Lewis Hamilton - © Yamaha

© Yamaha – F1-Champion Lewis Hamilton mit
der Yamaha R1 beim Test in Jerez

(Motorsport-Total.com) – Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton betonte schon immer, dass er eine Leidenschaft für Motorräder hat.

Am 1. April 2018 verkündete der Brite im Rahmen eines Aprilscherzes sogar seinen Wechsel in die MotoGP. Und auch, wenn es sich dabei nur um einen Spaß gehandelt hat, dürfte Hamilton der grundsätzliche Gedanke an einen Umstieg auf zwei Räder zumindest in der Theorie ganz gut gefallen.

Anfang Dezember testete er eine Yamaha R1 nach Superbike-WM-Spezifikation in Jerez. Doch welche Chancen hätte Hamilton, wenn er tatsächlich einen Gaststart in der MotoGP oder in der Superbike-WM wagen würde?

Würde sich Hamilton überhaupt regulär für ein Rennen qualifizieren können? „Die 107-Prozent-Regel ist nicht so schwierig zu schaffen“, meint Ex-Rennfahrer Alex Hofmann im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘. „Viele Hobbyfahrer könnten sich theoretisch qualifizieren. Da reden wir je nach Rennstrecke zwischen sechs und sieben Sekunden. Das hat damals auch Michael Schumacher hingekriegt. Er fuhr damals so drei bis vier Sekunden hinter den guten Zeiten der Superbike-WM.“

Mit so einer Leistung wäre die Qualifikation theoretisch möglich. Laut Michael van der Mark war Hamilton in Jerez rund sieben Sekunden langsamer als die WorldSBK-Profis. „Aber die letzten zwei, drei Sekunden“, meint Hofmann, „bekommen meiner Meinung nach komplette Autofahrer nicht hin. Sie haben natürlich das Gefühl für die Geschwindigkeit und kommen sehr schnell rein, aber die Fahrdynamik bei einem Motorrad ist ganz anders als bei einem Auto.“

Die Zeiten von John Surtees sind vorbei

Neben der Fahrdynamik ist auch der Sicherheitsaspekt bei einem Auto und einem Motorrad komplett anders. Wenn man auf dem Motorrad einen Fehler macht, ist das Verletzungsrisiko ungleich höher. „Hoffen wir, dass Lewis viel Spaß dabei hat und sich nicht wie damals auch Schumacher wehtut“, meint Hofmann deshalb, denn man sollte es als Quereinsteiger nicht übertreiben: „Man kommt sehr schnell auf ein hohes Niveau und denkt dann: ‚Wow! Jetzt greifen wir richtig an.‘ Aber dann beißt das Motorrad doch zu. Es sind eben keine Knautschzonen vorhanden.“

Aus diesem Grund absolvierte Hamilton den Yamaha-Test auch erst nach der Formel-1-Saison. Den umgekehrten Weg ging in diesem Jahr MotoGP-Weltmeister Marc Marquez. Er und Dani Pedrosa testeten im Juni auf dem Red-Bull-Ring in Österreich einen alten Toro Rosso aus dem Jahr 2012. „Ein Motorradfahrer fühlt sich im Auto unsterblich“, denkt Hofmann an die Sicherheitszelle eines Autos. „Er muss einfach nur gucken, dass er sich an die Fahrdynamik gewöhnt und herausfindet, wie man schnell fährt.“

Der ehemalige MotoGP-Fahrer nahm selbst schon beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teil. Hofmann glaubt aber nicht, dass ein Motorradfahrer in die Formel 1 umsteigen und vorne mitmischen könnte: „Diese Zeiten sind vorbei. Das gab es vielleicht damals zu Zeiten von John Surtees und Co. Aber es ist tendenziell einfacher, von der MotoGP auf vier Räder umzusteigen. Umgekehrt ist es schwieriger.“ Surtees ist der einzige Fahrer der Geschichte, der 500er-Weltmeister und Formel-1-Weltmeister war.

Text von Gerald Dirnbeck

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