(Motorsport-Total.com) – Um beim aerodynamischen Wettrüsten in der MotoGP mithalten zu können, ist KTM im Sommer 2022 eine Partnerschaft mit Red Bull Advanced Technologies in Großbritannien eingegangen.
Dort werden in Milton Keynes die erfolgreichen Formel-1-Boliden von Red-Bull-Racing entwickelt.
„Sie haben uns die Türe geöffnet, damit wir gemeinsam an der Aerodynamik arbeiten“, sagt KTM-Motorsportchef Pit Beirer. „Das ist für die Zukunft eine wichtige Unterstützung. In diesem Bereich haben wir unser Wissen nicht gut genug aufgebaut, was jetzt in der MotoGP notwendig ist.“
„Alles beeinflusst das Motorrad. Es ist immer noch einfach, Abtrieb und Topspeed zu finden. Aber alles zu kombinieren, ist ein sehr komplexes Thema. Man muss das gesamte Paket betrachten. Der Fahrer bewegt sich viel mehr als in der Formel 1.“
„Man braucht die Fahrer und das Motorrad im Windkanal. Wir haben einen Plan, wie oft wir im Windkanal sind. Das ist deutlich öfter als in der Vergangenheit, weil wir jetzt mehr Möglichkeiten haben. Wir haben einen starken Partner.“
KTM hat sich in den vergangenen Jahren vehement gegen Entwicklungen wie Aerodynamik und Ride-Height-Systeme ausgesprochen. Aber in der Herstellervereinigung MSMA scheiterte ein komplettes Verbot am Veto von Ducati.
Neben den anderen Marken musste auch KTM die Entwicklungen in diesen Bereichen forcieren. Die Aerodynamik ist extrem wichtig geworden, weil sie sich über die komplette Runde auswirkt. Mittlerweile hilft die Aerodynamik auch beim Kurvenverhalten.
„Wir haben einen tollen Partner gefunden. Wir haben das Budget und gehen so oft wie möglich in den Windkanal. Das ist nun Teil unseres Projekts“, bestätigt Beirer. „Es macht nun Spaß. Wir haben aber auch so einen Partner gebraucht, damit es Spaß macht.“
Wie hoch sind die Kosten für die Aerodynamik?
Im Reglement sind die Aerobody-Bereiche, in denen gearbeitet werden darf, klar festgelegt. Auch ist im Laufe einer Saison nur ein Update dieser Verkleidungsteile erlaubt. Aber wie stark erhöhen diese Entwicklungen die Kosten?
„Wenn man sich das Gesamtbudget ansieht, dann ist es nicht enorm“, meint der KTM-Motorsportchef. „Ein MotoGP-Budget ist bereits eine große Zahl. Die Aerodynamik ist nun ein Teil des Puzzles. Aber der Rest ist immer noch sehr wichtig.“
„Wir können uns nicht zurücklehnen und dürfen nicht sagen, dass Red-Bull-Racing für uns das Motorrad in Ordnung bringt. Das wäre nicht realistisch. Alles muss wachsen. Die Aerodynamik ist ein zusätzliches Paket. Man kann nicht sagen, wie viel Prozent jeder Bereich ausmacht.“
„Wenn man in der MotoGP in einem Bereich versagt, dann sind das für mich 100 Prozent. Wenn ein Teil nicht gut genug ist und es um die letzten zwei Zehntelsekunden geht, dann fällt man nicht vom Podium auf Platz sieben zurück, sondern ist außerhalb der WM-Punkteränge.“
„Es gibt andere Serien, in denen man ein gutes Motorrad und einen sehr guten Fahrer hat. Dann weiß man, dass man in den Top 5 ist. Das ist in der MotoGP aber für niemanden garantiert. Wenn man einen Fehler macht, dann fährt man um den letzten WM-Punkt.“
Die Kooperation zwischen KTM und Red Bull Advanced Technologies umfasst nur den Bereich Aerodynamik. „Der Rest des Motorrads wird bei uns gebaut“, betont Beirer. An den Standorten Munderfing und Mattighofen in Oberösterreich arbeiten rund 150 Personen am MotoGP-Projekt.
Dort werden Chassis, Motor und die WP-Dämpfer entwickelt sowie die Motorräder aufgebaut. Als „externen“ Partner will Beirer Red Bull aber nicht gelten lassen: „Wir sind lange Freunde und haben verschiedene Projekte gemeinsam. Der Bereich Aerodynamik wird ein langfristiger Arbeitsplan gemeinsam mit Red Bull sein.“
Text von Gerald Dirnbeck
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