(Motorsport-Total.com) – Die achte Etappe der Rallye Dakar stellte in der Motorrad-Kategorie die Gesamtwertung auf den Kopf. Auf der verkürzten Strecke von Salta nach San Miguel du Tucuman hatten viele Spitzenfahrer mit der Navigation zu kämpfen.
Das sorgte für eine Veränderung in der Gesamtwertung. David Casteu übernahm die Spitze von seinem Yamaha-Teamkollegen Olivier Pain, der am Samstag einige Minuten einbüßte. Cyril Despres (KTM) verfuhr sich zwar auch, doch der Franzose übernahm Platz zwei im Gesamtklassement. Sein Rückstand auf Casteu beträgt 9:26 Minuten. Pain ist hinter das KTM-Duo Ruben Faria und Francisco Lopez auf Rang fünf abgerutscht. Den Tagessieg feierte Joan Barreda Bort (Husqvarna).
Starke Regenfälle sorgten für eine Veränderung der achten Etappe. Ursprünglich hätte die Wertungsprüfung in zwei Teilen stattfinden sollen. Aus Sicherheitsgründen entscheiden sich die Veranstalter allerdings dazu, den ersten Teil zu streichen. Die Verbindungsstrecke von Salta aus betrug deshalb über 300 Kilometer, bis schließlich der gezeitete Abschnitt über lediglich rund 188 Kilometer begann. Dieser Abschnitt in Argentinien war Neuland für die Teilnehmer, denn in den vergangenen Jahren wurde nicht in dieser Gegend gefahren.
Die Strecke war gekennzeichnet von sandigem Untergrund. Aufgrund der Niederschläge war es knifflig. Dakar-Rookie Kurt Caselli (KTM) eröffnete die heutige Wertungsstrecke und beging auch gleich einen Anfängerfehler. Bei Kilometer 30 verpasste der US-Amerikaner eine Abzweigung und verfuhr sich in der Pampa. Später kehrte er auf den rechten Weg zurück, doch wertvolle Zeit war verloren gegangen. Er war aber nicht der Einzige, dem dies passierte.
Auf der kurzen „Sprintstrecke“ entwickelte sich zunächst ein enger Schlagabtausch zwischen mehreren Fahrern. Im Sekundenabstand lagen zahlreiche KTM-Fahrer an der Spitze. Yamaha mischte mit Frans Verhoeven und Pain vorne mit, und Husqvarna war durch Barreda Bort und Alessandro Botturi vertreten. Ben Grabham (KTM) setzte sich mit starken Zwischenzeiten in Szene. Nach rund 118 Kilometern änderte sich das Bild. Alle Spitzenreiter kamen vom richtigen Weg ab und fuhren in Richtung der Berge. Eigentlich hätten sie einem Fluss folgen sollen.
Helder Rodrigues (Honda) und Paulo Goncalves (Husqvarna) waren auf dem richtigen Weg, denn sie bogen nicht falsch ab. Kurz nach der Abzweigung verfuhr sich aber auch Rodrigues. Währenddessen versuchten die Spitzenreiter wieder auf den rechten Weg zurückzukommen. Navigationsprobleme waren an der Tagesordnung, denn Barreda Bort führte bei Halbzeit, doch er hatte den zweiten Wegpunkt des Tages nicht passiert. Als schließlich die ersten Fahrer ins Ziel einliefen, zeigte sich, dass große Zeitabstände zwischen den einzelnen Teilnehmern herrschten. Das Gesamtklassement wurden damit auf den Klopf gestellt.
Barreda Bort zurück im Spitzenfeld
Barreda Bort wurde der Tagessieg nach einer Fahrtzeit von 2:07:26 Stunden zugesprochen. Platz zwei belegte der US-Amerikaner Johnny Campbell (Honda), dem 7:04 Minuten auf den Spanier fehlten. Rang drei des Tagesklassements ging an Ivan Jakes (KTM/+7:57 Minuten). „Es war ein guter Tag“, freut sich Barreda Bort nach den Rückschlägen der ersten Woche. „Meine Hand fühlt sich immer besser und besser an und ich kann wieder normal fahren.“ Er hatte sie sich bei einem Sturz angeschlagen.
„Ich habe heute die Führenden rasch eingeholt, die nach einem Navigationsfehler zurück auf den richtigen Weg kamen. Von da an bin ich voll gefahren. Auf den letzten Kilometern unterlief mir allerdings ein Navigationsfehler. Deshalb überholte mich David Casteu. Trotzdem bin ich zufrieden, weil ich recht gut navigiert habe. Ich freue mich über den weiteren Tagessieg“, meint der Spanier.
Da sich die Favoriten alle kollektiv verfahren hatten, landeten sie in der Tageswertung weit hinten. Casteu belegte Platz sechs (+14:13) und Despres Rang elf (+16:09). Pain verlor ganze 37 Minuten auf Barreda Bort. Damit war der Franzose auch seine Gesamtführung los. Neuer Spitzenreiter ist nach acht Etappen Casteu. „Das war ein großer navigatorischer Erfolg“, sagt Casteu im Ziel erleichtert. „Ich schwebe auf Wolke sieben, denn es war sehr schwierig an der Spitze zu fahren.“
Despres macht Boden gut
„Ich blieb ruhig, während andere Fahrer Probleme hatten. Ich blieb konzentriert und kam als Erster ins Ziel. Jetzt führe ich am Ruhetag die Dakar an. Es ist unglaublich!“ Hinter Casteu ist Despres Zweiter. Sein Rückstand beträgt 9:26 Minuten. Der Franzose erklärte im Ziel, dass er versuchen wird mit dem Motor von Dobrowski ins Ziel zu fahren. Es sind keine weiteren Motorwechsel bei ihm geplant.
Auf den Plätzen zwei und drei folgen die beiden KTM-Asse Faria (+11:16) und Lopez (+12:00). Pain ist auf Position fünf abgerutscht und liegt nun 16:10 Minuten hinter Casteu zurück. Trotzdem war es für Yamaha ein schwarzer Tag, denn Jean-Claude Olivier, der das Dakar-Team gegründet hat, ist am Samstag in Frankreich bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
Als die Spitzenfahrer schon im Ziel waren und sich die langsameren Teilnehmer durch die Wertungsprüfung plagten, setzte starker Regen ein. Die Rennleitung entschied sich dazu, die Prüfung auf den letzten 30 Kilometern zu neutralisieren. Das Ergebnis ist daher noch provisorisch. Beispielsweise fehlen bei Despres in der offiziellen Gesamtwertung noch die 15 Strafminuten für den Motorwechsel. Diese werfen den Franzosen auf Platz sechs zurück.
Der Sonntag ist der einzige Ruhetag der diesjährigen Dakar. Im Biwak in San Miguel du Tucuman können sich die verbliebenen Teilnehmer von den Strapazen der ersten Woche erholen.
Ergebnis der 8. Etappe (Top 10):
01. Joan Barreda Bort (Husqvarna) – 2:07:26 Stunden
02. Johnny Campbell (Honda) +7:04 Minuten
03. Ivan Jakes (KTM) +7:57
04. Pedro Bianchi Prata (Husqvarna) +11:10
05. Vincent Guindani (Yamaha) +13:07
06. David Casteu (Yamaha) +14:13
07. Felipe Prohens (Honda) +14:35
08. Robert van Pelt (Honda) +15:08
09. Lyndon Poskitt (KTM) +15:48
10. Helder Rodrigues (Honda) +15:57
Gesamtwertung nach 8 von 14 Etappen (Top 10)
01. David Casteu (Yamaha) – 19:56:33 Stunden
02. Cyril Despres (KTM) +9:26 Minuten
03. Ruben Faria (KTM) +11:16
04. Francisco Lopez (KTM) +12:00
05. Olivier Pain (Yamaha) +16:10
06. Ivan Jakes (KTM) +26:22
07. Jeremias Israel Esquerre (Honda) +27:07
08. Jakub Przygonski (KTM) +31:32
09. Stefan Svitko (KTM) +33:50
10. Javier Pizzolito (Honda) +34:55
Text von Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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