(Motorsport-Total.com) – Die Motorradwertung ist bei der Rallye Dakar noch nicht entschieden: Auf der vorletzten Etappe von Copiapo nach La Serena griff der Chilene Francisco „Chaleco“ Lopez (KTM) an und feierte seinen vierten Tagessieg in diesem Jahr.
Damit verdrängte der Lokalmatador Ruben Faria (KTM) von Platz zwei der Gesamtwertung und setzte Titelverteidiger Cyril Despres (KTM) unter Druck. Der Franzose büßte am Freitag fünf Minuten auf Lopez ein und verteidigte knapp seine Gesamtführung. Vor der letzten Etappe Richtung Santiago de Chile hat Despres ein minimales Polster von 8:15 Minuten auf Lopez.
Am Freitag warteten die letzten großen Herausforderungen auf die verbliebenen 127 Motorräder. Der Dakar-Tross brach aus dem Biwak in Copiapo auf und machte sich auf den Weg Richtung La Serena. Nach einer Verbindungsstrecke von 90 Kilometern wartete der Startschuss für eine 441 Kilometer lange Wertungsstrecke. Etwa ein Drittel dieser Strecke bestand aus Sand. Im weiteren Verlauf ging es in südlicher Richtung weiter und das Terrain wurde offener, allerdings verwandelte sich der Boden in Geröllmassen. Am Vormittag hing dichter Nebel über der Region, der die Sicht beeinträchtigte.
Die Wertungsstrecke war zudem zweigeteilt. Nach 246 Kilometern startete der neutralisierte Abschnitt über 61 Kilometer. Anschließend mussten noch 134 Kilometer bis ins Biwak absolviert werden. Frans Verhoeven (Yamaha) eröffnete nach seinem gestrigen Tagessieg die Strecke. Das Tempo gaben aber andere Fahrer vor. Bei Kilometer 69 führte Joan Barreda Bort (Husqvarna) wenige Sekunden vor dem KTM-Trio Despres, Faria und Kurt Caselli. Beim zweiten Checkpunkt nach 153 Kilometern lag weiterhin Barreda Bort im virtuellen Klassement vorne. Die Verfolger lagen aber dicht dahinter und es ging spannend zu.
Das Bild änderte sich bei Kilometer 190. KTM setzte sich an die Spitze, denn Despres, Caselli, Lopez und Juan Pedrero markierten die besten Zeiten. Barreda Bort hatte dagegen über sechs Minuten verloren. Von da an bestimmte KTM die Etappe. Als die Fahrer das Ende des ersten Abschnitts erreichten lag Caselli wenige Sekunden vor Despres und Lopez an der Spitze der Zeitliste. Im zweiten Teil der Wertungsstrecke setzte sich die KTM-Vorherrschaft fort. Despres versuchte Lopez, seinen gefährlichsten Verfolger im Gesamtklassement, in Schach zu halten.
Kurz vor dem Ziel hatte dagegen Caselli Pech. Bei Kilometer 396 blieb seine KTM stehen. Laut ersten Informationen waren Motorprobleme der Grund dafür. Rund 50 Kilometer vorher war die Sherco von Alain Duclos zusammengebrochen. Der Franzose stand mehr als eine Stunde am gleichen Fleck. Schließlich überquerte Lopez als Erster den Zielstrich und niemand war mehr schneller als der Chilene, der es in der Gesamtwertung noch einmal spannend machte.
Lopez greift Despres an
„Der erste Teil der Speziale war sehr schwierig“, kommentiert Lopez, der im Ziel von seinen Fans frenetisch gefeiert wurde. „Der zweite Teil war dann sehr schnell. Es war ein sehr guter Tag. Morgen wird es sehr technisch. Ich fahre nach Santiago in guter Stimmung. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in meiner Heimat die Chance auf den Sieg habe, dann ist das genug Motivation für den Zieleinlauf. All die Leute hier sind großartig. Sollte es nicht möglich sein auf die höchste Stufe des Podests zu klettern, dann bin ich auch mit meiner aktuellen Platzierung glücklich.“
Despres verlor heute 5:25 Minuten und Faria sogar deren 14:17. Damit änderten sich die Voraussetzungen für den letzten Tag: Despres konnte seine Führung ganz knapp verteidigen. Lopez verdrängte Faria vom zweiten Rang und hat nur noch 8:15 Minuten Rückstand auf Despres. Auf der morgigen letzten Etappe nach Santiago de Chile darf dem Franzosen nichts mehr passieren, sonst ist sein fünfter Dakar-Erfolg verloren. Faria rutschte auf Rang drei zurück und hat 14:41 Minuten Rückstand auf Despres.
Despres schont den Motor
„Es geht nicht nur um die Strategie, sondern es geht auch um den Rallye-Raid-Sport“, meint Despres im Ziel. „Wir sind gerade 440 Kilometer gefahren. Im ersten Abschnitt, wo man etwas navigieren musste, fühlte ich mich gut. Später sah ich, dass ich Zeit auf ‚Chaleco‘ aufholte und er über die 140 Kilometer nicht am Horizont verschwand. Deswegen achtete ich auf meinen Motor. Da ich in der Früh etwas Staub fressen musste, ging ich es ruhig an. Für Ruben gaben wir unser Bestes.“
„Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Navigation in der Früh nicht einfach war. Es gab zwei, drei knifflige Stellen, wo es nicht einfach war den richtigen Weg zu finden“, spricht Despres seinen Edelhelfer an. Da ihm Lopez auf den Fersen ist, will Despres den Sieg noch nicht in trockenen Tüchern wissen.“ Wir müssen heute noch 220 Kilometer bis zum Biwak fahren. Morgen sind es noch 690 Kilometer. Es wird kein Spaziergang.“ Sollte Despres den Motor wechseln müssen, dann würde er 45 Strafminuten aufgebrummt bekommen. Im Falle eines morgigen Defekts wäre der Sieg ohnehin hinfällig.
Neben Lopez konnten sich am Freitag noch andere Fahrer in Szene setzen. Paulo Goncalves (Husqvarna) glänzte mit Tagesrang drei und sein Speedbrain-Teamkollege Barreda Bort klassierte sich schließlich hinter Pedrero als Fünfter. Bester Honda-Vertreter war Helder Rodrigues auf Platz sechs. In der Gesamtwertung liegt der Portugiese auf Position sieben. Einziger Yamaha-Fahrer in den Top 10 war Olivier Pain. Heute klassierte sich der Franzose auf Rang acht, während er in der Gesamtwertung Sechster ist.
Am Samstag steht die letzte Etappe auf dem Programm. Auf dem Weg nach Santiago de Chile muss eine Wertungsprüfung über insgesamt 346 Kilometer absolviert werden. Eine weite Strecke dieser Prüfung ist allerdings neutralisiert.
Ergebnis der 13. Etappe (Top 10):
01. Francisco Lopez (KTM) – 3:44:54 Stunden
02. Cyril Despres (KTM) +5:25 Minuten
03. Paulo Goncalves (Husqvarna) +5:29
04. Juan Pedrero (KTM) +7:42
05. Joan Barreda Bort (Husqvarna) +8:24
06. Helder Rodrigues (Honda) +9:37
07. Ivan Jakes (KTM) +9:54
08. Olivier Pain (Yamaha) +10:10
09. Jakub Przygonski (KTM) +11:02
10. Gerard Farres Guell (Honda) +11:19
Gesamtwertung nach 13 von 14 Etappen (Top 10):
01. Cyril Despres (KTM) – 41:37:18 Stunden
02. Francisco Lopez (KTM) +8:15 Minuten
03. Ruben Faria (KTM) +14:41
04. Ivan Jakes (KTM) +24:54
05. Juan Pedrero (KTM) +43:31
06. Olivier Pain (Yamaha) +1:08:14 Stunden
07. Helder Rodrigues (Honda) +1:14:56
08. Javier Pizzolito (Honda) +1:26:23
09. Frans Verhoeven (Yamaha) +1:27:54
10. Paulo Goncalves (Husqvarna) +1:29:46
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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