Ohne Video geht ja inzwischen gar nichts mehr. Egal, ob als witziger Gruß per gif-Schnipsel via Facebook und Whatsapp, oder als mehr oder weniger professionelle Eigenproduktion auf Youtube beziehungsweise Vimeo – Dank Handy-Kamera und Action-Cam erobern Bewegtbilder alle medialen Kanäle. Und jeder kann mitspielen. Während das Handy-Video von Opas Tanzeinlage bei Muttis Geburtstag noch recht schnell und ohne größeren Aufwand gezaubert ist, verhält sich das in actionreicheren Situationen schon ganz anders. Vor allem (spektakuläre) Motorrad-Onboard-Aufnahmen stellen den Videokünstler vor größere Probleme, da die Wahl der Befestigungspunkte und damit auch der Perspektive gerade bei Motorrädern mit Verkleidung oft sehr eingeschränkt ist. Neben den häufig auftretenden Vibrationen sind es hier vor allem die geneigten Flächen, die Mensch und Material herausfordern. Sowohl bei Vlogs mit Moderation und Kamera am Helm als auch bei „einfachen“ Fahraufnahmen haben wir aufgrund der einfachen und vor allem vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten in der Vergangenheit häufig auf die Cams aus dem Hause Drift Innovation gesetzt. Seit Mitte des Jahres gibt es mit der Drift Ghost 4K nun den Nachfolger des bisherigen Topmodells Ghost-S und nachdem die Kamera nun einige Zeit im Testbetrieb lief, wollen wir die neue hier kurz vorstellen.
Als die Ghost-S im Jahr 2013 vorgestellt wurde, konnte sie gleich mit 4 Features überzeugen und vor allem beim Einsatz rund ums Motorrad ordentlich punkten. Die Ghost-S verfügte über ein großes Display, war ohne Gehäuse wasserdicht und ließ so nicht nur zu jeder Zeit die problemlose Bedienung und Nutzung aller Menüpunkte zu, auch der Einsatz eines externen Mikros war spielend möglich. Die Killer-Features waren damals aber die drehbare Linse, die es in jeder Montageposition ermöglichte, das Bild horizontal auszurichten, und die ebenfalls drehbare Clip-Halterung, mit der die montierte Cam nicht nur sehr flach baute, sondern mit deren Hilfe die Kamera auch vertikal ausgerichtet werden konnte. Nach 4 Jahren am Markt war die Ghost-S aber inzwischen etwas angestaubt und konnte bei Baugröße und Auflösung (max. Full HD) leider nicht mehr mit dem Wettbewerb mithalten. Die Nachfolgerin Ghost 4K soll die Kohlen nun aus dem Feuer holen und kommt mit den mechanischen Stärken der Vorgängerin und – wie der Name schon sagt – mit einer maximalen Auflösung von 4K.
Die Kleine hat es in sich
Beim Erstkontakt überrascht die neue Drift aber (noch) nicht mit scharfen Bildern – es ist die Größe, die erstaunt. Wirkt die Kamera auf der Packung ähnlich groß wie Ghost-S, fällt sie mit den Abmessungen 82x31x43 Millimeter (LxBxH) erheblich zierlicher aus und ist nur minimal größer als die Stealth 2, das Einstiegsmodell in die Welt von Drift. Erstaunlicherweise liegt sie aber recht massig in der Hand und ist mit 120 Gramm wesentlich schwerer als die Stealth (knapp unter 100 Gramm). Das liegt unter anderem sicher an der modularen Bauweise der neuen Ghost 4K. Standardmäßig kommt sie nämlich nicht wie die Ghost-S mit integriertem Display, sondern mit einem Akkumodul. Dieses ist auswechselbar und bietet 500 mAh zusätzlichen Saft zur Unterstützung der internen Batterie (1500mAh). Zum Vergleich: der Akku der GoPro Hero 5 Black leistet gerade mal 1220 mAh. Wahlweise kann der Zusatz-Akku aber auch gegen ein optional erhältliches Display getauscht werden.
Ein großes LCD-Display vermisst man aber tatsächlich nur selten. Zwar könnte die Mini-Anzeige auf der Rückseite der Ghost 4K besser ablesbar sein, da es mit „Drift Life“ aber eine gut funktionierende Smartphone-App (inkl. Live-Bild) gibt, lässt sich die Kamera dennoch problemlos bedienen. Ebenfalls sehr praktisch: im Paket ist auch eine Fernbedienung enthalten, die sich bequem wie eine Armbanduhr tragen lässt. Ansonsten sieht es beim Thema Ausstattung aber eher mau aus. Die Ghost 4K wartet lediglich mit 2 Klebehalterungen (1x flach, 1x gebogen) sowie einem Adapter für 3,5-Millimeter-Klinke auf Mini-USB und einem USB auf Mini-USB Ladekabel auf. Das war´s. Eine Lenker/Klemmhalterung sucht man in der schicken Packung leider vergebens. Dieses Accessoire gibt es nur recht teuer als Zubehör (knapp 25 €). Aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ist die Investition aber durchaus zu empfehlen. Gleiches gilt für Vloger bezüglich des externen Mikros. Will man seine Fahreindrücke nicht bereits unterwegs verbal kommentieren, kommt man – dank der zwei integrierten Mikrofone und sehr guter Tonqualität – auch gut ohne zusätzliche Sound-Hardware aus.
4K – Tut das Not?!
Dass das Drift-Prinzip funktioniert, konnten die Vorgänger-Modelle bereits vielfach unter Beweis stellen und die Stealth 2 hat selbst den extremen Härtetest im Renneinsatz auf der Isle of Man mit Bravour überstanden. Um auch die neue Ghost 4K unter möglichst anspruchsvollen Bedingungen zu testen, kam sie unter anderem bei einem Straßen-Rennen im 1-zu-1-Vergleich mit der Ghost-S zum Einsatz.
Und die 4K überzeugt auf ganzer Linie. Wie schon die Vorgängerinnen vereinfacht sie mit der drehbaren Linse (oder besser: Objektiv und Sensor) im Vergleich zu anderen Action-Cams die Suche nach einer guten Befestigungsposition ungemein und lässt sich durch das Clip-System auch blitzschnell anbringen und abnehmen. Hier ist natürlich auch die geringe Größe der Ghost 4K ein enormer Mehrwert. Darüber hinaus machen die seit diesem Jahr größeren Knöpfe an der Oberseite die Bedienung der Kamera erheblich komfortabler und überzeugen nicht nur mit einem klareren Druckpunkt sondern auch mit kürzerer Reaktionszeit. Gerade für Motorradfahrer, die die Action-Cams ja in der Regel mit Handschuhen bedienen, ein Segen. Wirklich glänzen kann die neue Ghost aber natürlich mit der Auflösung. Die Kamera zeichnet Videos bei 30 Bildern pro Sekunde mit bis 4K UHD (3840 × 2160 px) auf und vor allem im direkten Vergleich mit der Vorgängerin (1920×1080, ebenfalls 30 FPS) fällt auf, wie groß der Unterschied zwischen Full HD und 4K Auflösung doch tatsächlich ist. Wer seine Ausfahrt oder das Renntraining einmal in 4K aufgezeichnet hat, will sicher nichts mehr anderes.
Und auch im Vlog-Modus und am Helm machte die Kamera während der letzten Wochen einen guten Job. Hier muss die Neue aber zumindest in der B-Wertung leicht Federn lassen. Hatte die Vorgängerin Ghost-S noch einen eigenen Eingang für den Klinke-Stecker eines Mikros, muss man sich bei der 4K des mitgelieferten Mini-USB Adapters bedienen, möchte man diese mit einem externen Mikrofon kombinieren. Weshalb hier noch Mini- und kein Mikro-USB zum Einsatz kommt, ist nicht ganz nachvollziehbar. Ein weiterer Wermutstropfen ist die Position des Steckereingangs, der von der Rück- auf die Unterseite der Kamera gewandert ist. Zwar kam es während des Tests nicht zu Problemen, die Kombination aus hängendem Kabel und kurzem Mini-USB-Stecker wirkt schon grundsätzlich aus physikalischen Gründen nicht hundertprozentig vertrauenserweckend.
DIE Action-Cam fürs Motorrad
Auflösung, Akkuleistung, Anbaumöglichkeit – die neue Drift 4K kombiniert die tollen Features der Ghost-S mit der geringen Baugröße der Stealth 2 und legt mit besserer Bedienbarkeit, tollem Sound und superscharfer 4K-Auflösung noch einmal ordentlich nach. Egal, ob am Helm, am Lenker oder am Rahmen – die Drift-Kamera ist mit dem robusten Befestigungssystem und dem drehbaren Objektiv die vermutlich praktischste Kamera, wenn es um den Einsatz rund ums Motorrad geht. Preislich liegt sie mit 339 Euro (UVP) circa 50 Euro unter einer GoPro Hero5 Black und ist damit bei vergleichbarer Ausstattung die günstigere Option für den Einstieg ins Premium-Segment. Online findet man die Kamera gelegentlich sogar für unter 300 Euro. Wer also noch etwas Zeit hat oder bereits auf der Suche nach einem motorradfahrertauglichen Weihnachtsgeschenk ist, kann hier mit etwas Geduld ein echtes Schnäppchen machen. Wir können die Cam auf jeden Fall empfehlen.
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