Der Schlagabtausch zwischen Kevin Schwantz und Dani Pedrosa/Alberto Puig geht in eine neue Runde: Mit einem offenen Brief, den Puig Ex-Gegner Schwantz schrieb, äußerte sich der Spanier und nahm Stellung zu den von Schwantz angesprochenen Defiziten des Vizeweltmeisters von 2012.
Vorausgegangen war ein Interview von Schwantz, der Pedrosas Leistungen im Honda-Werksteam kritisierte. Pedrosa reagierte gelassen und bemerkte lediglich, dass er enttäuscht sei.
Doch Puig will die Schwantz‘ Aussagen nicht unkommentiert lassen. In dem Brief vergleicht er die Statistiken: „Pedrosa hat insgesamt 45 Grand Prix gewonnen, während der Texaner nur 25 Siege eingefahren hat. Von diesen 45 Siegen hat Dani 22 in der Königsklasse geholt. Zudem hat Pedrosa 113 Podestplätze geholt – 72 in der MotoGP, während Schwantz nut 51 hat. Außerdem stehen 55 schnellste Rennrunden in der Statistik (davon 35 in der MotoGP), Schwantz hat 26.“
Puig wirft Schwantz Respektlosigkeit vor
„Zu sagen, dass Dani nichts gewonnen hätte, ist typisch für jemanden, der nicht weiß, was er sagt. Zudem ist es ziemlich respektlos“, betont Puig, der Pedrosa schon lange begleitet. Er verweist auch auf das Pech, das Pedrosa oft hatte. In der Saison 2011 zählte der ruhige Spanier zu den Titelkandidaten, verletzte sich durch einen Zusammenstoß mit Marco Simoncelli in Le Mans aber schwer – nur eine von vielen Verletzungen.
„Sie erwähnten außerdem, Dani hätte seine Karriere ohne jemanden, der ständig an seiner Seite ist (ihm insbesondere im Weg steht), bestreiten sollen. Darf ich Sie erinnern – in den 1980ern und 1990ern als ein gewisser Herr Schwantz fuhr – die meisten Fahrer üblicherweise mit einem Freund oder Kumpel durch Europa reisten. Er hätte nie einen Schritt ohne seine Eltern (ich rede von beiden) getätigt. Die Wahrheit ist, dass es damals unüblich war, so zu reisen und es den Anschein erweckt hätte, als sei er ein Junge, der ohne seine Eltern nicht leben kann“, bemerkt Puig.
„Hätte er mehr Titel gewonnen, wenn er seine Eltern tagelang an seiner Seite gehabt hätte, die ihn beschützt hätten?“, fragt Puig, der selbst von 1987 bis 1997 in der Motorrad-Weltmeisterschaft unterwegs war. „Seitdem ich mich aktiv zurückzog, habe ich sehr hart daran gearbeitet, Fahrer zu promoten, in der Regel mit Dani Pedrosa, doch ich habe in bestimmten Karriere-Etappen auch Fahrern wie Casey Stoner, Toni Elias, Alvaro Bautista, Marc Marquez und Julian Simon geholfen.“
„Und alle von ihnen, alle von ihnen wurden Weltmeister“, unterstreicht Puig. „Sie, Herr Schwantz, betreiben eine Riding-School in Texas, die seit Jahren aufstrebenden Fahrern Hilfe anbietet. Bis heute hat es keiner geschafft, sich für ein Rennen in Europa zu qualifizieren. Nicht einer. Diesbezüglich hatten Sie überhaupt keinen Erfolg.“
Schwantz muss viel Kritik einstecken
„Herr Schwantz, Dani hat noch keinen Titel geholt, doch ich möchte Ihnen etwas sagen, das Sie nicht gerne hören werden. Sie haben diesen Titel, doch Sie haben ihn nur, weil Wayne Rainey in Misano stürzte und nicht mehr weiterfahren konnte. Wenn es anders gekommen wäre, hätten Sie diesen Titel nicht gewonnen“, schreibt Puig entschlossen. „Sie waren ein großartiger Fahrer, sehr spektakulär, doch laut den Ergebnissen standen Sie immer im Schatten von Eddie Lawson und dann permanent von Rainey.“
Den Abschluss des Briefs nimmt eine Erinnerung an das 500er-Rennen in Hockenheim 1994 ein. Damals gewann Mick Doohan überlegen und Schwantz und Puig duellierten sich um Platz zwei. Schwantz gewann das Duell. „Meine Honda war schneller als Ihre Suzuki und ich dachte mir, dass ich den Windschatten nutze, um dann im Wald vorbei zu gehen. Das war vor dem Motodrom. Doch auf der Bremse wurde ich eines besseren belehrt.“
„Es waren nur noch wenige Runden zu fahren. Ich fluchte mir unter meinem Helm und sagte mir: ‚Was für ein Kerl, er kann so spät bremsen!‘ Nach dem Rennen fühlte ich auf dem Podium echten Respekt und Bewunderung für Sie – für einen Mann, der mir zeigte, wie man mit einem Wettbewerbs-Motorrad am Limit bremst“, erinnert sich Puig. „Nach dem Lesen Ihres Artikels, der mit einem großartigen Champion wie Dani Pedrosa und vielen anderen Titelträgern der kleineren Klassen respektlos umgeht, muss ich leider sagen, dass der Respekt von Hockenheim 1994 vollkommen erloschen ist.“
Text von Sebastian Fränzschky
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