Ruhetag in sich. Insgesamt mussten die verbliebenen 130 Motorräder eine Wertungsprüfung über 419 Kilometer zurücklegen, die längste Distanz seit Beginn der Rallye. Mensch und Maschine wurden bis an die Grenzen belastet. Die Region in der Atacama-Wüste zählt zu den trockensten der Erde. Aber nicht nur die Hitze stellte die Fahrer vor Herausforderungen, denn es gab kilometerweit nur Sand und nochmals Sand zu sehen. Hinter jeder Düne konnte eine Überraschung warten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sank im Vergleich zu den Vortagen und die Navigation war auch nicht einfach.

Erfahrung zahlte sich aus. Das zeigte sich gleich zu Beginn der Etappe. Nach der Verbindungsstrecke über 154 Kilometer musste Despres als Erster die Wertungsprüfung in Angriff nehmen. Coma startete als Zweiter und setzte beim ersten Wegpunkt auch gleich die Bestzeit. Das Feld lag noch eng beisammen. Francisco Lopez (Aprilia) folgte mit lediglich zwölf Sekunden Rückstand, Despres lag 14 Sekunden hinter seinem Konkurrenten.

Auf den nächsten Kilometern ging für Lopez alles schief. „Chaleco“ stürzte, konnte aber weiterfahren. Beim zweiten Wegpunkt hatte der Aprilia-Pilot allerdings schon über neun Minuten Rückstand. Coma war weiterhin der Schnellste, gefolgt von Joan Barreda Bort (Husqvarna) und Despres. In diesem Ton ging es auch weiter. Nach dem vierten Wegpunkt war der erste Teil der Wertungsprüfung vorbei. Coma hatte zu diesem Zeitpunkt einen Vorsprung von 18 Sekunden auf Bareda Bort. Despres lag mit 1:46 Minuten Rückstand hinter Goncalves auf Platz vier.

Um den zweiten Teil der Wertungsprüfung zu erreichen, musste zwischen Kilometer 143 und 201 eine normale Asphaltstraße zurückgelegt werden. Die Zeitnahme war in diesem Abschnitt neutralisiert. Das Bild an der Spitze änderte sich anschließend nicht. Coma gab weiterhin das Tempo vor und hatte Despres bei Kilometer 250 eingeholt. Da der Spanier zwei Minuten nach dem Franzosen auf die Strecke gegangen war, bedeutete das, dass Coma bereits zwei Minuten aufgeholt hatte.

Die beiden KTM-Stars fuhren fortan gemeinsam, doch auch Goncalves vom Speedbrain-Team mischte mit seiner Husqvarna vorne mit. Aus der Spitzengruppe hatte sich dagegen Barreda Bort verabschiedet. Bei Kilometer 289 war der Spanier Richtung Südosten abgebogen, statt nach Südwesten. Zeitverlust: knapp zehn Minuten. Beim Zeitmesspunkt nach 374 Kilometern lag Coma endgültig an der Spitze des Feldes. Despres folgte auf der Strecke mit 20 Sekunden Abstand. Gesamt lag der Franzose 2:20 Minuten zurück.

Auf den letzten Kilometern Richtung Ziel änderte sich daran nichts mehr. Coma erreichte das Ende der Prüfung nach einer Fahrzeit von 3:51:35 Stunden. Despres überquerte den Zeitstrich drei Sekunden danach. Das bedeutete für den Franzosen einen Zeitverlust von insgesamt 2:03 Minuten. In der Gesamtwertung führt Despres zur Halbzeit der Dakar weiterhin mit 7:48 Minuten Vorsprung.

Despres hat „gefaulenzt“

Coma hat heute zwar wieder etwas von seinem Rückstand aufgeholt, doch am Montag muss er die Etappe eröffnen, während sich Despres ziehen lassen kann. „Der Tag vor dem Ruhetag ist für gewöhnlich immer sehr schwer, und auch heute war dies der Fall mit sehr viel Hitze und recht weichem Sand“, schildert der Spanier. „Wir sind dennoch sehr schnell gefahren, und ich habe angreifen können.“

„Ich mache zwei Minuten auf Cyril gut, aber das ist natürlich nicht ausreichend! Aber, na ja, wir kennen die Strategie sehr gut, und wir wissen, dass wir einmal zwei Minuten für mich haben werden, einmal zwei Minuten für Cyril, und es ist schwer, daran etwas zu ändern, wenn es nur eine Route gibt. Aber was soll’s, wir sind Zweite in der Gesamtwertung am Ruhetag, und alles läuft prima, bislang ist dies somit eine gute Rallye für uns.“

Despres hat heute aus seiner Sicht wieder alles richtig gemacht, auch wenn er zugibt: „Ich habe heute ein wenig gefaulenzt, denn Marc hat die Strecke ab Kilometer 200 eröffnet, aber ich glaube, das gehört auch zum Rennen. Deswegen also sage ich ihm schon mal Danke.“

„Es geht dabei immer ein wenig um die Strategie, denn man weiß, dass man mit den zwei Minuten spielen kann. Na ja, meine Hände sind immer noch zur Faust verkrampft, doch es wirklich eine schöne Spezialetappe mit schönen Dünen. Und es fühlt sich gut an, zum Ruhetag an der Spitze zu liegen. Ich bin zufrieden.“

Eine starke Leistung zeigte heute Goncalves. Der Husqvarna-Pilot hielt mit den KTM-Stars mit und hatte unter dem Strich 2:49 Minuten Rückstand auf Coma. Das war der dritte Rang in der Tageswertung. In der Gesamtwertung liegt Goncalves hinter Rodrigues auf Platz vier. Letzterer hat hat allerdings schon 50 Minuten Rückstand. Die Motorradwertung ist endgültig zu einem Zweikampf des KTM-Duos geworden.

Probleme für Kreidl und Lopez

Der Österreicher Ferdinand Kreidl kam heute nicht ins Ziel. Der einzige Teilnehmer der Alpenrepublik musste aufgrund eines Motorschadens aufgeben. Einige Schwierigkeiten hatte auch Lokalmatador Francisco „Chaleco“ Lopez. „Ich bin im ersten Teil der Spezialwertung gestürzt, zwar nicht sehr schwer, aber es hat Schmerzen in meinem rechten Knie geweckt.“

„Und im zweiten Teil der Spezialetappe konnte ich dann praktisch nicht mehr steuern, weil ich in den Dünen so sehr gelitten habe“, berichtet der Aprilia-Pilot. Ich weiß es nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie ich weiterfahren soll. Glücklicherweise ist Ruhetag, und ich werde zu den Ärzten im Biwak gehen und auch meinen eigenen anrufen. Ich glaube aber, dass meine Dakar hier aufhört. Zum jetzigen Zeitpunkt leide ich wirklich zu sehr.“

Am Sonntag können die Teilnehmer in Copiapo ihre Kräfte sammeln. Es ist der einzige Ruhetag der Dakar, bevor es am Montag Richtung Antofagasta weitergeht.

Alle Filme der Dakar 2012 auf Gaskrank.TV (in deutsch)

Ergebnis der 7. Etappe (Top 10):
01. Marc Coma (KTM) 3:51:35 Stunden
02. Cyril Despres (KTM) +2:03 Minuten
03. Paulo Goncalves (Husqvarna) +2:49
04. Helder Rodrigues (Yamaha) +3:46
05. Gerard Farres Guell (KTM) +6:50
06. Pal Anders Ullevalseter (KTM) +8:07
07. David Casteu (Yamaha) +8:43
08. Ruben Faria (KTM) +8:48
09. Frans Verhoeven (Sherco) +9:24
10. Jordi Viladoms (KTM) +11:26

Gesamtwertung nach 7 von 14 Etappen (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) 18:12:38 Stunden
02. Marc Coma (KTM) +7:48 Minuten
03. Helder Rodrigues (Yamaha) +49:39
04. Paulo Goncalves (Husqvarna) +55:33
05. David Casteu (Yamaha) +1:05:38 Stunden
06. Jordi Viladoms (KTM) +1:07:40
07. Gerard Farres Guell (KTM) +1:08:00
08. Stefan Svitko (KTM) +1:17:19
09. Francisco Lopez (Aprilia) +1:17:20
10. Juan Pedrero Garcia (KTM) +1:23:48

Text von Gerald Dirnbeck

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