Pedro Acosta ist angesichts der finanziellen Situation von KTM besorgt

(Motorsport-Total.com) – Die finanzielle Schieflage von KTM, mit einer Verschuldung von fast drei Milliarden Euro und hunderten von Arbeitsplätzen, die gefährdet sind, hat Pedro Acosta und sein Umfeld komplett überrascht.

Ende Mai, noch vor Halbzeit seiner beeindruckenden Saison 2024 als MotoGP-Rookie bei Tech3-GasGas, hat der junge Spanier für die kommenden zwei Jahre im KTM-Werksteam unterschrieben.

Ein halbes Jahr später kam die Nachricht, dass KTM einen Insolvenzantrag eingereicht hat. Acostas Manager Albert Valera gibt im im MotoGP-Podcast Por Orejas von Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network zu, dass „niemand uns vor dieser Möglichkeit gewarnt hat, als wir den Vertrag im Mai unterschrieben haben. Man hat uns verkauft, dass KTM ein Riese mit einem riesigen Finanzpolster sei“.

In Bezug auf die Konkursnachricht sagt Valera: „Für uns war das eine absolute Überraschung. Es war nicht einfach, diese Nachricht zu verdauen. Glücklicherweise wird das MotoGP-Projekt fortgesetzt, wie man uns gesagt hat. Es besteht also keine Gefahr, dass wir für nächstes Jahr kein Motorrad haben.“

„Was wir uns fragen“, setzt Acostas Manager fort, „das ist, unter welchen Bedingungen wir antreten können. Im Mai haben wir einen Vertrag mit einem erfolgreichen Projekt unterzeichnet, mit einer Firma, die zig Millionen Gewinn erwirtschaftet hat, und mit der klaren Botschaft, dass sie in einer starken Position sind, um gegen die aktuelle MotoGP-Messlatte, nämlich Ducati, zu kämpfen.“

„Aber heute ist das nicht mehr der Fall. Plötzlich, innerhalb von sechs Monaten, hat sich alles verändert und wir fragen uns, was passiert ist. Das ist etwas, das uns beunruhigt. Das Offensichtliche zu leugnen wäre absurd. Ich denke, wir müssen es anerkennen und ehrlich sein. Und natürlich sind sowohl Pedro als auch ich, seine Familie und sein Umfeld angesichts der aktuellen Situation besorgt“, gibt Valera zu.

In gewisser Weise könnte sich Acosta von KTM „betrogen“ fühlen, da ihm im Mai gesagt wurde, dass die finanzielle Situation hervorragend sei, was sich nun aber als unwahr herausgestellt hat. „Die Beziehung ist gut, wie immer“, sagt Valera über KTM.

„Wir sprechen mit der Rennabteilung. Pit Beirer ist der Leiter des Projekts. Ich verstehe, dass Pit wahrscheinlich nicht wusste, in welcher Situation wir uns befanden, als wir im Mai den Vertrag mit ihm ausgehandelt haben. Ich glaube, dass die gesamte Rennabteilung ein Opfer von Missmanagement ist“, so der Acosta-Manager.

Am jetzigen Punkt sei es schwierig, den Aussagen des Herstellers zu vertrauen. „Es ist nicht einfach, aber wir müssen dem zu vertrauen, was sie uns sagen. Ich sage, dass das schwierig ist, denn offensichtlich hat uns die Firma KTM damals gesagt, dass sie ein Riese seien und in der Lage, es mit Ducati aufzunehmen. Dem ist aber nicht so. Wir stehen jetzt vor der schwierigen Aufgabe, zu glauben, zu vertrauen und den Ereignissen nicht vorzugreifen“, so Valera.

Über eine Kündigung des für 2025 geschlossenen Vertrags nachzudenken, das sei von Seiten Acosta/Valera „sehr schwierig“, wie er Manager erklärt: „Ich glaube nicht, dass wir den Ereignissen zuvorkommen sollten. Man kann den Vertrag brechen, wenn die andere Partei einen Vertragsbruch begeht. Im Moment hat KTM noch keinen Vertragsbruch begangen.“

„Ich würde sagen, dass für 2025 im Moment alles beim Alten bleibt. Es sei denn, die Situation verschlechtert sich und wir werden von KTM informiert. Aber die Botschaft ist, dass sie weiterhin in der Weltmeisterschaft engagiert sind“, so Valera.

In der Gerüchteküche war bereits von Bemühungen seitens Dorna und Carmelo Ezpeleta die Rede, um Acosta zu „retten“. Auch von einem angeblichen Angebot von Ducati war gerüchteweise die Rede. Valera klärt auf: „Bislang haben wir noch nicht mit der Dorna selber gesprochen. Es stimmt, dass ich mit Carlos Ezpeleta gesprochen habe und er mir gesagt hat, dass ich sie ohne Probleme anrufen könne, wenn ich sie brauche, sowohl Carmelo als auch ihn.“

„Aber“, so der Acosta-Manager weiter, „ich wollte sie noch nicht damit belästigen. Denn, ich wiederhole, wir müssen darauf vertrauen, was Beirer uns sagt. Im Moment glaube ich nicht, dass ich mit Carmelo sprechen muss, um mehr Details zu erfahren. Denn ich glaube nicht, dass sie mehr wissen als das, was Beirer mir bereits erzählt hat“.

Und was das angebliche Interesse von Ducati angeht, so versichert Valera, dass es keine festen Angebote gibt: „Ich kann sagen, dass ich ständig mit vielen Herstellern spreche, denn wir haben eine gute Beziehung und kommunizieren täglich miteinander. Sie haben sich alle bei mir gemeldet und mich gefragt, wie es Pedro geht. Und sie haben mir gewünscht, dass er von dieser Situation verschont bleibt. Sie geben uns ihre Unterstützung und wünschen uns das Beste.“

„Und ich weiß, dass alle Hersteller in dem Moment, in dem wir uns nach einer Alternative umsehen müssen, bereit sein werden, uns zu helfen. Pedro ist ein Diamant. Er ist 20 Jahre alt und hat schon viel gezeigt. Jeder Hersteller würde seine Dienste gerne in Anspruch nehmen“, sagt Acostas Manager.

Albert Valera ist aktuell nicht nur der Manager von Pedro Acosta, sondern auch der Manager von Jorge Martin und von Aleix Espargaro. In der Vergangenheit war er der Manager von Jorge Lorenzo.

Text von German Garcia Casanova, Übersetzung: Mario Fritzsche

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